BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
wurde von denen nach Deutschland geschickt. Von dort war es näher hierher. Kurz gesagt.«
Sie seufzte. »Einige unserer Kollegen kommen nicht mehr zur Arbeit. Wohnen zu weit weg, andere Gründe … freie Plätze gäbe es.« Sie biss sich auf die Lippen. »Ist ja auch egal. Hier geht ohnehin alles drunter und drüber.« Mit einer Kopfbewegung gab sie ihnen ein Zeichen, ihr zu folgen. »Das kann mich meinen Job kosten. Aber zuerst müsst ihr euch anmelden und duschen.«
»Nichts lieber als das.«
»Wir haben Sanitärräume, da gehen wir zuerst hin. Habt ihr was zum Wechseln?«
»Ich schon«, sagte Shannon.
»Ich nicht«, gestand Manzano.
»Vielleicht treibe ich etwas auf«, sagte Angström.
Sie standen am Tresen.
»Zwei Besucherausweise, bitte«, verlangte Angström von dem naserümpfenden Portier.
Sie erhielt zwei scheckkartengroße Plastikkarten, die sich ihre Gäste an die Kleidung heften konnten.
»Seid ihr in Kontakt mit Europol?«, fragte Manzano auf dem Weg zum Lift.
»Nicht wirklich.«
»Ich möchte meine Nachforschungen durchführen, bevor ich mich dort melde«, erklärte er Angström.
Sie musterte ihn skeptisch, sagte aber nur: »Okay. Und was Sie angeht«, sie wandte sich an Shannon, während sie den Aufzug betraten, »was Sie hier sehen und hören, unterliegt selbstverständlich absoluter Geheimhaltung.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Shannon.
Ratingen
»Wir haben sie«, erklärte der Anrufer aus Berlin am Funktelefon. »Das Beschattungsteam einer Hochspannungs-Umschaltanlage entdeckte sie, nachdem sie einen Brand gelegt hatten.«
»Wo?«
»In der Nähe von Schweinfurt.«
Schweinfurt. Hartlandt versuchte erst gar nicht zu raten, wie weit das war. Auf seinem Computer rief er die Deutschlandkarte auf. Rund dreihundert Kilometer südöstlich von Ratingen.
»Haben sie die Kerle erwischt?«
»Sie haben einen Hubschrauber angefordert. Der ist unterwegs und wird die Beobachtung aus sicherer Höhe fortsetzen. Die GSG 9 ist bereits informiert.«
»Ich muss dahin.«
»Helikopter sollte in zwanzig Minuten auf dem Talaefer-Parkplatz landen.«
Brüssel
Zwei Minuten, mehr war nicht erlaubt, hatte Angström ihm klargemacht. Noch nie hatte er eine Dusche derart genossen. Als er, mit dem Handtuch um die Hüften, aus der Kabine trat, wartete die Schwedin mit einem Bündel Kleider.
»Hose und Hemd. Von einem Kollegen, der sie als Reserve im Schrank hatte, der aber seit Tagen nicht aufgetaucht ist. Werden ein bisschen zu kurz sein, aber besser als nichts. Dein Zeug habe ich in eine Waschmaschine geworfen. Sogar so etwas haben wir hier. Haben sie extra ein paar aufgestellt, für die Mitarbeiter.«
Er versuchte, die Hose so überzuziehen, dass sie die Verletzung an seinem Bein nicht sah.
»Was ist denn da passiert?«, fragte sie und zeigte auf die Naht.
»Blöd gefallen«, log er.
»Sieht übel aus.«
»Fühlt sich auch so an. Und wie kommst du sonst zurecht?«, wechselte er das Thema, während er sich anzog.
»Ich lebe mehr oder minder hier«, antwortete sie achselzuckend. »Nach Hause fahre ich nur zum Schlafen. Und selbst das nicht immer. Die Notlinien für Mitarbeiter pendeln nicht mehr hin und her. Mit dem Fahrrad sind das immerhin eineinhalb Stunden, ein Weg. Na ja, da bleibt es mir warm, und ich komme zu dem Sport, den ich im Skiurlaub verpasst habe.«
»Hast du etwas von deinen Freundinnen und dem alten Bondoni gehört?«
»Seit unserer Abfahrt nicht mehr«, gestand sie bedrückt.
Vor den Waschräumen trafen sie Shannon.
»Ich geh hier nie wieder weg«, seufzte die Journalistin genussvoll. Sie trug frische Jeans und einen Pulli.
»Doch«, erklärte Angström. »Mit uns ins MIC .«
Die zentrale Melde- und Verwaltungsstelle für Zivilschutz und Katastrophen, eine der größten politischen Einheiten der Welt, hatte sich Manzano spektakulärer vorgestellt.
Angström führte sie in ein kleines Büro im sechsten Stock.
»Das hier ist ein kleiner Besprechungsraum«, erklärte sie. »Wir haben ein Gästenetz, in das kommst du über WLAN .«
»Komme ich nicht.« Er zeigte ihr seinen Laptop. »Der Akku ist leer. Ich bräuchte ein Netzkabel. Habt ihr so etwas?«
Angström untersuchte den Anschluss. Sie öffnete ein Sideboard. »Hier sind zwei Laptops, vielleicht passt da was?«
Manzano probierte sie aus. Ein Kabel passte.
»Wenn euch jemand fragt«, sagte Angström, »schickt ihn zu mir.«
»Sag, dass wir von der IT sind. Ihr seid hier Tausende Leute, da kennt ohnehin nicht jeder
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