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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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klebte ihm sein schweißnasser Pullover am Rücken. Wie um alles in der Welt hatten Forster und der Hagere es geschafft, Carla hier herunterzubringen? Vielleicht war sie gar nicht hier! Vielleicht hatte er etwas übersehen.
    Unsicher geworden überlegte er, ob er umkehren sollte, und passte einen Augenblick nicht auf, wohin er trat. Erfühlte, wie eine brüchige Steinplatte unter ihm nachgab, seinen Körper ins Straucheln brachte und ihn mitriss. Er stürzte in die Dunkelheit. Im Fallen umklammerte er die Taschenlampe. Ohne Licht war er hier unten verloren. Erst als er mit dem Rücken heftig gegen den harten Fels schlug, wurde sein Sturz gebremst. Nick taten alle Knochen weh. Reglos lag er da und hörte Steine in die Tiefe kullern, welche sein Körper beim Fall gelöst hatte.
    Eine warme Flüssigkeit rann über sein Gesicht. Er wischte sie mit dem Ärmel weg und setzte sich vorsichtig auf. Das Licht seiner Taschenlampe brannte noch. Nick richtete den Strahl auf seine Beine. Die Hose war zerrissen, seine Knie aufgeschlagen, aber sonst sah alles okay aus. Er konnte Arme und Beine bewegen. Mühevoll richtete er sich auf und tastete sich langsam den Fels entlang.
    »Carla!« Seine Stimme war viel zu leise. Er spuckte lehmige Erde aus, die ihm während des Sturzes in den Mund geraten sein musste.
    »Carla!« Diesmal war er laut genug. Er wartete auf eine Antwort. Nichts. Er rief erneut. Ihm fiel ein, dass sie sich vielleicht nicht zu antworten traute. Er begann ganz ruhig zu sprechen. »Carla, ich bin’s, Nick. Ich bin hier, um dich rauszuholen. Es ist vorbei. Die Polizei wird gleich hier sein.«
    Im Schein seiner Taschenlampe konnte er die Stelle erkennen, an welcher der Gang zur Gittertür abzweigte.
    »Carla, ich komme jetzt. Ich bin ganz nah. Nicht erschrecken.«
    »Nick?«
    Sein Herz machte einen kleinen Satz.
    »Carla!«
    »Bist du das?« Sie sprach leise, unsicher, als vertraue sie ihrer Stimme nicht.
    »Ja. Ich komme.«
    Nur noch ein paar Schritte trennten ihn von dem Gitter. Er sah das Vorhängeschloss und zog den Schlüssel aus der Hosentasche.
    »Carla, wo bist du?«
    »Hier hinten.«
    Nick leuchtete durch das Gitter und sah sie am Boden sitzen. »Kann nicht aufstehen«, flüsterte sie.
    »Bleib sitzen. Ich komm dich holen.«
    Nicks Hände zitterten so sehr, dass er mehrere Anläufe brauchte, bis das Schloss endlich aufsprang. Die Gittertür quietschte, als er sie aufstieß. Er leuchtete den Raum aus. Keine Zombies und keine Gespenster. Was er sah, war viel schlimmer. Carla kauerte auf einer Decke, die er sofort erkannte; er hatte sie auf den Fotos gesehen. Ihr Haar hing wirr in ihr Gesicht, das alle Farbe verloren hatte. Sie wirkte dünn, so schrecklich dünn und zerbrechlich. Ihre Lippen waren blutig gebissen und aus ihren vorher so strahlend blauen Augen war aller Glanz gewichen. Ihre Kleider waren mit feinem Staub bedeckt und so schmutzig grau wie der Fels, der sie umgab.
    Er stöhnte auf und kniete sich neben sie hin. Als er sie berührte, zuckte sie zusammen.
    »Carla, ich bin es doch, Nick.«
    »Nick …«
    Ihr Körper versteifte sich, wich von ihm zurück.
    »Warum hast du mich allein gelassen?« Sie schluchzte auf. Er musste mit ihr hier unten gelegen haben in diesendrei Tagen, an die ihm die Erinnerung fehlte. Seit beinahe vier Tagen war sie allein hier. Der Gedanke daran war unerträglich.
    »Es tut mir leid, es tut mir so leid«, murmelte er.
    »Warum?« Ihre Stimme brach.
    »Sie haben mich weggebracht.«
    Sie hob den Kopf. »Er … er hat gesagt, du bist abgehauen und … und hast mich allein gelassen.« Tränen rollten über ihr Gesicht.
    »Das hätte ich nie getan! Glaub mir.«
    Sie gab ihren schwachen Widerstand auf und ließ es zu, dass Nick sie in die Arme nahm. Er schaukelte sie ganz sanft, so, wie man ein kleines Kind wiegt. »Es wird wieder gut«, flüsterte er, »es wird wieder gut.«
    Sie klammerte sich an ihn. »Ich … ich habe versucht, nicht durchzudrehen.«
    Nick strich ihr sachte die Haare aus dem Gesicht. »Ich bringe dich hier raus«, versprach er. »Du hast gesagt, du kannst nicht aufstehen?«
    »Zu schwach«, flüsterte sie. »Hab’s versucht.«
    »Wir können auch hier sitzen bleiben und warten, bis Caduff kommt«, schlug er vor.
    »Wer ist Caduff?«
    »Ein Bulle. Einer von den Guten.«
    Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. »Nein! Ich will hier raus. Bitte!«
    Nick stand auf und zog Carla vorsichtig hoch. Ihre Knie knickten ein, aber er hielt sie fest. Drückte sie an

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