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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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ähnlich.«
    Michelsen musste kurz Luft holen.
    »Dasselbe Problem betrifft die industrialisierte Gemüse- und Obstzucht. Bewässerung, Heizung und Beleuchtung funktionieren nicht, spätestens nach wenigen Tagen auch nicht mehr bei den Betrieben, die Notsysteme besitzen. Malen Sie sich die Auswirkungen auf die Unternehmen aus. Sie gehen alle pleite. Das bedeutet auch mittelfristig eine kritische Situation für die Lebensmittelversorgung, selbst wenn wir die gegenwärtige Situation in den nächsten Tagen in den Griff bekommen, die laufende Produktion dieser Firmen ist beschädigt und fehlt in ein paar Wochen oder Monaten. In vielen Fällen wird die Seuchengefahr massiv steigen. Wir werden Quarantänezonen einrichten müssen. Glück im Unglück sind derzeit die tiefen Temperaturen in weiten Landesteilen. Sie werden die Verwesung noch einige Tage hinauszögern. Für den Süden werden aber bereits leichte Plusgrade vorhergesagt. Für uns Menschen ist das immer noch bitterkalt – für einen Kadaver reicht es, um zu verwesen.«
    Sie hielt inne, um ihren Zuhörern die Möglichkeit zu geben, das Vorgetragene zu verdauen. In ihren Gesichtern sah sie, dass die Bilder ihre Wirkung nicht verfehlt hatten.
    »So viel zu einem der vorrangigen Themen, der Versorgung mit Lebensmitteln. Aber wie Sie hier bereits sehen, greift ein Thema ins andere. Noch wichtiger als Nahrung ist die Versorgung mit Wasser. Auch diese ist in vielen Regionen zusammengebrochen. Vor allem Pumpen, die das Wasser in die Häuser und dort in die Etagen hochbefördern sollen, arbeiten nicht mehr. Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen zu Hause aussieht«, versuchte sie einen persönlichen Bezug zu den Anwesenden herzustellen. »In meiner Wohnung kann ich weder duschen, noch rinnt Trinkwasser aus der Leitung. Nun gut, ein paar Tage ohne Körperreinigung überlebt man, schließlich stinken bald alle um einen herum genauso wie man selbst. Einen gewissen Getränkevorrat hat man hoffentlich auch eingelagert. Aber Wasser braucht man noch für zahlreiche andere Zwecke. Um einen der – buchstäblich – brennendsten zu nennen: zum Löschen von Feuer. Die Löschwasserversorgung läuft im Allgemeinen über ein eigenes Netz, aber auch das ist auf Strom angewiesen. In ländlichen Bereichen greift die Feuerwehr im Normalfall öfter auf offene Gewässer wie Bäche oder Teiche zurück, so diese vorhanden sind. Deshalb wird das Problem dort nicht ganz so dringend wie in der Stadt. Zwar sinkt das Risiko kurzschlussbedingter Brandfälle in Haushalten und Industrie, dafür steigt die Gefahr durch zu erwartende Versuche, auf Campingkochern oder gar auf offenen Feuern zu kochen oder sich daran zu wärmen. Auch in der Industrie, speziell der chemischen, ist durch den Ausfall von Not- und Sicherheitssystemen mit vermehrten Brandunfällen zu rechnen. Ein fast ebenso großes Problem ist die Wasserentsorgung. Bereits jetzt kann halb Deutschland seine Toiletten nicht mehr spülen. Dieses Hygieneproblem wird schon in den nächsten Stunden eskalieren. Stellen Sie sich ein Hochhaus vor, in dem niemand mehr seine Toilette benutzen kann, aber es trotzdem tun muss. Und wie wir nun wissen, wird sich diese Situation in den kommenden Tagen höchstwahrscheinlich nicht ändern. Meine Damen und Herren«, mit der Anrede wollte sie ihren Worten den nötigen Nachdruck verleihen, »wir müssen sofort mit groß angelegten Evakuierungen in Notquartiere beginnen. Wir reden bereits in der ersten Stufe von mehr als zwanzig Millionen Menschen.«
    Schockierte Stille breitete sich im Raum aus. Alle starrten auf den Bildschirm, wo Michelsen Bilder von Notquartieren in den Vereinigten Staaten nach der Flutkatastrophe in New Orleans und dem japanischen Erdbeben von 2011 zeigte. Turnhallen, Veranstaltungssäle, Kongresszentren, überdachte Sportstadien, in denen Notbetten wie kleine Mosaiksteinchen wirre Muster bildeten. Irgendwo am Rand eine lange Menschenschlange vor der Lebensmittelausgabe. Deutschland kannte solche Bilder in diesem Ausmaß nur in Schwarz-Weiß, mit Menschen in abgerissenen Mänteln und altmodischem Schnitt, aus den Fernsehdokumentationen eines Krieges, den die meisten der Anwesenden nicht erlebt hatten, so lange war er her. Und niemand hatte sich vorgestellt, solche Bilder in diesem Land jemals wieder sehen zu müssen.
    »Dieses Problem überschneidet sich mit einem weiteren Feld, für das ich nun an den Kollegen Torhüsen aus dem Gesundheitsministerium übergebe.«
    Sie setzte sich. Der

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