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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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»Vielleicht meine Nachbarin.«
    »Die Polizei?«
    »Würde die klopfen?«
    Paris
    »Schlafen kannst du, wenn du tot bist.«
    Blanchard fand diesen Spruch bescheuert, seit er ihn zum ersten Mal gehört hatte. Das eine hatte er seit Tagen kaum getan, am anderen war er nahe dran.
    »Die Computer in der Netzleitstelle haben wir fast alle neu aufgesetzt«, erklärte er Tollé, dem Sekretär des französischen Präsidenten, der auf unfassbare Art noch immer wie ein Model aus einem Herrenmodemagazin auftreten konnte und als Einziger im Raum keine unangenehmen Körpergerüche verbreitete.
    Auf vielen Monitoren des Centre National d’Exploitation Système leuchteten statt der blauen Bildschirme wieder Zahlen und Diagrammanzeigen. Die riesige schwarze Tafel an der Wand zeigte unverändert etwa achtzig Prozent des Versorgungsgebiets in Rot an, ein paar gelbe Flecken, den Rest grün.
    »Das heißt«, fragte Tollé, »dass Sie den Stromfluss in den Netzen wieder überwachen können?«
    »Im Prinzip ja«, antwortete Proctet. »Auch den Großteil der Server, die den Netzbetrieb steuern, konnten wir wieder funktionsfähig machen. Ab morgen früh werden wir damit beginnen, erste kleine Netze wieder aufzubauen. Wenn wir damit erfolgreich sind, werden wir das im Lauf des Tages fortsetzen.«
    »Was heißt, ›wenn Sie damit erfolgreich sind‹? Warum sollten Sie es nicht sein?«
    »Die Systeme, die Vorgänge sind komplex. Und sie hängen von verschiedenen Umständen ab.«
    »Wo liegen die Probleme? Können wir etwas tun? Sie müssen es nur sagen.«
    »Ich fürchte«, antwortete Blanchard, »Sie können weder die notwendigen Blindleistungen zur Verfügung stellen, noch den Netzaufbau schnell und ohne Schwierigkeiten vorantreiben, was notwendig ist, da die Kraftwerke in dieser Phase in einem für sie ungünstigen Betriebszustand fahren müssen, den sie nur wenige Stunden durchhalten. Zudem ist es ausgesprochen schwierig festzustellen, wie viele Abnehmer man in so einer Situation wirklich zuschalten darf, um das Netz stabil zu halten. Es kann auch zu automatischen Schutzauslösungen kommen, wodurch Lasten abgeworfen, Generatoren ausgeschaltet werden und so weiter. Heikel ist zum Beispiel das Zuschalten leerlaufender Transformatoren, Stichwort Rush-Effekt, der Ferranti-Effekt kann zu Überspannungsauslösungen führen, wollen Sie noch mehr wissen? Kurz: Es ist alles nicht so einfach, und Sie können uns dabei leider nicht helfen.«
    Tollé nickte, als habe er alles verstanden, wusste aber nichts zu sagen.
    Blanchard genoss den Moment, hätte am liebsten mit noch mehr Fachbegriffen um sich geworfen, doch er riss sich zusammen. »Je nach Fortgang könnten wir bereits in ein bis zwei Tagen weite Teile des Landes wieder mit Energie versorgen. Von den meisten anderen europäischen Netzbetreibern wissen wir, dass sie in ein ähnliches Stadium getreten sind. Allerdings kämpfen sie dort immer noch mit den Problemen bei den Kraftwerken.«
    »Als Erstes müssen …«
    »… die Regionen, in denen sich die AKW s Saint-Laurent, Tricastin, Fessenheim und Cattenom befinden, aktiviert werden. Die werden wir womöglich schon heute Abend angehen.«
    »Ich kann dem Präsidenten also mitteilen, dass die Stromversorgung zurückkehrt?«
    »Seien Sie nicht zu schnell. Vor allem sollte er nicht an die Öffentlichkeit damit gehen, bevor wir erste Erfolge vorweisen können.«
    »Sie können sich vorstellen, wie dringend er der Öffentlichkeit diese Nachricht überbringen möchte.«
    »Nicht nur er«, sagte Blanchard.
    Den Haag
    Als an einer Ecke des Binnenhofs die ersten Rauchwolken aufstiegen, schrie die Menge frenetisch. Aus Fenstern im ersten Stock schlugen Flammen, die den Abschnitt des Gebäudes bald in Rauch hüllten. In die Menschenmassen kam Bewegung, unruhige zuerst, bald hektische.
    Marie Bollard stand eingeklemmt am hinteren Ende des Platzes, in dessen Mitte sich die Statue Wilhelms I. erhob. Der Lärm hatte eine neue Tonart angenommen. Statt der rhythmischen, stampfenden Parolen herrschte aufgeregtes Durcheinanderrufen, durchsetzt von spitzen, angstvollen Schreien. Von hinten spürte Bollard nun immer stärkeren Druck, doch die Straßen um den Platz waren zu schmal und verstopft, um viele Menschen auf einmal schnell flüchten zu lassen. Unwillkürlich schossen ihr Bilder von Massenpaniken durch den Kopf, bei denen Menschen zu Tode getrampelt, zerdrückt, erstickt worden waren, und fühlte selbst sofort Panik in sich hochsteigen. Sie konnte sich nur

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