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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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warum.«
    »Und du bist sicher, dass dich die Polizei bis jetzt noch nicht angerufen hat?«
    »Ja, verdammt, ich bin ganz sicher. Glaubst du etwa, Miss Caroline würde vergessen, es mir auszurichten, wenn das LAPD hinter mir her ist?«
    Sie war nicht da gewesen, als ich ihn abholte. »Ist sie wieder da, wenn ich dich zurückbringe?« Er zuckte mit den Schultern, und ich räusperte mich. »Ist sie … Weißt du, was ihr passiert ist? Ich meine, mit ihrem Gesicht?«
    »Was ist denn mit deinem passiert?«
    Berechtigte Frage.
    »Natürlich weiß ich das.« Junior musterte mich mit seinen weichen, braunen Augen. »Wow, Kumpel! Wow,
Kumpel!
« Jetzt hoppelte er mit abgespreizten Ellbogen auf seinem Sitz auf und ab. »Big Brother und Miss Caroline! Verliebt, verlobt, verheiratet …«
    Mit quietschenden Reifen brachte ich den Wagen zum Stehen und stieg schnell aus, bevor er zu der Zeile mit dem Kinderkriegen kommen konnte. Gott sei Dank waren wir rechtzeitig bei unserem Termin, aber Richter Celemin hatte noch keine Zeit für uns. Oder zumindest tat er so, als hätte er vorher noch andere Dinge zu erledigen, und die gelegentlichen Blicke, mit denen er uns bedachte, zeigten, welche Freude es ihm bereitete, dass Junior und ich ganz hinten auf unserer unbequemen Bank sitzen und warten mussten.
    Ich sah noch einmal auf meine Uhr – 14 Uhr 15 . Noch eine Dreiviertelstunde, dann hatte Morton Frankel Feierabend. Ich nahm an, dass er nach Hause fahren würde, um sich erst mal zu duschen, und ich wollte unbedingt vor seinem Wohnblock stehen, um zu sehen, mit was für einem Auto er ankam.
    Der Richter schob ein paar weitere Anhörungen vor unseren Termin und wühlte sich dann noch mühsam durch ein paar Papiere. Bis er Junior schließlich aufrief – der Pflichtverteidiger materialisierte sich, als wäre er elektronisch herbeigeholt worden – und seine Bewährungsfrist um drei Monate verlängerte, war es zehn vor drei.
    Eilig schob ich Junior wieder zurück zum Auto. Er schien glücklich über den Gerichtsbeschluss. »Ich will Miss Caroline überhaupt
nie
verlassen. Sie ist der absolute
Oberhammer.
« Er schielte zu mir herüber. »Oder?«
    Frankels Wohnung war nicht weit weg vom Gerichtsgebäude. Und ich hatte einfach nicht genug Zeit, um erst noch Junior zurückzubringen und dann wieder rechtzeitig hierherzukommen. Ich trat aufs Gas und überließ Junior ganz seinem Vergnügen, mein Radio zu bearbeiten, als wäre es ein Videospiel. Aber es dauerte nicht lange, da merkte er auf.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«
    »Ich lass dich kastrieren.« Vor einem heruntergekommenen dreistöckigen Wohnblock in einer Straße, die mit Stoffläden und mexikanischen Taco-Imbissen übersät war, wurde ich langsamer. Fünf schwarze Jugendliche hockten auf dem braunen Rasenstreifen nebenan, hatten die Arme um die Knie geschlungen und spielten ein Würfelspiel. Auf dem kleinen Parkplatz war der Platz, der Frankels Apartment-Nummer trug, noch leer. Ich fuhr die benachbarten Blocks ab und hielt Ausschau nach einem Volvo.
    Nicht unbedingt die populärste Marke in Lincoln Heights.
    Um zehn nach fuhr ich gegenüber von Frankels Wohnblock an den Randstein und warf ein paar Vierteldollarmünzen in die Parkuhr. Die Luft roch nach Abgasen und kochenden Hotdog-Würstchen, die an einem Stand neben der Bushaltestelle verkauft wurden. Ich machte mir Sorgen, dass wir den Teenagern nach einer Weile auffallen müssten, aber sie schienen völlig in ihr Spiel vertieft.
    »Das ist die Hütte von diesem Typen, stimmt’s, Kumpel?«
    Ein Pick-up fuhr vor dem Block vor. Morton Frankel klopfte dem Fahrer auf die Schulter – einem Arbeiter, den ich vorher auch auf dem Gelände gesehen hatte – und stieg aus. Junior bemerkte, dass ich mich versteifte, sagte aber nichts. Frankel ging zur Treppe und war erst wieder zu sehen, als er den zweiten Stock erreicht hatte. Schwungvoll machte er seine Tür auf, warf seine Jacke und die Lunchbox hinein und ging gleich wieder die Treppe hinunter. Als er unten war, steuerte er plötzlich auf uns zu.
    Bevor mein Herzschlag völlig ins Rasen geraten konnte, bog er links in eine Straße ein. Junior atmete hörbar aus. Mir fiel ein, dass Vierzehnjährige, so ruchlos sie selbst sein mögen, auch Angst bekommen. Einen straffälligen Jugendlichen mitnehmen, um einen Vergewaltiger zu beschatten – tja, schätzungsweise hatte ich mich im Wettbewerb um den Titel »Big Brother des Jahres« gerade um meine letzte Chance gebracht.
    Sobald

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