Blackout (German Edition)
für Spielchen. Es geht um meine Schwester.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Es wurde still. Irgendwo in der Dunkelheit des Raums tropfte Wasser durch eine Öffnung auf den Boden. Das einzige Geräusch. Kein Wort von Thomas. Enttäuscht lehnte Nick seinen Kopf an die Wand. Er würde nie herausfinden, was es mit diesen Fotos auf sich hatte. Nebenan schepperte eine Flasche über den Boden, Scherben klirrten, Finn fluchte und Thomas heulte gequält auf.
»Ich hab doch nur deinen bescheuerten Cousin fotografiert!«
»Du hast was?«, brüllte Finn.
»Diesen Idioten Nick fotografiert.«
»Warum?«
»Ich kann das Arschloch nicht ausstehen.«
»Und da bist du einfach mal so auf die Idee gekommen, ein paar nette Bildchen von ihm zu schießen?«
»Ja.«
»Und was hast du mit den Fotos gemacht?«
»Nichts.«
Schwere Gegenstände knallten an die Wand. Nick dachte an den Hammer, der über seinen Kopf hinweg durch die Werkstatt geflogen war, und konnte sich vorstellen, wie Thomas zumute sein musste.
»Hör auf!«
»Ich höre erst auf, wenn du mir die ganze Wahrheit gesagt hast!«
Nick hörte einen dumpfen Aufprall.
»Okay, okay, ich sag’s ja schon!«, rief Thomas.
»Warte! Da ist noch jemand, der an der Wahrheit interessiert ist«, sagte Finn.
Nick riss die Tür auf. Nach der völligen Dunkelheit blendete ihn sogar das schwache Licht im Kellerraum. Er blinzelte und brauchte eine Weile, bis er Thomas sehen konnte, der zusammengesunken in einer Ecke kauerte.
»Du«, krächzte Thomas.
»Ja, ich.« Nick stellte sich neben Finn.
»Erzähl!«, befahl Finn.
Thomas starrte die beiden an. »Warum tust du dich mit dem zusammen?«, fragte er Finn.
»Erzähl!«, wiederholte Finn.
»Ein Journalist hat mich angesprochen und mir Geldgeboten, wenn ich Fotos von Nick mache. Der Typ versprach mir Geld für jedes Bild, auf dem Nick schlecht aussieht.« Thomas’ Grinsen wirkte gequält. »Hey, Finn, ich hätte dich fast eingeweiht. Hörte sich nach viel Spaß an.«
»Komm zur Sache!«, sagte Finn ungeduldig.
»Das erste Foto habe ich im Durcheinander der Schlägerei geschossen, dann eins beim Brunnen. War ganz einfach. Hat mir zweihundert Mäuse gebracht. Pro Bild. Danach war es ein Kinderspiel. Du hast mir erzählt, dass Nick nach Chur fährt. Ich habe Mike angerufen und ihn gebeten, Nick abzufangen.« Er blickte verächtlich zu Nick. »Ich wusste auch, dass Nick oft im Laden von Susanna arbeitet. Also hab ich eines Abends ein bisschen an der Tür gerüttelt und als der Idiot sie öffnete, um nachzuschauen, hab ich abgedrückt. Das Foto ist ziemlich unscharf und dunkel herausgekommen, dafür sieht Nick so aus, als ob er gerade was angestellt hat.«
»Wozu wollte der Kerl die Fotos?«, fragte Finn.
»Hat er nicht gesagt. Ich vermute, dass er irgendwann eine Serie rausbringen will über diesen blöden Arsch und seine genauso blöde Familie.«
»Und wann hast du die Berlin-Dateien auf Susannas PC runtergeladen?«, wollte Nick wissen. Thomas schaute ihn überrascht an.
»Woher weißt du das?«
»Wir stellen die Fragen«, sagte Finn.
»Der Typ hat gemeint, das könne nicht schaden. Also bin ich mit dir in den Laden gegangen und als du mit deiner Mutter gesprochen hast, habe ich schnell ein paar Webseiten über Berlin unter Favoriten auf Susannas PC gespeichert.«
»Warum hast du dich auf so was eingelassen?«, fragte Nick.
»Weil du nervst. Ich hätte alles getan, um dir zu schaden.« Thomas’ Augen leuchteten wild im Halbdunkel.
»Aber warum Carla?«, bohrte Finn nach.
»Was soll schon sein mit Carla? Es tut mir ja echt leid, dass sie weg ist, aber was habe ich damit zu tun?«
»Es gibt Fotos von Nick und Carla!« Finn ballte seine Hände zu Fäusten. »Wo und wann hast du diese Fotos gemacht?«
»Wovon zum Teufel sprichst du?«
Finn schlug ohne Vorwarnung zu.
»Ich habe keine Fotos von dem da und Carla gemacht. Echt. Ihr seid krank, ihr zwei!«, schrie Thomas.
Nick zog Finn am Arm zurück. »Ich glaube ihm.«
»Ich nicht.«
»Überleg doch. Er ist dein Kumpel. Der Schwester eines Kumpels tut man nichts. Es ging um mich. Er wollte mir eine alte Geschichte heimzahlen.«
»Ja, aber was ist mit den Fotos von dir und Carla?« Ratlos ließ Finn seine Fäuste sinken.
»Ich weiß nicht. Finn, da läuft noch was anderes.«
Nick wandte sich an Thomas. »Bist du sicher, dass der Typ ein Journalist war?«
»Er hat mir den Ausweis von seiner Zeitung gezeigt. Sah echt aus.« Thomas’ blasses Gesicht
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