Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
mehreren hupenden Autos ausweichen musste, nur um auf der anderen Seite mit einem erbosten Radfahrer zusammenzustoßen. Mort stand immer noch an der Bordsteinkante und wartete auf eine Lücke im Verkehr. Hastig befreite ich meinen Hosenaufschlag aus der Fahrradkette und rannte die Straße hoch. Als ich einen Bus sah, der gerade von einer Haltestelle losfuhr, rannte ich neben ihm her und klopfte schreiend an die Tür. Mit einem gereizten Zischen öffneten sich die Hintertüren. In der Zwischenzeit hatte Morton einen Satz über den Radfahrer gemacht und holte stetig auf.
    Der Bus war brechend voll mit Nachmittagspendlern. Ich drängelte mich zwischen ihnen hindurch, stolperte über Papiertüten und Knie und wartete auf das Geräusch der sich schließenden Türen, aber sie blieben lethargischerweise die ganze vorgeschriebene Zeitspanne offen. Ein Hupkonzert ertönte – der Bus hatte ja schon halb auf der Fahrbahn gestanden, als ich ihn noch einmal angehalten hatte.
    Ich stolperte in den vordersten Teil des Busses, wo der Busfahrer mittlerweile auch in den wütenden Protest eingestimmt hatte. Durch fünf oder sechs Arme, die sich an den Halteschlaufen festhielten, konnte ich sehen, wie die hinteren Türen langsam zuglitten.
    Da schob sich eine dicke Hand in den schmalen Türspalt und blockierte die Gummipuffer.
    Als Mort die Hintertüren aufstemmte, öffneten sich gleichzeitig auch wieder die Vordertüren.
    Ich duckte mich, rutschte auf dem Hintern die Stufen des vorderen Einstiegs hinunter und sprang noch rechtzeitig auf den Bürgersteig, um zu sehen, wie Morts Stiefel im Bus verschwand. Die Türen schlossen sich mit einem Druckluftseufzer, und der Bus bog auf die Straße in den fließenden Verkehr.
    Ich stand auf und klopfte mir den Dreck von der Hose. Als der Bus an mir vorbeifuhr, sah ich Morts Gesicht verschwommen durch ein schmutziges Seitenfenster. Sowie er mich entdeckte, lief er nach hinten, hüpfend wie ein Hund in seichtem Wasser. Nachdem er die Leute auf der letzten Bank nach rechts und links weggeschoben hatte wie Gardinen, lehnte er sich drohend vor. Von seinem Atem beschlug die Heckscheibe.
    Ich trat auf die Straße, die jetzt wieder ganz frei war, und hielt seinem Blick stand, während der Bus beschleunigte und über die Kreuzung davonfuhr.
    Seine Lippen bewegten sich.
Ich sehe dich.
    »Ich sehe dich auch«, sagte ich.
    Als ich zu meinem Highlander zurücklief, vibrierte das Handy in meiner Tasche.
    »Ich bin an der Ecke Daly und Main. Tankstelle«, verkündete Junior.
    Ich war erleichterter, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.
    »Woher hast du diese Nummer?«
    »Von Miss Caroline.«
    »Was hast du ihr erzählt?«
    »Dass du mich hast stehenlassen, als eine Bande schwarze Jungs auf mich losging, damit du in aller Ruhe in den Volvo eines Mörders einbrechen konntest.« Er lachte. »War bloß Spaß, Alter. Ich hab gesagt, ich bin ein paar Schritte zu weit weggegangen, als ich mir was zu essen kaufen wollte.«
    Ich sprang in mein Auto und fuhr los, um ihn abzuholen. Er war fast fünf Kilometer gerannt. Als ich ankam, saß er auf der Betonmauer bei den Toiletten und rauchte eine Zigarette. Er war noch nicht lange im Geschäft, daher arbeitete er noch an einer coolen Art, den Rauch wieder auszublasen. Ich parkte und ging zu ihm hinüber. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihm sagen sollte, was für Sorgen ich mir gemacht hatte, aber das wäre nur peinlich für uns beide gewesen.
    »Was ging ab?«, fragte er.
    Ich erzählte ihm, was passiert war.
    »Hey, Big Brother hat echt was auf’m Kasten!« Er hob die Hand und wir gaben uns fünf.
    »Obwohl er schon so alt ist.«
    »Ich bin achtunddreißig.«
    »Sag ich doch.« Er klopfte seine rote Marlboro-Schachtel gegen den Handballen, ein Trick, den er wahrscheinlich erst kürzlich aufgeschnappt hatte.
    »Als ich klein war, hat mein Großvater mich beim Rauchen erwischt und mich dann gezwungen, die ganze Schachtel aufzurauchen«, erzählte ich, »bis zur allerletzten Zigarette. Mir ist so schlecht geworden, dass ich nie wieder geraucht habe.«
    »Ja? Ist das wieder eins von deinen Märchen?«
    »Nein. Aber warum versuchst du’s nicht einfach mal?«
    Er zuckte die Achseln. »Okay.« Er zupfte noch eine Zigarette aus der Schachtel und hielt sie feierlich in die Höhe, bevor er sie anzündete. Bei jedem Zug bewegte sich die Glut um mehrere Millimeter weiter, so schnell und heftig zog er. Als er fertig war, zündete er sich die nächste Zigarette an

Weitere Kostenlose Bücher