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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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deren Angehörige sein, die wussten, dass es Mittel zur Rettung gab, diese jedoch nicht mehr verfügbar waren. Doch Torhüsen gewährte keine Gnade.
    »Zu einer Todesfalle – es tut mir leid, aber anders kann ich es fast nicht bezeichnen – werden Alten- und Pflegeheime. Sofern diese überhaupt mit Notstromsystemen ausgerüstet sind, gehen auch hier den meisten demnächst die Reserven aus. Die Folgen kann man sich unschwer vorstellen. Hat irgendjemand einen pflegebedürftigen Elternteil in einer solchen Einrichtung?«
    Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Natürlich gab niemand eine Antwort, aber die Stille sprach Bände über die Betroffenheit der Anwesenden.
    »Künstliche Ernährung funktioniert nicht, wie auch alle anderen medizinischen Geräte, etwa zur künstlichen Lebensverlängerung. Die Küche fällt aus, die Versorgung mit Lebensmitteln insgesamt, ebenso die mit Wasser. Reinigung von Pyjamas und Bettwäsche wird unmöglich, die hygienischen Zustände werden auch hier schnell untragbar. Die Heizungen fallen aus, und binnen weniger Stunden erkalten die Räume. Viele der Insassen können sich nicht von allein bewegen. Auch hier funktionieren die Fahrstühle nicht mehr, eine Verlegung wird kompliziert. Wie die Ärzte können Teile des Personals ihren Arbeitsplatz nicht erreichen. Die verbliebenen sind völlig überfordert.«
    »Mein Gott«, flüsterte eine Stimme.
    Aus den Augenwinkeln versuchte Michelsen zu erkennen, wem dieser Seufzer entfahren war. Den fahlen Mienen nach konnte es jeder im Raum gewesen sein. Bislang hatte sich wohl noch keiner von ihnen die Konsequenzen in ihrer vollen Wucht ausgemalt. Dabei waren sie mit ihrem Vortrag noch längst nicht zu Ende.
    »Wir brauchen ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um wenigstens eine rudimentäre Versorgung der Bevölkerung und der Schwerstkranken sicherzustellen. Und wir brauchen es sofort. Dazu gehören unter anderem die Schaffung von medizinischen Notfallzentren, Notverordnungen für die Abgabe von Medikamenten und jede Unterstützung, die wir von den Sanitätseinheiten der Bundeswehr erhalten können. Die Pläne dafür gibt es. Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Rolf?«
    Torhüsen setzte sich, zwei Plätze weiter erhob sich Rolf Viehinger, Leiter der Abteilung Öffentliche Sicherheit im Innenministerium. Trotz seiner bald sechzig Jahre sah er noch immer aus wie das Mitglied einer Sondereinsatztruppe des Bundeskriminalamts, das er einmal gewesen war. Seine Bewegungen waren auf das Notwendigste beschränkt, aber ausdrucksstark. Bei ihrem Eintritt ins Ministerium hatte er Michelsen gefallen, und fast hätte sie mit ihm angebändelt, wäre da nicht seine rechte Gesinnung gewesen, aus der er kein Hehl machte. Damit konnte Michelsen, deren Großvater als Widerstandskämpfer die Konzentrationslager der Nazis als gebrochener Mann verlassen hatte, nichts anfangen. Nichtsdestotrotz billigte sie ihm zu, dass er seinen Job ordentlich erledigte.
    »Krisen«, hob er an, »wecken oft das Beste im Menschen. In den vergangenen achtundvierzig Stunden konnte man ein unfassbares Ausmaß an gesellschaftlicher Solidarität erleben. Wildfremde Menschen helfen einander in der Not. Das Freiwilligenwesen bei den Hilfsdiensten, ob Rotes Kreuz, Feuerwehr und all die anderen, eine der wichtigsten Säulen der deutschen Katastrophenhilfe, funktioniert sensationell, obwohl die Aktiven sich auch um ihre eigenen Familien kümmern müssen. Dieses Phänomen lässt sich immer wieder beobachten, erinnern wir uns nur an die Oderflut vor einigen Jahren. Aber machen wir uns nichts vor. Je länger dieser Zustand anhält, desto schwächer werden diese Strukturen. Sobald die Kühlschränke der Menschen leer sind, werden sie sich nach Nahrung umschauen. Hunger, Durst und Kälte werden unsere zivile Fassade sehr bald bröckeln lassen. Wenn wir nicht schleunigst eine Grundversorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten herstellen, müssen wir bald mit Plünderungen und Ausschreitungen rechnen. Auch Nachbarn werden nicht mehr so hilfsbereit miteinander umgehen, wie sie es momentan tun. Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn die Menschen die Ursache des Ausfalls erfahren. Was sich nicht verhindern lassen wird. Die Nachricht wird ihre Angst schüren. Und Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Ein weiteres Problem werden in absehbarer Zeit die Inseln darstellen, wie wir sie intern nennen.«
    Er rief eine Landkarte auf dem Bildschirm auf.
    »Einige Städte und Regionen in Deutschland

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