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Blackout - Kein Entrinnen

Blackout - Kein Entrinnen

Titel: Blackout - Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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dass selbst so mancher Präsident nicht hier absteigen konnte.« Becks zog ihre Hand zurück. »Diskretion ist ihnen das Allerwichtigste. Jetzt lass uns reinfahren.«
    »Du bist die Chefin.« Ich startete den Motor.
    Becks grinste. »Das höre ich gern.«
    »Dachte ich mir.«
    An dem Einparker vorbeizukommen, ohne ihm die Schlüssel überlassen zu müssen, war leichter, als ich befürchtet hatte. In allen anderen Läden, die ich bisher gesehen hatte und die auch nur annähernd so waren wie dieser hier, wimmelte es von Leuten, die verzweifelt nach Trinkgeld jagten und alles taten, um eines zu bekommen. Solange »alles« nicht bedeutete, tatsächlich einen anderen Menschen anzurühren. Man denkt immer, Hotelangestellte seien weniger paranoid als andere, was Fremde angeht. Ich hätte es fast geglaubt, bis ich ein paar Mal in Hotels übernachtete und mitbekam, wie peinlich das Personal darauf bedacht war, Gäste nicht zu berühren. Es wäre beinahe komisch gewesen, wenn es nicht so verdammt traurig gewesen wäre.
    George hatte einmal die Theorie geäußert, dass Leute, die in Hotels arbeiteten, sogar noch mehr Angst vor anderen Menschen hätten als der einfache Mann von der Straße. »So knüpfen sie zu keinem eine Beziehung«, hatte sie gesagt. »Die Leute kommen und gehen und bleiben nicht lange genug, um mehr als ein Name in einem Gästebuch zu werden. Man empfindet keinen Verlust, wenn man nichts hat, was man verlieren könnte.«
    Das Agora unterschied sich auf beunruhigende Weise davon. Das Lächeln des Einparkers, als ich ihm sagte, dass ich das lieber selbst übernehmen wollte, wirkte aufrichtig, und die Garage für Selbstparker war groß, geräumig und gut beleuchtet. Alle fünf Meter befanden sich Notausgänge. Auch der Hotelpage, der uns die Eingangstür aufhielt, lächelte freundlich, und zwar auch dann noch, als offenbar wurde, dass die tagelange Fahrt uns nicht gerade in einen knusperfrischen Zustand versetzt hatte. Und keiner streckte die Hand nach einem Trinkgeld aus.
    »Das ist seltsam«, murmelte ich Becks zu, als wir weit genug von dem Pagen weg waren, damit er uns nicht mehr hören konnte.
    »Das ist Reichtum«, gab sie zurück, und wir beide legten die Handflächen auf die Testeinheit, um die Schleuse zu öffnen, die den äußeren Ring des Hotels vom eigentlichen Foyer abteilte. Eine Sekunde darauf glitten die Türflügel auf und ließen uns ein.
    »Willkommen, Mr. Mason. Willkommen, Miss Atherton«, sagte eine höfliche Frauenstimme. »Das Agora empfiehlt Ihnen, unser reichhaltiges Serviceangebot zu nutzen. Auf Ihren Zimmern wurde bereits ein heißes Bad eingelassen. Wir freuen uns, dass Sie hier sind.« Dann glitt die Tür am anderen Ende der Schleuse auf, und uns offenbarte sich zum ersten Mal die Empfangshalle.
    Also das ist jetzt echt zu viel des Guten , bemerkte George.
    »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund«, sagte ich und folgte Becks aus der Schleuse hinaus.
    Das Foyer des Agora war in Weiß- und Blautönen gehalten. Es sah aus wie im Innern des teuersten Gletschers der Welt. In einer Ecke stand ein Flügel, halb verdeckt von großen Pflanzen mit breiten grünen Blättern und trompetenförmigen blauen Blüten. Es war kein Pianist zu sehen, aber es hallte angenehmes Geklimper durch den Saal, so leise, dass es nicht ablenkte, aber doch zu wenig vorhersehbar, als dass es vom Band kommen konnte. Die Rezeption befand sich neben einer geschwungenen Treppe, die in den zweiten Stock hinaufführte.
    Maggie und Mahir standen in der Mitte der Halle und unterhielten sich leise. Sie sahen zu uns herüber, als die Schleusentür wieder zuging. »Shaun! Becks!«, rief Maggie aus. In dieser exklusiven Atmosphäre hallte ihre Stimme entschieden zu laut. »Ihr habt es geschafft!« Sie trabte auf uns zu, und Mahir folgte ihr etwas langsamer.
    »Äh, ja. Wir haben es geschafft«, sagte ich und starrte Maggie an. »Du siehst …«
    »Wie die Erbin von Garcia Pharmaka aus«, sagte sie strahlend. »Gefällt’s dir?«
    »Äh …«
    Maggie trug einen maßgeschneiderten Blazer über einem weißen Spitzenhemd, keinen BH und eine Hose, die aussah, als wäre sie mit einer Spraydose aufgetragen worden. Vielleicht war sie das tatsächlich – in den letzten Jahren wurden erstaunliche Dinge mit Formgedächtnispolymeren angestellt, und mir war bekannt, dass man auch an Dosenkleidern arbeitete. Ihr sonst gelocktes und zu Zöpfen geflochtenes braunes Haar fiel lose und glatt auf ihren Rücken, als hätte es seine ganz eigene

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