Blacklist - Blacklist - Blacklist
also den Geist der Bayards in sich. Man weiß nie, was aus der nächsten Generation wird, wenn sie in solchem Reichtum aufwächst.«
»Aber als ich Darraugh darauf ansprach, war er äußerst ungehalten.«
»Ich fürchte, ich gehöre nicht zu den Vertrauten von Mr. Graham, junge Frau; er hat seine Rechtsangelegenheiten anderweitig vergeben«, sagte Arnoff. »Doch er hing sehr an seinem Vater, und Mrs. Drummonds Haltung in jenem Sommer, als MacKenzie Graham starb, veranlasste Darraugh dazu, von zu Hause wegzulaufen. Er muss damals vierzehn oder fünfzehn gewesen sein. Er ging zu guter Letzt wieder nach Exeter, um sein Studium abzuschließen, aber nach Larchmont kehrte er nie mehr zurück, soweit ich weiß.«
»War etwas am Tod von MacKenzie Graham besonders schwer zu verarbeiten?«, fragte ich.
»Jeder Todesfall ist schwer zu verarbeiten. Aber wie ich gehört habe, hatte MacKenzie sich erhängt.«
»Aber warum?«, fragte Larry Yosano verblüfft.
»Weil er in diesem Alter war«, antwortete Arnoff. »Meiner Erfahrung nach haben die Unglücklichen dieser Erde mit fünfundvierzig Jahren entweder gelernt, mit sich zu leben, oder sie kommen zu dem Schluss, dass es die Mühe nicht mehr wert ist. Besonders unglückselig war natürlich die Tatsache, dass Darraugh die Leiche seines Vaters entdeckte. Ich denke, sein Vater wusste nicht, dass man ihn von Exeter nach Hause geschickt hatte. Mac-Kenzie hing sehr an seinem Sohn. Ich bezweifle, dass er sich umgebracht hätte, wenn er von der Anwesenheit seines Sohnes gewusst hätte. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.«
Ich versuchte, das zu verdauen. »Ms. Grahams Aussagen zufolge war die Ehe unglücklich. Warum haben die beiden dann überhaupt geheiratet? Und warum haben sie sich nie ein eigenes Zuhause geschaffen?«
»Wenn Sie Mrs. Matthew Drummond gekannt hätten, dann könnten Sie sich beide Fragen selbst beantworten. Mr. und Mrs. MacKenzie Graham machten ihren Eltern beide beträchtlich zu schaffen, als sie jung waren, wie Mr. Lebold mir erklärte. Mrs. Drummond und Mr. Blair Graham - Mr. MacKenzies Vater - hofften, dass die beiden jungen Leute durch die Ehe ruhiger würden. Als ich in diese Kanzlei kam, war Mrs. Drummond schon fünfundsechzig, aber immer noch eine einflussreiche Persönlichkeit. Tatsächlich wollte sie zunächst nicht mit - « Arnoff unterbrach sich.
»Sie wollte nicht mit einem jüdischen Anwalt arbeiten?«, half ich nach.
»Sie hatte altmodische Vorurteile«, sagte er knapp. »Als Theodore Lebold mich zum Partner machte, verloren wir einige Klienten, genau wie zu dem Zeitpunkt, als wir Yosano hier aufnahmen, aber die meisten Menschen in New Solway waren und sind sich damals wie heute bewusst, dass Lebold & Arnoff ihre Interessen stets überzeugend vertritt.«
24
Taucherin
In der Dämmerung sah der Teich weniger verkommen aus. Die Seerosenblätter waren deutlicher zu erkennen als die verhedderten Wasserpflanzen, und sogar der tote Karpfen schien nur unter der Oberfläche zu lauern, um eine Fliege zu erhaschen.
Nach dem Gespräch mit Arnoff hatte ich erwogen, nach Chicago zurückzufahren und mir den Teich erst morgen vorzunehmen, aber dann hätte ich die weite Fahrt ein zweites Mal machen müssen. Es war so oder so dunkel unter diesen Algen, ob ich nun um sechs Uhr morgens oder abends hineinstieg.
Mein ohnehin mageres Arsenal gab jetzt nur noch den hartnäckigen Wunsch her, in Erfahrung zu bringen, was Taverner Marc Whitby mitgeteilt hatte. Arnoff hatte ein paar Andeutungen gemacht, die ich vielleicht aufschlüsseln konnte. Er war spürbar stolz darauf, über allerlei Heimlichkeiten in New Solway im Bilde zu sein. Beispielsweise über irgendwelche delikaten Angelegenheiten, die Calvin Bayard niemals hätte schriftlich festhalten dürfen. Oder die er wenigstens vor den neugierigen Augen seines Sohnes hätte verbergen sollen.
Ich ließ die Abfahrt zur East-West-Mautstrecke hinter mir und reihte mich in den ewig langen Stau an der Zahlstelle ein. Arnoff meinte, niemand, nicht einmal Taverner, habe ernsthaft geglaubt, dass Calvin Bayard Kommunist sei. Was hatte er also getan, um seinen Sohn so zu erschüttern, dass er erzkonservativ wurde? Und zwar schriftlich?
Ich kroch ein paar Zentimeter weiter. Das war das Frustrierende an dieser Parade von Primadonnen. Ihrer aller Leben waren verwoben durch ihre Vorgeschichte, durch Ehen, durch gemeinsam gehütete Lügen. Sie waren wie eine Gruppe, die three-card monte spielte und lachte, als ich mich abmühte,
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