Blacksoul - In den Armen des Piraten
ab.
„Dir droht die Inhaftierung. Um dem zu entgehen, solltest du dich aus der Schussbahn manövrieren“, riet er.
„Wie denn? Soll ich vielleicht den Schwanz einziehen und den Dienst quittieren?“
Bitterkeit schwang in Horatios Stimme mit. Er war ein Offizier der britischen Marine und niemand, der sich so einfach ins Bockshorn jagen ließ.
„Nein. Natürlich nicht. Aber vielleicht solltest du mit der Boreas einfach eine Zeit lang im Nordatlantik kreuzen, bis die Wellen hier nicht mehr so hoch schlagen“, schlug Samuel vor.
Adam konnte dem nur zustimmen. Allerdings fragte er sich bereits, warum ihn Nelson zu diesem Gespräch hinzugebeten hatte. Natürlich waren sie seit vielen Jahren befreundet, hatten sogar zusammen auf dem Handelsschiff Mary Ann ihre erste Fahrt in die Karibik unternommen. Dennoch hatten sie sich in den letzten Monaten nur selten zu Gesicht bekommen, denn Adam steuerte mit seiner Aurora vorwiegend die Bahamas an, um dort seine Handelsgüter umzuladen.
Als ihn auf New Providence Nelsons Nachricht erreichte, hatte er sich sofort auf den Weg gemacht. Nun aber schien es ihm, als könne er seinem Freund bei dessen Problem nicht behilflich sein. Was also hatte seine Anwesenheit hier zu bedeuten?
„… Gut, dann werde ich eben deinem Befehl folgen und mich an Bord der Boreas verstecken wie eine feige Ratte!“, gab sich Nelson seinem Vorgesetzten geschlagen.
Dann heftete er seinen Blick auf Adam.
„Es gibt allerdings noch eine Sache, die mir den Schlaf raubt – meine Nichte Catherine. Was soll aus ihr werden, wenn ich nicht hier bin? Ich muss sie in Sicherheit wissen!“
Unnachgiebig lag sein Blick auf Adam, und dieser fühlte sich mit einem Mal sehr unwohl.
„Was meinst du damit? Was hast du dir gedacht?“
„Adam, glaub mir, wenn ich einen andern Weg sähe, würde ich dich nicht bitten, aber …“
„Komm zur Sache“, unterbrach er ihn.
„Nun gut. Ich sage es gerade heraus: Du musst sie mit nach England nehmen und für ihre sichere Heimkehr nach Burnham Thorpe sorgen.“
Mit vor Erwartung großen Augen und einem Blick, der seinen Unteroffizieren für gewöhnlich Beine machte, wartete er nun auf Adams Antwort. Dieser schüttelte bedauernd, aber sehr entschieden den Kopf.
„Schlag dir das aus dem Kopf. Ich nehme keine Passagiere an Bord – nur Waren.“
„Hör zu, es kann hier jeden Tag die Hölle losbrechen. Du bist der einzige Kapitän in der ganzen karibischen See, dem ich die Sicherheit meiner Nichte anvertrauen würde.“
„Ist es nicht vielmehr so, dass ich der Einzige bin, der in absehbarer Zeit nach England segelt, und du mich deshalb als besonders geeignet empfindest?“
„Mitnichten! Ich kenne dich, Adam. Wenn du mir bei deiner Ehre schwörst, Catherine unversehrt zu ihrem Vater zu bringen, dann weiß ich, würde eher der Atlantik zufrieren, als dass meiner Nichte ein Leid geschieht.“
„Schon gut – dennoch musst du dir jemand anderen suchen. Ich nehme keine Passagiere und ganz besonders keine Frauen an Bord.“
Für Adam war das Gespräch beendet, und er erhob sich. Mit einem knappen Nicken verabschiedete er sich von Hood, der ihrem Gespräch teilnahmslos gefolgt war.
Nelson, der seine Felle davonschwimmen sah, sprang auf und verstellte Adam den Weg.
„Bitte. Catherine ist noch ein Kind. Sie wird dir keine Last sein. Aber bedenke doch, welcher Gefahr sie hier ausgesetzt ist, wenn mir etwas passieren sollte. Das kann dir nicht gleichgültig sein. Du hast doch Schwestern. Stell dir vor, eine von ihnen wäre an Catherines Stelle.“
Adam seufzte und fuhr sich mit der Hand durch sein kurzes blondes Haar. Wie konnte er Horatio diese Bitte nur abschlagen? Eine Überquerung des Atlantiks verband einen. Gemeinsam hatten sie der stürmischen See getrotzt, die mehrfach versucht hatte, die Mary Ann zu verschlingen.
„Also gut. Ich steche morgen Abend mit der auslaufenden Flut in See. Wenn sie bis dahin an Bord ist, nehme ich sie mit“, gab er sich widerwillig geschlagen.
Nelson atmete erleichtert aus und klopfte Adam dankbar auf die Schulter.
„Ich weiß, du sorgst für ihre Sicherheit. Ich liebe das Mädchen wie meine eigene Tochter, und du bist der Einzige, dem ich sie anvertrauen würde.“
Ein vernehmliches Räuspern riss Adam aus seinen Gedanken. Er musste schlucken, um den Zitronengeschmack der Erfrischung von damals aus seinem Mund zu bekommen. Sein weißes Hemd, das bis zum Nabel offenstand, klebte ihm am Rücken, so als fühlte er
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