Blackout
sich auch noch mal für ihn interessiert, aber sie konnten ihm nichts nachweisen. Letztes Jahr wurde er verhört, als man nach einem vermissten Mädchen suchte, aber auch da kam nichts raus. Wie du siehst, hat er sehr viel für Frauen übrig.«
Ich dachte an das unidentifizierte Haar, das auf Kasey Broachs Leiche gefunden worden war. »Keine DNA ?«
»Nur Fingerabdrücke. Er ist Maschinenschlosser und bezieht derzeit ein Gehalt von
Bonskys Spenglerei
in Van Nuys. Aber wirf mal einen Blick auf seine Adresse. Er wohnt im Zentrum, keine zehn Minuten von der Stelle entfernt, wo Broachs Leiche deponiert wurde.«
»Und das Isolierband wurde im Home Depot in Van Nuys gekauft, in der Nähe seiner Arbeitsstelle.«
»Eben. Außerdem hat er diesen teuflischen Glanz in den Augen.«
»Allerdings. Der reinste Rasputin.«
Obwohl ich nur geringfügige Anhaltspunkte hatte, konnte ich nicht umhin, mir Morton Frankel in Genevièves Schlafzimmer vorzustellen. War das also das Gesicht, das sie in ihrer letzten Panik gesehen hatte, als er sich ihr in der Nacht näherte?
Dieses
Gesicht in ihrem friedlichen Schlafzimmer mit den Vanillekerzen und der flauschigen Decke? Es kam mir unmöglich vor, um nicht zu sagen profan. War er von ihr besessen gewesen? Oder hatte er sie umgebracht, weil er vom Gedanken an
mich
besessen war? Was mich am meisten quälte, war der Gedanke an Genevièves Angst in diesem letzten Moment, kurz bevor die Messerspitze in ihr Herz fuhr. Ein Schrecken, den Katherine Harriman, meine respekteinflößende Staatsanwältin, unvorstellbar hätte nennen können. Aber ich konnte ihn mir nur zu gut vorstellen. Wäre der letzte Moment in Genevièves Leben schlimmer gewesen, wenn Morton Frankel in diesem Zimmer gewesen wäre und nicht ich? Ich betete, dass sie nicht gelitten hatte, dass der Kampf so kurz und gnädig gewesen war, wie man behauptet hatte. Der Gedanke, dass er mich am Ende im Schlaf beobachtet hatte, ließ mich schaudern. Hatte sich dieser Mann mit den spitzen Koteletten mit einem Filetiermesser in der Hand über meine mit Sevofluran betäubte Gestalt gebeugt?
Lloyd hatte schon wieder weitergesprochen.
»Entschuldigung, was hast du gesagt?«
»Ich hab gesagt, ich häng mich hier ganz schön aus dem Fenster. Wenn man mich verdächtigen sollte, werde ich bis zum bitteren Ende bestreiten, dass ich dir diese Sachen jemals geschickt habe.«
»Ich auch. Ich meine, ich werde auch bestreiten, dass ich sie von dir gekriegt habe.«
»Gib das Ganze weiter an Kaden und Delveckio. Ich kann das nicht machen, weil sonst Nachfragen kommen, wie ich gerade auf diese Suchkriterien verfallen bin, und das würde bedeuten, dass ich dich ins Spiel bringe, und das würde wiederum bedeuten, dass ich mich auf eine ungute Weise ins Spiel bringe. Alles klar?«
»Klaro.«
»Tut mir leid wegen gestern Nacht …«
»Wenn es irgendetwas gibt, was du nicht tun musst, Lloyd, dann ist es dich entschuldigen.«
Langes Schweigen. Dann sagte er: »Ich muss jetzt aufhören.«
Ich konnte den Blick nicht von dem Verbrecherfoto auf Frankels Karteikarte abwenden.
Er hatte etwas fraglos Perverses an sich. Seine bloße Erscheinung hatte etwas Überzogenes. Er eignete sich viel besser als mieser, hohnlachender Schurke als Richard Collins, der Home-Depot-Lagerarbeiter mit dem Faible für bewusstseinserweiternde Drogen. Vielleicht hatte Frankel einfach Frauen umgebracht, weil es ihm einen Kick gab. Das würde auch den Mangel an Verbindungen zwischen Geneviève und Kasey Broach erklären. Aber es würde nicht erklären, warum ein wahllos zuschlagender Serienmörder versuchen sollte, mich als Schuldigen hinzustellen.
Ein Kratzen an der Tür ließ mich zusammenfahren – ich hatte ganz vergessen, dass ich ja stolzer Hundebesitzer war. Xena trottete herein, hockte sich hin und urinierte in eine Schachtel mit
Der betende Jäger
- DVD s in der Ecke.
Da ich dachte, dass die Fliesen weniger empfindlich für ähnliche Malheurs waren, richtete ich ihr in der Küche einen Kissenhaufen zum Schlafen her. Andererseits hielten DVD -Hüllen aus glänzendem Plastik dem Hundeurin wahrscheinlich genauso gut stand. Ich wischte die Bescherung so gut wie möglich auf und ging nach unten. Xena folgte mir sabbernd auf dem Fuße. Da ich kein Hundefutter hatte, briet ich ihr ein bisschen Hamburger-Hackfleisch mit Salz, Pfeffer und einer Prise Curry dazu, wie es einer Kriegerprinzessin wohl ansteht. Xena schien mit dem Ergebnis recht zufrieden zu sein.
Gus war schon
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