BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
hupen begonnen. Als ob das helfen würde. Trotzdem fielen weitere ein. Weder van Kaalden noch Terbanten oder Bondoni konnten eine Verbindung aufbauen.
»Kein Strom, kein Telefon, kein Sprit, was kommt als Nächstes?« Terbanten musste schreien, damit die anderen sie noch verstanden. Draußen schien mittlerweile jeder seinen Unmut auszutoben.
»Spinnen die?«, schimpfte Angström.
»Ich hätte gut und gerne Lust mitzumachen«, rief van Kaalden.
»Bringt doch nichts«, meinte Angström.
»Dampf ablassen«, widersprach van Kaalden. »Manchmal braucht man das.«
So muss eine Büffelstampede klingen, dachte Angström. Zum Glück konnte die Autoherde nicht besinnungslos in irgendeine Richtung stürmen und alles auf ihrem Weg verwüsten. Sie schwieg und lauschte beunruhigt dem anschwellenden Getöse.
Mailand
Manzano schreckte hoch. Er lag auf der Couch, den Laptop auf dem Schoß. Ihn fröstelte. Wie spät war es? Noch dunkel. Die Straßenbeleuchtung war erloschen. Er klappte den Computer auf, den er zuvor nicht ausgeschaltet hatte. Die Uhr zeigte kurz vor sieben. Das Zeichen daneben irritierte ihn jedoch viel mehr. Um den Akku des Laptops aufzuladen, hatte er ihn mit einer Steckdose verbunden. Doch das Symbol zeigte, dass das Gerät nicht aufgeladen war. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er vor dem Einschlafen auch den Fernseher angeschaltet hatte. Die Mattscheibe war schwarz. Und die Stehlampe neben dem Sofa ebenfalls lichtlos. Er stellte den Laptop ab und tastete sich zu den Lichtschaltern. Nichts. Aus der Küche holte er die Taschenlampe und ging zum Sicherungskasten. Das Display des Stromzählers war wieder blind. Ohne große Hoffnungen testete er den Lichtschalter des Flurs. Die Deckenlampe reagierte nicht. Der Strom war abermals fort. Manzano kehrte zurück ins Wohnzimmer und blickte hinaus auf die Straße. Nirgends Licht.
Sein Laptop hatte zwar noch genug Energie, aber keine Verbindung zum Internet. Fluchend wollte er den Computer schon wieder zuklappen, als ihm einfiel, dass der WLAN -Router am Stromnetz hing und deshalb nicht funken konnte. Demnach bekam auch das DSL -Modem keine Energie. Er dachte kurz nach, dann holte er einen älteren Laptop und ein Modemkabel aus dem Arbeitszimmer, steckte den Laptop direkt in die Telefonbuchse und setzte sich daneben an die Wand. Dieses Gerät besaß noch ein eingebautes Telefonmodem, die Kennwörter für die Einwahl ins Internet hatte er zum Glück in einem Dokument abgelegt. Im Kopf überschlug er, wie viel Akkureserve er hatte. Drei Stunden im neueren Gerät, rund fünfzehn weitere in zwei anderen Laptops und ein paar Reserveakkus in seinem Arbeitszimmer. Die Internetverbindung klappte, wenn auch langsam und mit Unterbrechungen.
Er loggte sich in eines seiner Technikforen ein und überflog die Beiträge der vergangenen Stunden. Keine Erwähnung des eigenartigen Codes, den er in der Nacht gefunden und deaktiviert hatte.
Manzano schrieb eine kurze Meldung, in der er den Code und seinen Hintergrund beschrieb. Mal sehen, ob jemand darauf reagierte. Dann suchte er die Telefonnummer von Enel, dem Stromversorger. Sein Mobiltelefon steckte noch immer in seiner Hosentasche. Erst als er die Nummer der Energiegesellschaft wählte, bemerkte er, dass er kein Netz hatte.
Er versuchte es über das Telefonprogramm auf seinem Computer. Niemand nahm sein Gespräch an. Welche Möglichkeiten hatte er jetzt noch? Er kehrte zurück zur Homepage von Enel und notierte die Adresse der Zentrale in Mailand. Er machte sich keine Hoffnung, tatsächlich eingelassen zu werden. Deshalb suchte er noch die Anschrift der nächsten Polizeistation heraus.
Tag 1 – Samstag
Berlin
»Weiterhin kein Strom in rund siebzig Prozent des Bundesgebiets«, berichtete Brockhorst vom GMLZ auf dem Bildschirm.
Michelsen fühlte sich, als wäre sie gegen eine Wand gelaufen. Der Telefonwecker hatte sie aus einem Zustand geholt, der mehr einer Bewusstlosigkeit glich als Schlaf. Ihre Wohnung lag offensichtlich nicht in einem der wenigen versorgten Gebiete. Kurz hatte sie überlegt, ob sie ihre Notdurft bis ins Büro aufschieben konnte. Sie konnte nicht. Das bedeutete einen frühmorgendlichen Toilettengang, nach dem sie nicht spülen konnte. Angeekelt und verzweifelt hatte sie mehrmals den Spülknopf betätigt, in der unsinnigen Hoffnung, dass doch ein Rinnsal ihre Ausscheidungen in die Kanalisation befördern würde. Umsonst. Ihre Morgenhygiene hatte statt der üblichen heißen Dusche in einem weiteren
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