Blackout
bewirbt sich Doktor Delaware um die Aufnahme bei der Gentleman’s Brigade. Er besucht La Casa. Wir führen ihn herum, zeigen ihm das Gelände und die Einrichtungen. Dann überprüfen wir ihn, und unsere Tests ergeben, daß er nicht geeignet ist, unserer ehrenwerten Gemeinschaft beizutreten. Wir weisen seinen Antrag zurück. Wütend und frustriert, weil wir seinen Wünschen nicht nachkommen, überlegt er sich, was er tun kann.« Er hielt in seiner Erzählung inne. Sarah bewegte sich im Schlaf. »Er ist also wütend und frustriert«, wiederholte er. »Er schmort im eigenen Saft. Schließlich, als sein kranker Zorn überhand nimmt, dringt er in das Gelände von La Casa ein und streift durch die Gärten und Gebäude, bis er ein Opfer findet. Ein armes Waisenkind, ein Mädchen, wehrlos, allein in ihrem Schlafraum, weil sie mit einer Erkältung krank im Bett liegt. Der Wahnsinnige verliert die Kontrolle. Er vergewaltigt die Kleine, zerreißt sie dabei buchstäblich- die Autopsie wird ungewöhnliche Wildheit nachweisen, Will. Er ist so pervers, daß er seine schreckliche Tat auch noch photographiert. Ein unheimliches Verbrechen. Als das Kind um sein Leben schreit, kommen wir - du und ich, Willie - zufällig vorbei. Wir eilen ihr zu Hilfe, aber zu spät. Das Kind ist tot. Wir erleben die grauenvolle Tat in Entsetzen und Abscheu. Delaware, der auf diese Weise entlarvt wurde, geht auf uns los, eine Schußwaffe in der Hand. Heroisch kämpfen wir ihn nieder, entreißen ihm die Waffe, und dabei wird der Mörder tödlich verletzt. Die Guten siegen, und es ist wieder Frieden im Tal.«
»Amen«, sagte ich.
Er achtete nicht darauf. »Nicht schlecht, was, Willie?«
»Gus, damit kommst du nicht durch.« Towle trat wieder zwischen uns. »Er weiß alles. Die Sache mit der Lehrerin und dem Nemeth-Jungen -«
»Still. Es wird klappen. Die Vergangenheit ist der beste Prophet der Zukunft. Wir haben früher Erfolg gehabt, wir werden auch diesmal triumphieren.«
»Gus -«
»Still. Ich frage dich nicht, ich erteile dir die Befehle. Zieh sie aus.«
Ich stützte mich auf die Ellbogen und sprach durch geschwollene, schmerzende Kiefer, hatte Mühe, zu verstehen, was ich sagte.
»Wie wär’s mit einem anderen Drehbuch? Das meine heißt ›Die große Lüge‹. Es geht um einen Mann, der glaubt, er hätte Frau und Kind umgebracht, und der daraufhin sein ganzes Leben an einen Erpresser verkauft.«
»Maul halten.« McCaffrey näherte sich mir. Towle stellte sich ihm in den Weg und zielte mit dem 38er auf den grüngekleideten, fetten Riesen. »Ich will hören, was er zusagen hat, Gus. Es geht um Dinge, die mich verwirren. Dinge, die weh tun. Ich möchte, daß er es erklärt…«
»Denken Sie doch mal nach«, sagte ich und redete, so schnell ich konnte. »Haben Sie jemals den Körper des kleinen Willie nach Lebenszeichen untersucht? Nein. Er hat das getan. Er ha behauptet, Ihr Junge sei tot. Sie hätten ihn getötet. Aber wurd der Leichnam jemals gefunden? Haben Sie ihn jemals wirklic tot gesehen?«
Towles Gesicht spannte sich an vor Konzentration. Er begann wieder zu gleiten, verlor den Zugriff zur Realität, klammerte sich aber mit den Fingernägeln daran fest. »Ich - ich weiß nicht. Willie war tot. Sie haben es mir gesagt. Die Strömung der Gezeiten . . .«
»Vielleicht. Aber denken Sie nach: Es war eine einmalige Gelegenheit. Lilahs Tod hätte schlimmstenfalls eine Anklage wegen Totschlags eingebracht. Gewalttaten zwischen Eheleuten wurden seinerzeit nicht allzu hart bestraft. Bei den Anwälten, die Ihre Familie zur Verfügung hatte, wären Sie mit einer Gefängnisstrafe auf Bewährung davongekommen. Aber zwei Todesfälle - vor allem der eines zweijährigen Kindes - waren nicht so leicht vom Tisch zu wischen. Daher sollten Sie glauben, daß auch der Kleine tot war. Nur so bekam er Sie an den Haken.«
»Will«, sagte McCaffrey drohend.
»Ich weiß nicht… Es ist so lange her…«
»Denken Sie! Haben Sie ihn wirklich so fest geschlagen, daß er tot sein konnte? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Benützen Sie Ihr Gehirn. Es ist ein gutes Gehirn. Sie haben sich schon einmal erinnert.«
»Ich hatte ein gutes Gehirn«, murmelte er. »Sie haben es immer noch. Erinnern Sie sich. Sie haben den kleinen Willie auf die Seite des Schädels geschlagen. Auf welche Seite?«
»Weiß nicht-«
»Will, das sind doch alles Lügen. Er versucht nur, deine Gedanken zu vergiften.« McCaffrey überlegte, wie er mich zum Schweigen bringen konnte. Aber
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