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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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konnte.
    »Das reichte von Guerilla Gardening über Kommunikationsguerilla bis zur Unterstützung von Betrieben, die sich in Selbstverwaltung organisierten, wie es viele in dieser Phase taten.«
    Eine Gruppenaufnahme zeigte junge Menschen aller Hautfarben, darunter Rastalockenträger ebenso wie Studenten in blauem Oxford-Hemd. Mittendrin stand Jorge Pucao, die Locken zurückgekämmt, aufgeweckter Blick, das helle Hemd hing über die Jeans.
    »2003 hat Argentinien das Schlimmste hinter sich, und Pucao beginnt ein Master-Studium an der School for Foreign Service der Georgetown University in Washington. Sie gilt als eine der Kaderschmieden für spätere Karrieren in der Politik, bei internationalen oder karitativen Organisationen. Finanzieren kann er das Studium durch seine Fähigkeiten als gefragter freiberuflicher IT -Fachmann, pikanterweise im Bereich Online-Sicherheit. Parallel dazu engagiert er sich in der Anti-Globalisierungsbewegung. Dabei wird er offensichtlich immer radikaler, wie Artikel und ein sogenanntes Manifest nahelegen, die er auf seiner Webseite publizierte. Sie finden alle Dokumente, auch spätere, unter ›Pucao_lit‹ in der Datenbank«, fügte Bollard hinzu, in der Erwartung, dass sie sich jeder der Anwesenden zu Gemüte führte. Er selbst hatte einige davon überflogen, sich aber nicht darin vertieft. Auffällig war auf den ersten Blick die Disziplin der Argumentation, die den meisten Pamphleten diverser Radikaler fehlte, deren Tiraden sich in wirren Parolen und Anschuldigungen verloren.
    »In den USA kommt er auch in Kontakt mit Gruppierungen des Primitivismus. Für alle, denen das nichts sagt: Im Wesentlichen vertreten dessen Anhänger eine Rückkehr in vorindustrielle Lebensformen, viele lehnen auch unsere Form der Zivilisation ab. Allerdings scheinen diese Kontakte nicht besonders intensiv gewesen zu sein. Wäre auch seltsam angesichts der Tatsache, dass Pucao mit modernster Technologie sein Geld verdiente. Aber wir haben ja schon mitbekommen, dass der Gute durchaus ambivalent ist.
    2005 schließt er sein Studium in Washington erfolgreich ab. Beim G-8-Gipfel im schottischen Gleneagles protestiert er wieder. Zurück in den USA arbeitet er weiterhin als IT -Spezialist. Es gibt Mutmaßungen, aber keine Beweise, dass er in all den Jahren auch als Hacker aktiv war.«
    Nun kam Bollard zu dem Gruppenfoto der Konferenz in Schanghai, das ihm die Deutschen übermittelt hatten.
    »2005 nimmt er an einer Konferenz für Internet-Sicherheit in Schanghai teil. Auf derselben Konferenz ist auch Hermann Dragenau anwesend, wie dieses Foto zeigt. Er ist Produktverantwortlicher bei Talaefer, jenem Technologiekonzern, bei dem der Verdacht besteht, dass seine Steuerungssoftware für Kraftwerke manipuliert worden sein könnte.«
    »Verstehe ich das richtig«, fragte Bollards Mitarbeiter Christopoulos, »wir konstruieren hier aus der – zugegebenermaßen großen – Ähnlichkeit eines Phantombildes mit dem Foto eines Menschen, der vor ein paar Jahren dieselbe Konferenz wie Hermann Dragenau besucht hat, einen möglichen Terroristen?«
    »Ein bisschen mehr haben wir schon«, antwortete Bollard.
    Er rief eine optisch wenig spektakuläre Liste aus Buchstaben- und Zahlenfolgen auf.
    »Wie wir alle wissen, haben die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 mit der Speicherung von Flugpassagierdaten begonnen, seit 2007 hat sich die EU bereit erklärt, Daten von Passagieren in und aus den USA ebenfalls an die USA zu geben. Dadurch wissen wir, dass Pucao zwischen 2007 und 2010 häufig zwischen den Vereinigten Staaten und Europa pendelte. Nicht selten war dabei sein europäischer Zielflughafen Düsseldorf, also nur einen Katzensprung von Dragenaus Wohnort entfernt. Es kommt aber noch besser. 2011 macht Dragenau Urlaub in Brasilien. Davon gibt es Fotos und sogar noch Reiseunterlagen. Zur selben Zeit fliegt auch Pucao dorthin und bleibt zwei Tage. Zu kurz für einen Urlaub.«
    »Aber es gibt keine Beweise dafür, dass die beiden sich getroffen haben?«, fragte Christopoulos. »Und wenn, würde das auch noch nichts bedeuten.«
    »Das stimmt natürlich, aber …«
    »Entschuldige, wenn ich dich unterbreche, aber mir leuchtet noch etwas nicht ein: Wenn die beiden solche Computergenies sind und die Apokalypse planen, dann wissen sie doch, dass sie bei all ihren Aktivitäten digitale Spuren hinterlassen. Warum gehen sie nicht vorsichtiger vor oder verwischen sie?«
    »Weil sie sich sicher fühlen?«, fragte Bollard

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