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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Schießen wir zurück, bevor wir verbluten.«
    Brüssel
    Angström stellte das geklaute Fahrrad vor dem vierstöckigen Zinshaus ab, Shannon lehnte ihres daneben.
    Angström wohnte im obersten Stock. Sobald sie in der Wohnung waren, sperrte sie alle vier Schlösser doppelt ab.
    Sie sahen beide zum Fürchten aus. Verrußt, verschwitzt, die Haare zerzaust.
    »Komm mit«, sagte Angström knapp. Im Bad reichte sie ihr ein paar einzeln abgepackte Erfrischungstücher. »Das muss genügen, tut mir leid.«
    Shannon reinigte sich notdürftig. Immerhin aus dem Gesicht und von den Händen konnte sie den Dreck entfernen. Ein Tuch blieb ihr sogar noch für die Achseln und den Hals.
    In der Küche öffnete Angström eine Packung mit Brot, stellte Honig auf den Tisch, eine Flasche Wasser.
    »Corned Beef hätte ich noch, wenn du zum Frühstück Fleisch möchtest«, bot sie Shannon an.
    »Danke, ist wunderbar so.«
    »Du hast Piero in Den Haag kennengelernt?«
    Shannon erzählte die Geschichte, wie sie Bollard gesucht hatte und dabei auf Manzano gestoßen war. Sie hatte noch immer das Gefühl, dass Angström sich für den Italiener interessierte, deshalb verschwieg Shannon, dass sie mit ihm das Zimmer geteilt hatte.
    »Und dann seid ihr nach Deutschland?«
    Shannon fragte sich, wie viel sie der Frau verraten sollte. Sie entschloss sich für eine entschärfte Variante. Sollte Manzano ihr eines Tages die Wahrheit berichten, wenn die sie interessierte.
    »Ganz verstehe ich immer noch nicht, warum ihr wieder wegmusstet«, gab Angström zu, als Shannon geendet hatte.
    »Jetzt sind wir auf jeden Fall hier«, sagte diese. »Du glaubst, die Polizei wird uns hier nicht suchen?«
    »Du hast gesehen, wie viele dort abgehauen sind. Darunter waren Mörder. Warum sollten sie ausgerechnet zu mir kommen?«
    Sie saßen eine Weile schweigend, aßen.
    »Wie war die Entwicklung der vergangenen Tage?«, fragte Shannon schließlich. »Du musst ja einen guten Überblick haben.«
    »Kommt die Journalistin wieder durch?«
    Shannon zuckte mit den Schultern. »Auf Sendung kann ich zurzeit ohnehin nicht gehen. Und selbst wenn, wer würde es sehen?«
    »Wir haben kein umfassendes Situationsbild«, erzählte Angström. »Die meisten Kommunikationsmittel sind ausgefallen. Kein Telefon, kaum Behördenfunk, ein wenig Militär- und Amateurfunk, ein paar Satellitenverbindungen. Im Wesentlichen bestehen die Verbindungen zwischen den nationalen Krisenzentralen, aber die Staaten wissen nur bruchstückhaft, was bei ihnen überhaupt los ist. Nur punktuell dringen Informationen bis in die Zentralen, und das sind ausnahmslos schlechte. Schwarzmärkte florieren, öffentliche Strukturen und Behörden werden abgelöst von privaten Initiativen oder Parallelstrukturen, Polizei und Militär können die öffentliche Sicherheit nicht mehr aufrechterhalten. Es kommt zu Selbstjustiz.«
    »So einer Bürgerwehr sind wir begegnet.«
    »Ich habe in Brüssel auch schon welche gesehen. Nach Spanien haben auch in Portugal und Griechenland die Militärs geputscht. In Frankreich gab es allem Anschein nach einen GAU in einem Kernkraftwerk, ebenso in Tschechien, ein Dutzend weiterer Anlagen europaweit sind in kritischer Verfassung. In vielen Ländern gab es Unfälle in Industrieanlagen, vor allem in Chemiefabriken, die teilweise Dutzende, in einem Fall wahrscheinlich sogar Hunderte Todesopfer forderten und schwere Umweltzerstörungen verursachten. Aber auch hier fehlen uns genaue Angaben. Vermutlich wissen wir gar nicht von allen. Über die meisten Staaten verstreut existieren kleine, mit Strom versorgte Gebiete, in denen die Lage aber nicht viel besser ist, weil sie mit Flüchtlingen heillos überlaufen sind.«
    »Und in den Vereinigten Staaten?«
    »Hast du Familie drüben?«
    Shannon nickte.
    »Sieht es nicht besser aus. In mindestens zwei Atomkraftwerken kam es bereits zu GAU s, bei drei weiteren bekommen wir keine ordentlichen Informationen von den Verantwortlichen, was nichts Gutes bedeutet, wie man weiß. Auch sonst dasselbe Drama, nur um die paar Tage verschoben, die der Ausfall später begann. Zusammenbruch der Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, medizinischer Behandlung. Unfälle in Fabriken, der ganze Mist. Scheinbar kommt es aber bereits jetzt zu schweren Ausschreitungen, vor allem in Gebieten, wo viele sozial Benachteiligte leben.«
    Von der Tür klang ein Klopfen.
    Shannons Herz sprang bis zum Hals. »Wer ist das?«, flüsterte sie.
    »Keine Ahnung«, flüsterte Angström zurück.

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