Blackout
Kopf, als wäre ihm nur noch bestätigt worden, was er die ganze Zeit geahnt hatte. »Der Junge hat ein Vorstrafenregister, das ist länger als mein Schwanz.«
»Das hat meine Tante Hazel auch. Ich bitte Sie, Kaden, was glauben Sie, wer sonst so unter der Autobahnauffahrt von Rampart rumläuft, um zwei Uhr morgens?«
Kaden wischte meinen Kommentar mit einer Handbewegung beiseite. »Wir werden es uns mal ansehen.«
»Wann?«
»Wir haben ungefähr hundert Hinweise, von denen die meisten von etwas ehrwürdigeren Bürgern stammen als von Ihrem Chun-jor Delgado.«
»Von denen aber keiner in dieser Nacht vor Ort gewesen ist.«
»Und von denen keiner von einem Verdächtigen in diesem Fall gefunden und verhört wurde.«
»Meine Informationen sind also nur bedingt brauchbar.«
»Natürlich sind sie das, Sie Arschloch. Uns liegen in keiner Mordermittlung Berichte vor, die einen braunen Volvo bestätigen würden. Und dieser Minderjährige hier«, er tippte mit dem Finger auf seinen Bildschirm, »der sieht mir aus wie jemand, den man ziemlich leicht manipulieren kann.«
Ich musste lachen. »Verhören Sie ihn doch. Ich bitte Sie darum.«
»Das werden wir auch.«
»Wann?«
Kaden schmiss seinen Stift auf den Tisch. »Sie sind ein Amateur, und deswegen sehen Sie auch nicht, auf wie vielen Vermutungen Ihre ganze Raterei aufbaut. Braun ist nach diesem komischen Pissgelb die zweithäufigste Volvo-Farbe. Im Bezirk L.A. gibt es 153 braune Volvos, deren Nummernschilder mit einer Sieben anfangen. Super. Wissen Sie, wie viele es davon im ganzen Staat gibt?« Er hämmerte noch einmal etwas in seine Tastatur. » 1291 .«
»Und wie viele davon gehören rechtskräftig verurteilten Sexualstraftätern?«
»Wie viele von den Opfern in dieser Ermittlung waren sexuellen Übergriffen ausgesetzt?«
»Wie wäre es denn da mit Ihrer Theorie, dass der Mörder sich weiterentwickelt?« Ich tippte auf Frankels finsteres Gesicht auf dem Foto. »Die Erkenntnisse der Gerichtsmedizin würden auch passen. Er wiegt neunzig Kilo …«
»Genau wie Sie.«
Delveckio lehnte sich zurück, so dass sich sein dünnes Hemd über der schmalen Brust straffte. »Und Sie behaupten, dass der Name Morton Frankel Ihnen nicht bekannt vorkommt?«
»Ich habe es Ihnen doch schon gesagt«, erwiderte ich. »Ich kenne den Typen nicht. Ich glaube, die Frage ist hier eher die, ob mein Name
ihm
was sagt. Und das herauszufinden ist doch relativ einfach. Eine Haarsträhne von ihm, und unser Fall könnte gelöst sein.«
»Gelöst?«, wiederholte Delveckio. »Unser?«
»Das unidentifizierte Haar, das auf Kasey Broachs Leiche gefunden wurde, hat vielleicht gar nichts zu sagen«, erklärte Kaden. »Wenn eine Leiche irgendwo abgeladen wird, bleibt das eine oder andere fremde Haar an ihr hängen. Oder es könnte bewusst auf der Leiche plaziert worden sein, so wie Ihres wahrscheinlich. Das ist das, was Sie einfach nicht kapieren wollen. Die Dinge gehen nie hundertprozentig sauber auf. Und selbst wenn, es geht hier nicht nur um die Beweismittel. Es geht darum, auf der Basis von ausreichendem Belastungsmaterial eine wasserfeste Anklage aufzubauen.«
»Sehen Sie sich den Kerl doch an. Die Geschworenen würden ihn einfach hassen.«
»Das ist kein ausreichender Grund, um ihn zur Abgabe einer DNA -Probe zu zwingen. Ehrlich gesagt, aus juristischer Sicht gibt es nicht viel, was ihn von den anderen zufriedenen Volvo-Fahrern auf der Liste der Kfz-Meldestelle unterscheidet.«
»Morton Frankel ist ein Verbrecher.«
»Na klar, dann vergessen wir doch einfach diese ganzen
Nicht
-Verbrecher, die Volvo fahren«, sagte Delveckio. »Die Typen, die zu schlau sind, sich erwischen zu lassen – oh,
die
interessieren uns natürlich überhaupt nicht.«
»Ich denke nur, dass Sie eben irgendwo anfangen müssen. Und ein Auto, das im Bezirk L.A. auf den Namen eines Verbrechers registriert ist, der noch dazu in unmittelbarer Nähe eines der Tatorte wohnt, sieht nicht unbedingt nach dem schlechtesten Ausgangspunkt aus.«
Kaden lehnte sich zurück: »Okay. Verstehe schon.«
»Was?«, fragte Delveckio.
»Das ist hier gar kein echtes Gespräch, Ed. Wir sind hier Teil eines Drehbuchs. Charaktere.« Kaden heuchelte Amüsement. »Wir sind die Bullen, die im Sumpf ihrer Bürokratie herumstrampeln und in den Ermittlungen ständig was übersehen, so dass der Held zur Selbstjustiz schreitet – ein ganz normaler Bürger, der aber in Gefahr geraten ist. Und der puzzelt die ganzen Hinweise zusammen und
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