Blacksoul - In den Armen des Piraten
Jahren erlebt, dass Blacksouls Zorn sich niemals gegen einen Unschuldigen richtete. Seine Wut galt nicht ihm, sondern Benji Billings, dem Schiffsjungen. Dieser sollte es lieber nicht wagen, dem Captain noch einmal über den Weg zu laufen.
„Wenn wir sein Verschwinden früher bemerkt hätten, wären ihm Felipe und Pablo nach, aber so …“, rechtfertigte sich der Maat.
„Hm! Wenn ich den in die Finger bekomme, wird er sich wünschen, niemals auf meinem Schiff angeheuert zu haben.“
Smithe nickte, seinen Bart, welcher ihm fast bis zum Gürtel reichte, dabei zwischen den Fingern zwirbelnd. Er hatte noch eine weitere Sache anzusprechen.
„Captain, es gibt da noch etwas – der lange Aufenthalt hier im Hafen von Havanna hat den Männern die Taschen geleert.“
„Nicht der Aufenthalt hat ihnen die Taschen geleert, sondern die Huren!“
Langsam fühlte sich Smithe doch unwohl in seiner Haut. Mit dem Kapitän war heute wahrlich nicht zu spaßen. Um sich nicht noch mehr verunsichern zu lassen, versuchte er, sich auf die unversehrte Hälfte des Gesichts vor sich zu konzentrieren.
„Dennoch sind sie nun abgebrannt und wollen ihre Beutel wieder füllen.“
Mit einer wegwerfenden Handbewegung tat Blacksoul die Belange seiner Mannschaft ab und ließ seinen Blick über die Unordnung in seiner Kabine schweifen: der Sand am Boden, seine Laken zerwühlt, und das Geschirr mit den verkrusteten Überresten des Mittagessens.
„Schick mir jemanden runter, der Benji ersetzt. Ich habe weder vor, unsere Route wegen des dummen Bengels zu ändern, noch unseren Kurs zu verlassen, nur um die Männer aufzuheitern.“
Mit dieser Antwort hatte Smithe gerechnet. Da für Blacksoul das Gespräch beendet war, gab er sich schließlich geschlagen. Mit einem leisen Gruß ging er zurück an seine Arbeit.
Adam war längst mit seinen Gedanken woanders. Konzentriert studierte er die Seekarte vor sich auf dem Tisch, fuhr nachdenklich mit dem Finger über das Pergament. Er zeichnete den Weg nach, den seinen Informationen zufolge die Kerberos vor wenigen Tagen genommen haben musste. Hawkins hatte sein Schiff passenderweise nach dem Hund benannt war, welcher in der Mythologie den Eingang zur Hölle bewachte. Und die Winde standen ungünstig für den Höllenhund. Eine Flaute musste ihn etwa auf Höhe der Bahamas viel Zeit gekostet haben. Zeit, die Adam Reed nun versuchen wollte einzuholen.
In den letzten Monaten war er Hawkins nicht mehr so nahe gewesen wie jetzt. War einmal sogar Hawkins Vorhut, seiner Mannschaft auf der Charon , hinterhergesegelt. Nun würde Blacksoul sich von so einer Kleinigkeit wie einem desertierten Schiffsjungen nicht von seinem Ziel abbringen lassen. Benji würde er sich allerdings bei Gelegenheit gerne noch einmal vorknöpfen. Wegen einer jungen Hafendirne, die Benji nach eigenen Aussagen heiraten wollte, hatte er sich kurz vor dem Auslaufen von Bord geschlichen und war mit ihr durchgebrannt. Er hatte eine Nachricht hinterlassen, in der er den Kapitän um Verständnis anflehte. Smithe hatte den Zettel erst entdeckt, als er in Benjis Koje nach dem Faulpelz gesucht hatte. Niemand stahl sich ihm einfach so klammheimlich davon.
Aber im Augenblick gab es Wichtigeres. Hawkins. Lange hatte er darauf warten müssen, und endlich schien ihm das Glück hold.
Adam verzog verächtlich das Gesicht und fuhr sich mit der Hand über die vernarbte Wange. Glück? Nein. Das Glück hatte ihn schon vor Jahren verlassen – sollte es überhaupt jemals existiert haben. Mit Glück hatte es nichts zu tun, wenn der Höllenhund ihm ins Netz ging, sondern mit Gerechtigkeit. Irgendwann würde er sich rächen …
Ein dringliches Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Er atmete tief durch und rollte die Seekarte zusammen.
„Herein.“
Pablo Morales, einer seiner Männer trat ein und warf einen missmutigen Blick auf das Durcheinander.
„Capitán, was solle das? Ich werde nicht machen die Arbeit von eine Bengel!“, weigerte sich der Spanier. Ein Blick in Blacksouls kalte Augen zeigte ihm seine Grenzen auf.
„No, no, ich werde nicht anfassen die Bettsachen! Ihr schlafen nackt. No, ich machen das nicht. Niemals!“, zeterte er weiter, während er bereits zwischen den Tischbeinen umherkroch und den Löschsand zusammenfegte.
Pablos breite bronzefarbene Schultern passten kaum unter den Tisch, und Adam musste sich ein Grinsen verkneifen, denn das hätte den heißblütigen Spanier sicher noch mehr verärgert. Darum setzte
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