BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
den Monitor mit den grünen und roten Linien. »Erste Netzbetreiber haben zwar ihre Leitzentralen und Server wieder im Griff. Leider nicht jene, in deren Gebiet die Kernkraftwerke Philippsburg, Brokdorf, Gundremmingen und Grohnde stehen. Der Zustand in Philippsburg ist unbekannt, vermutlich ist eine größere Anzahl von Brennelementen im Abkühlbecken geschmolzen. Die Evakuierung im Umkreis von fünf Kilometern wurde eingeleitet, auch wenn noch keine gesundheitsschädlich hohen Strahlungswerte gemessen wurden. Der Betreiber von Brokdorf gibt an, dass sich die Lage verbessert hat, nachdem die notwendigen Ersatzteile für die Notdieselaggregate eingeflogen wurden. In Gundremmingen konnte bislang mittels improvisierter Notkühlsysteme eine Kernschmelze wahrscheinlich verhindert werden.«
»Aber Sie wissen es nicht«, bemerkte Rhess.
Die Ministerin schüttelte den Kopf.
»Außer bei Brokdorf wurde keine erhöhte Radioaktivität in der Umgebung gemessen.«
»Und Grohnde?«
»Macht uns am meisten Sorgen. Das einzige noch halbwegs funktionstüchtige Notstromsystem fällt immer wieder aus. Welche Folgen das für den Reaktor hatte, weiß man nicht. Anzunehmen ist, dass er sich in einer kritischen Situation befindet. Wenn das letzte Notstromsystem endgültig ausfällt …«
»Wie lange können sie die Reaktoren noch kontrollieren?«, fragte Michelsen.
»Die Betreiber behaupten, die Lage im Griff zu haben«, sagte die Ministerin. »Einige Experten bei uns im Haus glauben dagegen, dass es vielleicht nur noch ein, zwei Tage gut gehen kann. Bei Grohnde im schlimmsten Fall sogar nur noch ein paar Stunden.«
»Was wissen wir von den Vorfällen in den Justizvollzugsanstalten?«, fragte der Bundeskanzler.
»Die rheinland-pfälzische Regierung hat seit gestern keinen Kontakt zur JVA in Trier«, gestand der Justizminister. »Sie wissen nicht, ob der Massenausbruch gestoppt werden konnte. Definitiv den Ausbruch so gut wie aller Häftlinge melden die JVA s Waldheim, Schwerte, Fuhlsbüttel, Neuburg-Herrenwörth und Rottweil.«
»Wie viele Kriminelle sind das?«
»Kann ich nicht genau sagen«, musste der Minister zugeben.
»Aus Dresden kommt die Nachricht, dass aufgebrachte Bürger das sächsische Landtagsgebäude gestürmt und versucht haben, den Krisenstab abzusetzen. Es kam wohl zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, der mehrere Menschen zum Opfer fielen. Die Anzahl der Toten ist noch nicht bekannt.«
Sein Blick erstarrte. Dann, ohne ihn von dem zu nehmen, was er gesehen hatte, stand er auf, ging zum Fenster, das direkt über der Spree lag. Neugierig folgten ihm die anderen.
Michelsen traute ihren Augen nicht. Am gegenüberliegenden Holsteiner Ufer wanderte hinter den blattlosen Bäumen eine Giraffe mit zwei Jungtieren. Der Anblick der würdevoll schreitenden Tiere versetzte sie alle in einen überraschenden Moment der Besinnung. Schweigend verfolgten sie den Weg des eigenartigen Trios, bis es verschwand.
»Was war das jetzt?«, fragte der Innenminister.
»Die Tiere aus dem Zoo«, entgegnete Staatssekretär Rhess. »Der ist ja nur zweieinhalb Kilometer entfernt. Und kaum einer passt noch auf sie auf.«
»Alle Tiere?«, fragte jemand. »Löwen, Tiger?«
»Ich fürchte«, murmelte Rhess.
Ratingen
»Da«, sagte Dienhof. »Keine Ahnung, wie die Typen von Europol darauf gekommen sind, aber sie haben recht. Nach einer Widget-Datei in Standardbibliotheken sollten wir suchen, haben sie gemeint …«
Wickley wusste nicht, ob er dieses Gefühl schon einmal erlebt hatte. Er kam sich vor, als würde er in einen Abgrund starren, hinter ihm ein Rudel Kampfhunde im Blutrausch.
»Wir haben den Code vor einer halben Stunde entdeckt. Der Einfachheit halber haben wir ihn in Pseudocode übersetzt. Damit jeder versteht, was gemeint ist.«
»Sehr zuvorkommend«, bemerkte Wickley in einem Ton, der Dienhof zu verstehen gab, dass er auch den Originalcode verstanden hätte. Was nicht der Fall war. Aber den Kompetenzanschein musste er als Vorstandsvorsitzender wahren.
Er musste sich ein wenig nach vorne beugen, um die besagten Zeilen lesen zu können.
nach dem Stichtag und in allen Zeitzonen
wenn Uhrzeit = 19:23 + (Zufallszahl zwischen 1 und 40)
für 2 % aller Objekte,
ändere Objektstatus auf anderen Wert,
zeige die entsprechende andere Farbe an,
kommuniziere die Statusänderung an das aufrufende Programm zurück.
»Das heißt«, erklärte Dienhof, »dass …«
»… mittels Zufallsprinzip immer wieder Anzeigen in der Leitstelle
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