Blackout
seit ein paar Tagen vermisst. Die Kojoten hatten ihn zu guter Letzt wohl doch noch gekriegt, den armen Kerl. Bevor ich Xena nach draußen ließ, blickte ich noch ein letztes Mal prüfend in den Garten, dann prostete ich meinem vermissten Eichhörnchen mit einem Glas Granatapfelsaft zu. Anschließend ging ich nach oben und duschte. Preston kam, als ich mich gerade fertig angezogen hatte, und Xena ließ ihren inneren Killer raus, indem sie ihm am Schoß herumschnüffelte und ihm in lebensbedrohlicher Weise die Hände abschleckte.
Wir sahen uns kurz in die Augen, um dann sofort wieder die Blicke abzuwenden. Keiner von uns beiden wollte gerne an meinen gestrigen Besuch erinnert werden. Sollten wir darüber sprechen? Sprechen – worüber eigentlich?
Preston ging an mir vorbei und rieb sich eifrig die Hände. Alles wieder beim Alten. »Hast du wieder ein paar neue Seiten für mich?«
»Noch besser. Ich habe einen Verdächtigen.«
Er machte einen Abstecher in die Küche, kam mit einem Rum auf Eis zurück und setzte sich aufs Sofa. Die zwei schmutzigen Gläser, die er bei seinen vergangenen Besuchen auf dem Wohnzimmertisch hinterlassen hatte, nahm er gar nicht zur Kenntnis. Xena rollte sich zu meinen Füßen zusammen, leckte sich energisch das Fell und schlief dann ein. Als ich Preston auf den neuesten Stand brachte, kamen die Gärtner. Xena wachte leider nicht auf, als der Trupp, bestehend aus fünf maskierten Männern, seine Heckenscheren und Rasenmäher schwang und meinen Garten zerlegte.
Preston geriet in helle Aufregung, als er das Foto von Morton Frankel sah: »Was für ein Gegenspieler! Der hat ja sogar eine richtige Verbrechervisage! Aber Mort? Mort! Warum kann er nicht Cyprus heißen? Oder Bart? Wer nennt sein Kind denn Mort, bitte schön? Nur Juden, die irgendwo einen verstorbenen Mort haben!«
»Auf dem Dachboden vielleicht?«
»Du weißt schon, was ich meine.«
Ich drückte Preston die neuesten Manuskriptseiten in die Hand, er legte sie sich auf den Schoß und lehnte sich zurück. Ich meinte, einen Anflug von Traurigkeit an ihm wahrzunehmen. Oder war das nur Projektion von mir, nachdem ich seine Wohnung gesehen hatte – die ebenso einsam war wie meine?
»Hör mal«, sagte er. »Ich, äh …« Ein ganz ungewohnter Hänger. Er räusperte sich und fing noch einmal von vorne an, diesmal in offiziellerem Ton. »Ich bin nicht so gut, wenn ich … Ich glaube, ich bin einfach besser, wenn ich außer Haus auftrete. Und verkneif dir bitte alle naheliegenden Witze. Es ist eine Teilzeitwohnung, wenn überhaupt. Wirklich nur für mich. Ich bin nicht so viel hier, dass es sinnvoll wäre, sich eine richtige Wohnung einzurichten. Ich bringe nicht mal Leute mit nach Hause, mit denen ich mich verabredet habe. Ich mag das nicht, wenn die Leute alles antatschen. Es fühlt sich so … invasiv an.«
»Invasiv«, wiederholte ich. »Alles klar.«
Ich ließ Preston die neuesten Manuskriptseiten lesen und Xena den Luftstrom von dem Heizlüftungsschacht beißen. Ich für meinen Teil sammelte die Dokumente ohne Herkunftsnachweis und meine sämtlichen Theorien zusammen und machte mich auf den Weg, mir einen Detective zu suchen.
»Nachdem Sie letztes Mal für nichts und wieder nichts eine Nacht geopfert haben, dachte ich, diesmal geb ich Ihnen eine erste Kostprobe.«
Ich wartete ab, während er mich anschwieg. Ich hatte Cal zu Hause angerufen, von wo er sich gerade aufmachen wollte, um sich abermals in einen Tag voller Westside-Kriminalität zu stürzen. Jemand hatte einen Pudel von einem Nagelstudio in Brentwood entführt, was nichts anderes bedeutete, als dass Fifi davongelaufen war, der Besitzer aber polizeiliche Hilfe bei der Suche wollte. Ethik hat gegen Schoßhündchen keine Chance. Ich blickte kurz nach unten, um meinen Kopfhörer einzustecken, und um ein Haar wäre mein Schuldgefühlmobil von der Straße abgekommen.
»Hören Sie«, sagte Cal, »sosehr ich auch wünschte, ich könnte Ihnen wieder helfen – verdammt, wie viel Lust ich dazu habe! – und sosehr ich es zu schätzen weiß, dass Sie mich wieder einschalten wollen, aber Sie werden damit doch zu Kaden und Delveckio gehen müssen. Ich kann da nicht mehr mit rumpfuschen. Mein Vorgesetzter hat Wind von unserem Starsky-and-Hutch-Ding gekriegt, und ich hab mordsmäßig was aufs Dach bekommen.«
Daher also der Pudel-Auftrag.
»Ich hab ihm nicht gesagt, dass Sie dabei waren«, fuhr Cal fort, »obwohl das demnächst auch noch rauskommen könnte. Ich
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