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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Wischdurchgang mit Erfrischungstüchern bestanden. Ein Dutzend hatte sie vielleicht noch. Neue würde sie vorerst kaum bekommen, das war ihr bewusst. Solange der Strom wegblieb, würden kaum Super- oder Drogeriemärkte ihre Tore öffnen.
    »Und keine Besserung in Sicht«, bemerkte ein Kollege.
    »Womit wir dem Katastrophenfall einen großen Schritt näher kommen«, sagte Michelsen.
    Im Lagezentrum des Innenministeriums herrschte unverändert hektisches Treiben. Immerhin war es warm. Und die Toiletten funktionierten. Und das Licht in den Sanitäranlagen, wo sie sich ordentlich schminken und frisieren und irgendwann auch duschen konnte. Wahrscheinlich war deshalb auch der Staatssekretär schon wieder da.
    »Was machen diese Schwachköpfe in den Energieunternehmen?«, schimpfte eine Kollegin aus der Abteilung Öffentliche Sicherheit. »Warum bekommen die das nicht hin?«
    »Den Katastrophenfall werden die Ministerpräsidenten nicht so schnell ausrufen«, belehrte sie Staatssekretär Rhess.
    Den Katastrophenfall auszurufen war in Deutschland Ländersache. Zuständig war ein Hauptverwaltungsbeamter, üblicherweise der Landrat. In der Praxis hatte natürlich der jeweilige Ministerpräsident das letzte Wort.
    »Die Herren Ministerpräsidenten sollten mal versuchen, in meiner Wohnung auf die Toilette zu gehen«, sagte Michelsen. »Oder in dreißig Millionen anderen deutschen Haushalten. Stellt euch nur einmal vor, was passiert, wenn dort einen weiteren Tag nicht gespült werden kann. Vielleicht bei einer vierköpfigen Familie.«
    »Das stinkt buchstäblich zum Himmel«, flachste die Kollegin.
    »Und wird sehr schnell ein hygienisches Risiko. Spätestens ab morgen früh müssten wir beginnen, Hochhäuser ohne Wasserversorgung wegen Seuchengefahr zu evakuieren und Millionen von Menschen in Notquartieren unterzubringen. Die bis dahin bereitstehen müssen. Und das ist nur eine von vielen gewaltigen Maßnahmen, die wir in kürzester Zeit stemmen müssten. Wie sollen wir das ohne Katastrophenfall denn organisieren? Wir brauchen die Staatspolizei und vor allem das Militär zur Unterstützung. Die Hilfsdienste rotieren doch jetzt schon. Denen können wir nicht noch mehr aufbürden. Außerdem«, sie musste Luft holen, um sich zu beruhigen, »haben wir noch ein ganz anderes Problem. Sowohl in unseren Übungen als auch in vergangenen Ernstfällen waren nur einzelne Regionen des Bundesgebiets betroffen. Denken wir an die Oderflut oder, um beim Strom zu bleiben, an den Ausfall im Münsterland. In allen Fällen konnten ausreichend Hilfskräfte und Material aus anderen Teilen Deutschlands herbeigeschafft werden. Ich weiß nicht, ob allen hier klar ist, dass das in der herrschenden Situation nicht möglich sein wird. Das hier ist eine bundesweite Notsituation! Berlin wird keine Hilfe aus Brandenburg bekommen, Baden-Württemberg nicht aus Bayern. Natürlich haben wir das EUMIC schon informiert, wenn auch noch keinen Hilferuf ausgesandt. Aber selbst wenn wir das tun, gehe ich jede Wette ein, dass die bald in Ansuchen aus ganz Europa ertrinken, wenn die Lage anhält. Fürs Protokoll: Ich plädiere dafür, dass vonseiten des Herrn Ministers den Ländern die Ausrufung des Katastrophenfalls nahegelegt wird. Und zwar schnell.«
    Staatssekretär Rhess sah sie an, als hätte sie ihm ein Glas Rotwein über das frische Hemd geschüttet.
    »Ich habe vor ein paar Minuten mit einigen Verantwortlichen unserer größten Energiedienstleister telefoniert«, erklärte er mit maliziösem Lächeln. »Sie sind zuversichtlich, im Lauf des Vormittags weitestgehend wieder normale Zustände hergestellt zu haben.«
    Michelsens Kopf dröhnte, als hätte er ihr Ohrfeigen verpasst. Warum sagte er das nicht, bevor sie ihre Tirade losließ? Die Art provozierte sie.
    »Und wer sagt, dass wir uns darauf verlassen können? Dergleichen hören wir jetzt seit zwölf Stunden. Ohne nennenswerte Ergebnisse zu sehen. Ist Ihnen bewusst, dass viele Krankenhäuser in diesem Land Notstromsysteme für vierundzwanzig bis zweiundsiebzig Stunden haben? Dass für einige also bereits die Hälfte der Zeit abgelaufen ist? Schon währenddessen werden viele der üblichen Leistungen zurückgefahren. Was meinen Sie, ist erst in ein paar Stunden auf den Frühgeborenen- oder Intensivstationen los?«
    Sie klatschte mit den Händen. »Zack! Aus. Erzählen Sie das Ihren Verantwortlichen auch.«
    Sie musste sich beruhigen. Ihre Aufregung rief nur Widerstand hervor. Der Staatssekretär hasste

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