Blackout - Kein Entrinnen
der Hand hielt. »Sie waren ungefähr sieben Stunden unter Narkose.«
Unter was? Ich bekam mehr Gespür für meinen Körper, der ausgestreckt auf einer gepolsterten Fläche lag. Mein Kopf lag etwas höher als der Rest, wohl damit ich leichter Luft bekam. Ich musste mich sehr anstrengen, um mich zu konzentrieren, und dabei krampfte ich die Hände zusammen. Meine Finger trafen auf etwas, das nachgab.
»Sehr gut!« Dr. Kimberley klang erfreut. Das Etwas glitt aus meiner Hand heraus. »Kathleen, injizieren Sie ihr die Lösung über die Infusion und geben Sie mir das Ephedrin. Es ist Zeit, dass unsere Miss Mason sich wieder ganz zu den Lebenden gesellt.«
Wieder stieß ich ein wütendes Quieken aus. Wäre Shaun hier gewesen, hätte er diesen Leute so schnell die Ärsche aufgerissen, dass …
Dann erklang eine vertraute Stimme, die meinen Zorn sogleich besänftigte. »Geht es ihr gut?«
Ich erstarrte, soweit ich bei meiner derzeitigen Bewegungslosigkeit erstarren konnte. Dr. Kimberley schien es jedenfalls nicht aufzufallen. »Ja, Mr. Vizepräsident. Die Behandlung war ein Erfolg. Wenn keine Komplikationen mehr auftreten, rechne ich mit einer vollständigen Genesung.«
»Gut.« Eine Hand berührte meine Stirn. Ich bemühte mich, die Augen zu öffnen. »Es tut mir so leid, dass Sie all dies durchmachen mussten, George. Nun tun Sie, was Sie am besten können. Lassen Sie sie alle hochgehen.«
Ich stöhnte. Mehr brachte ich nicht heraus.
Rick zog seine Hand weg. »Wenn ich länger bleibe, wird meine Abwesenheit auffallen. Sollte es Komplikationen geben, benachrichtigen Sie mich über mein Büro. Ich will unverzüglich informiert werden. Haben Sie das verstanden?«
»Ja, Sir«, sagte Dr. Kimberley.
Plötzlich wurde ich von stechenden Schmerzen geschüttelt, die von einer Stelle nah an meinem Herzen ausgingen. Wenn ich auch nicht sprechen konnte, so konnte ich doch schreien, und das tat ich. Dabei bäumte ich mich auf, bis ich den Eindruck hatte, eine regelrechte Brücke zu schlagen.
»Sie hat Krämpfe«, rief Dr. Kimberley. »Den Notfallwagen, schnell!«
Das Ende ihres Satzes wurde verschluckt und ging im allgemeinen Chaos unter, als die Dunkelheit ihre Tentakel wieder nach mir ausstreckte. Ein Warnsignal plärrte, und ich schrie so laut, dass ich meinte, in meiner Kehle würde etwas zerreißen. Dann zog sich die Welt zurück, und ich stürzte in die Finsternis. Diesmal war kein Friede dort, nur Schmerz, Schmerz, Schmerz .
Kopflose Stimmen redeten in der Dunkelheit durcheinander. »… verlieren sie, ich weiß nicht warum, sie …« »… müssen eines übersehen haben …« »… schauen Sie unterm Schlüsselbein nach …«
Und dann gab es nur noch die Dunkelheit, so umfassend, dass sie auch noch den Schmerz verschlang, und die Stimmen spielten keine Rolle mehr. Eine Zeit lang herrschte willkommenes Nichts. Das reine Nichts.
»Georgia.«
Als man mich zum dritten Mal aus der Dunkelheit rief, war nichts unscharf oder gedämpft. Das Wort klang aus der Nähe, unmittelbar und in vollkommener Klarheit. Ich stöhnte. Plötzlich spürte ich meinen Körper und merkte, dass er Teil meines Bewusstseins war. Und mein Bewusstsein unterschied sich von der Dunkelheit.
»… was?«, flüsterte ich. Diese kleine Bewegung bewirkte, dass mir hundert andere Dinge bewusst wurden. Ich hatte einen Mund. Ich konnte sprechen. Meine Lippen waren ausgetrocknet, und meine Kehle schmerzte. Das waren die einzigen Schmerzen – für den Moment wenigstens.
Ich lebte.
»Wie fühlen Sie sich?« Dr. Kimberley klang aufrichtig besorgt. Ich hatte in meinem Leben genug Zeit mit Ärzten verbracht, um zu wissen, wann sie Sorge nur vorgaben. Und Dr. Kimberley gab sie nicht vor. Den Atemschutz hatte sie offenbar endgültig abgelegt, und ihre Worte – noch immer mit walisischem Akzent – klangen sanft und erschöpft, als hätte sie seit Tagen nicht geschlafen.
»Wasser«, wisperte ich.
»Sie sind nicht dehydriert, aber ihre Kehle ist ausgetrocknet. Wir haben Sie die letzten drei Tage mit einer Sonde gefüttert. Vor einer Stunde ungefähr haben wir sie entfernt. Wenn Sie die Augen öffnen können, kann ich Ihnen etwas Wasser geben. Tut mir leid, aber das ist der Deal. Wenn Sie reagieren, bekommen Sie Wasser.«
Ich schlug die Augen auf. Das Licht stach wie Messerstiche, und ich kniff die Lider sogleich wieder zusammen. Ich spürte einen leichten Druck auf der Nase, als Dr. Kimberley mir etwas aufsetzte.
»Die wird das Gröbste abschirmen«, sagte
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