Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
Vom Netzwerk:
alle Fälle auf dem Nachttisch liegen hatte, leuchtete sie sich den Weg hinaus. Ihr Mann folgte ihr. Im Flur trafen sie auf den Hausherrn.
    »Hast du das auch gehört?«, fragte Annette Doreuil.
    »Im Haus bleiben und die Fenster geschlossen halten.«
    »Aber weshalb?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Bollard.
    Den Haag
    Shannon erwachte mit dicken Lidern. Die Betthälfte neben ihr war leer. Aus dem Bad hörte sie nichts. Sie rieb sich die Müdigkeit aus dem Gesicht, stand auf und tappte zum Fenster. Kein Traum. Das Haus in der Nachbarschaft war eine schwarze Ruine. Auf der Kamera ließ sie die Bilder der Nacht noch einmal laufen. Ein Albtraum. Die Frau mit dem Kind auf dem Sprungtuch, das die Feuerwehrleute nicht rechtzeitig hatten ausbreiten können. Die Uniformierten, wie sie neben den leblosen Körpern knieten. Shannon schaltete ab. Überlegte, ob sie die Aufnahme löschen sollte.
    Mit der Morgentoilette ließ sie sich Zeit. Dann schnappte sie ihre Kamera und ging hinunter zum Frühstück. Viele Leute saßen nicht an den Tischen. Sie hatte keinen Appetit, zwang sich zu einem Honigbrot und einem Kaffee.
    In der Hotelgarage wartete der Porsche. Vorsichtig lenkte sie den Boliden auf die Straße. Dekadent, dachte sie. Ein kleineres, unauffälligeres Gefährt wäre ihr lieber gewesen. Shannon kannte den üblichen Morgenverkehr in Den Haag nicht. Jetzt war er nicht besonders dicht. Das Bild der beiden Schwerverletzten oder Toten hatte sie nicht mehr richtig schlafen lassen. Verließ sie auch jetzt nicht. Ohne bedrängt zu werden, konnte sie langsam fahren und beobachten. Viele Fußgänger und Radfahrer waren unterwegs. Die Kamera lag auf dem Beifahrersitz, eine zweite sowie Ersatzakkus davor im Fußraum.
    Viele der Menschen schienen es eilig zu haben. An der nächsten Kreuzung entdeckte sie den Grund. In der Straße rechts drängte ein Schwarm um ein Gebäude, das Shannon beim Näherkommen als Supermarkt identifizierte. Einzelne Erfolgreiche hasteten bereits mit überfüllten Einkaufswagen davon, eifrig darauf bedacht, dass ihnen niemand etwas daraus stibitzte.
    Shannon hielt an, stieg aus, filmte. Um ein Interview brauchte sie keinen der Menschen fragen. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, in den Supermarkt zu gelangen oder ihre Einkäufe in Sicherheit zu bringen. Shannon zielte mit dem Objektiv auf die hektischen Gesichter, aufgerissenen Münder, die Hände, die gegen ihre Vorderfrauen drückten oder am Vordermann zerrten. Sie filmte Strauchelnde, Alte oder Schwache, die zur Seite gedrängt wurden. Sie hielt auf die Einkaufswagen, die aus dem Getümmel auftauchten, über die die Schiebenden beschützend Oberkörper und Arme geworfen hatte, die gleichzeitig verzweifelt versuchten, lästige Diebe zu verscheuchen.
    Ketchup, Senf – warum nahmen die Leute das mit?, fragte sich Shannon, den Blick unverwandt auf den kleinen Monitor gerichtet, der die Welt abbildete. Die Menschen schienen alles in die Körbe zu werfen, dessen sie habhaft wurden, schien Shannon.
    War es die Gier, die Angst, Gedankenlosigkeit?
    Wäre es ohne meinen Bericht gestern Abend hier heute anders zugegangen?
    Sie stieg in den Porsche. Mit röhrendem Motor ließ sie den Aufruhr im Rückspiegel zurück.
    »Gehen wir alles durch«, sagte Bollard. Er stand vor der großen Übersichtswand in ihrem improvisierten Lagezentrum.
    »Beginnen wir mit Italien. Dort haben sie inzwischen die Bewohner der letzten Jahre jener Appartements überprüft, über deren Zähler der falsche Code eingeschleust und verbreitet wurde.«
    Er zeigte auf eine ganze Reihe von Bildern der Wohnungen und von Personen.
    »Besonders intensiv widmeten sie sich natürlich jenen der letzten Monate und Jahre. Die Leute waren durchwegs unauffällig und unbescholten, wenn man von Steuervergehen absieht, was in Italien nicht als echtes Verbrechen gilt. Von den angeblichen Mitarbeitern der Stromgesellschaft weiterhin keine Spur.«
    Bollard deutete auf das Bild eines modernen italienischen Stromzählers.
    »Inzwischen wissen wir auch mehr darüber, was in Italien geschehen ist. Techniker des italienischen Elektrizitätsversorgers Enel haben die Zugriffsprotokolle der Firewalls zum Internet geprüft und herausgefunden, dass bereits seit fast achtzehn Monaten verdächtige Zugriffe auf interne Systeme und Datenbanken des Unternehmens stattfinden. Die IP -Adressen der Eindringlinge kommen aus der Ukraine, von Malta und aus Südafrika. Auf diese Weise gelangten sie vermutlich an die Zugangsdaten für

Weitere Kostenlose Bücher