Blacksoul - In den Armen des Piraten
nagelfest war. Eines der Stagsegel war bereits gerissen und schlug gegen den Großmast. Die Männer hingen in den Seilen, versuchten den Fockmast abzutakeln und so zu verhindern, vom Wind wie ein Spielball herumgeworfen zu werden.
Adam krallte sich ans Steuerrad. Es war nass und glitschig unter seinen Händen, und sein Körper schmerzte, so fest stemmte er sich gegen die Wellen. Sein Zopf hatte sich schon vor einer ganzen Weile gelöst, und das Haar behinderte die Sicht. Außer dem Kampf der Männer gegen die Naturgewalt gab es aber ohnehin nichts zu sehen. Der Himmel war nachtschwarz ebenso wie die dunklen Fluten, die sie versuchten zu durchkreuzen. Einzig die Blitze beleuchteten kurzzeitig den Horizont und versprühten ihren Zorn. Längst waren sie vom Kurs abgekommen, versuchten nur noch, das Schiff zu halten.
Eine riesige Welle hielt Breitseite auf sie zu, und Adam brüllte einen Befehl, der vom Wind davongetragen wurde. Pablo wurde von den Fluten erfasst und gegen den Mast geschleudert, an dem er sich angebunden hatte. Dort sank der Spanier reglos zusammen. Schon spülte die nächste Welle über ihn hinweg, dann die nächste und noch eine. Adam fluchte. Auch er hatte sich ans Steuer geknotet, um nicht fortgerissen zu werden. Aber wenn Pablo nicht bald Hilfe bekam, würde er ertrinken –, vorausgesetzt, die Wucht des Aufpralls hatte ihm nicht bereits das Leben gekostet. Adam zog seinen Säbel und durchtrennte seine Sicherheitsleine. Mit vor Kälte tauben Fingern hangelte er sich am Geländer entlang, hinunter auf das Hauptdeck.
„Smithe, übernimm du das Kommando!“, brüllte er und deutete auf das führerlose Steuerrad.
Das Salz brannte in seinen Augen, und die über ihm zusammenschlagenden Wellen pressten ihm die Luft aus den Lungen. Die tosende See war unberechenbar wie ein wildes Tier, welches bereit war, die scharfen Reißzähne in seinen Nacken zu graben. Die Bestie wartete nur auf einen Fehler von ihm. Obwohl Adam das Schiff in- und auswendig kannte, fehlte ihm die Orientierung. Gerade stürzte die Brigantine über den aufgetürmten Kamm in ein metertiefes Wellental hinab. Es schien Adam, als öffnete das Biest sein todbringendes Maul, um sie alle zu verschlingen.
In der Kabine war es stockdunkel. Josie krallte sich an dem am Boden verschraubten Tischbein fest und betete. Sicherlich wurde ihr Gebet nur deshalb nicht erhört, weil sie es von derben Flüchen unterbrochen sprach. Bei jedem Heben und Senken des Schiffs flog ihr das Inventar um die Ohren, und sie musste mit Prellungen übersät sein. Aber das Schlimmste war, dass sie vollkommen allein war. Was wäre, wenn sie sich mit all den herumwirbelnden Teilen verletzen würde? Niemand würde es bemerken, sie würde ohne Chance auf Rettung sterben.
Ein weiterer Brecher hob das Schiff empor, nur um es kurz darauf wieder in die Tiefe zu ziehen. Die Deathwhisper neigte sich gefährlich zur Seite. Josie schrie vor Angst. Sie saß in der Falle, würde mit Sicherheit hier ertrinken! Sie wollte – nein, sie musste hier raus! Und wenn es war, wie Smithe gesagt hatte, würden alle Mann beschäftigt sein und ihre Anwesenheit vermutlich nicht bemerken. Sie würde nur hinaus auf das Deck schlüpfen und niemanden von der Arbeit abhalten, aber sie hielt dieses untätige Abwarten im Dunkeln einfach nicht länger aus.
Entschlossen kroch sie auf allen Vieren zur Tür. Als sie den Knauf drehte, donnerte ihr das Türblatt entgegen und warf sie zur Seite. Wie Nadelstiche peitschte ihr der Regen ins Gesicht, und, noch ehe sie das Deck überhaupt erreicht hatte, war sie von Kopf bis Fuß durchnässt. Sie krallte sich am Türrahmen fest und starrte entsetzt auf das Bild, welches sich ihr bot. Das Hauptdeck war leer gespült. Keine der Kisten oder Fässer waren mehr zu sehen, die Segel hingen in Fetzen von den Masten. Die Deathwhisper glich einem Geisterschiff. An einer Seite war die Reling gebrochen. Das gesplitterte Holz ragte ihr wie Klauen entgegen. Messerscharfe Klauen, die sich in ihr Fleisch schlagen wollten. Der Wind peitschte ihr das nasse Haar in die Augen, und sie wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
Als sich plötzlich neben ihr das Wasser meterhoch auftürmte, verlor Josie die Orientierung, dachte, das Schiff kentere.
Aber warum fiel sie nicht? Warum riss es sie nicht von den Beinen? Dann erst erkannte sie, dass nicht das Schiff sich neigte, sondern das Meer sich erhob – sie verschlingen wollte.
Sie hatte einen Fehler gemacht! Einen fatalen
Weitere Kostenlose Bücher