Blacksoul - In den Armen des Piraten
Mademoiselle Legrand. Euer Vater tat wohl daran, Euch so lange zu verstecken. Bei Eurer Schönheit sollte er Euch lieber nicht aus den Augen lassen.“
Sein Kompliment verursachte Josie eine Gänsehaut. Es klang nicht wirklich schmeichelhaft. Ihr erschien es, als schwänge ein gefährlicher Unterton in der tiefen Stimme mit. Der attraktive Gast war ihr unangenehm, und sie fragte sich, warum sie das Gefühl hatte, etwas Wesentliches zu übersehen. Da Hawkins und ihr Vater bereits Platz genommen hatten, klingelte Josie nach der Dienerin, damit den Herren Erfrischungen gebracht würden.
Was war es nur? Sie war sich ganz sicher, diesen Mann noch nie gesehen zu haben, also woran konnte er sie schon erinnern? Sie lauschte auf seine Stimme, aber auch die weckte keinerlei Erinnerung. Nein, sicher war sie Hawkins noch nie zuvor begegnet. Seine stattliche Erscheinung würde man auch in Erinnerung behalten.
Aber was war dann der Grund für ihr Unbehagen in seiner Gegenwart? Vielleicht war sie auch einfach nur erschöpft. Das musste es sein. Ihr Verstand spielte ihr einen Streich. Immerhin war sie seit Stunden auf den Beinen. Eine kurze Pause würde ihre Nerven beruhigen.
Aber gerade, als sie sich bei den Herren entschuldigen wollte, um sich etwas Ruhe zu gönnen, kam ein weiterer Gast in den Salon. Jonathan Ramsey. Der Bankier war einer der Kandidaten, die ihr Vater in die engere Auswahl genommen hatte. Zugegeben, Ramsey erschien sehr nett. Mit seinem dunkelblonden, kurzen Haar war er durchaus attraktiv zu nennen. Er war zwar nur wenig größer als Josie, aber seine sportliche Statur verlieh ihm eine ausreichend maskuline Ausstrahlung. Sein jungenhaftes Lächeln war ansteckend, und, seit er als erster Gast das Stadthaus betreten hatte, zeigte er offen seine Bewunderung für Josie. Sicher war er nur in den Salon gekommen, um ihre Gesellschaft zu suchen.
„Monsieur Ramsey, wie schön, dass Ihr Euch zu uns gesellt“, begrüßte Josie ihn daher freundlich und übernahm es, ihn mit Hawkins bekannt zu machen.
„Mademoiselle Legrand, …“, setzte er an, sobald die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht waren, und sie die beiden Herren wieder ihren Geschäftsgesprächen überlassen hatten, „… Ihr entschuldigt, wenn ich sage, dass ich Euretwegen in den Salon kam?“
Josie sah überrascht auf, und Ramsey blickte verlegen zur Seite, lächelte aber weiterhin.
„Ihr seht, so etwas ist mir noch nicht oft passiert. Aber ich konnte unmöglich in meinen Gemächern bleiben, weil ich wusste, Ihr würdet irgendwo im Haus zu finden sein.“
Es war Josie fast ein bisschen unangenehm, wie verliebt der Bankier sie anhimmelte. Immerhin kannte er sie gerade erst seit wenigen Stunden. Auch wenn sie sich von seiner offensichtlichen Begeisterung geschmeichelt fühlte, empfand sie leider außer Sympathie überhaupt nichts in seiner Gegenwart. Er war ein angenehmer Mann, war noch reicher als ihr Vater und beinahe in ihrem Alter. Sicher würde er einen passenden Ehemann abgeben. Nur leider verursachte er keinerlei körperliche Reaktion. Ihr wurde bei seinem Anblick nicht warm oder gar heiß, sie bekam keine weichen Knie und verspürte erst recht nicht das Verlangen, ihn zu berühren.
„Monsieur Ramsey, Ihr schmeichelt mir“, gab sie dennoch dankbar zurück und schlug die Augen nieder. „Ich hoffe, Euch gefällt es hier. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass bis gestern Abend noch nicht alle Vorhänge angebracht waren?“, wechselte Josie zu einem unverfänglichen Thema.
„Bitte, Verehrteste, nennt mich Jonathan. Das würde mir viel bedeuten.“
Er fasste ihren Arm und sah ihr dabei tief in die Augen. Unter dem Vorwand, sich den Rock zu glätten, entwand sie ihm diesen aber wieder und trat ein wenig zurück. Herrje, das ging aber auch alles viel zu schnell. Wie sollte sie denn nur überzeugend eine Frau spielen, die auf der Suche nach einem Mann war, wenn sie doch immer nur an diesen unsäglichen Adam Reed und seine noch viel unsäglicheren Küsse denken musste? Sogar jetzt wünschte sie, es wäre nicht Ramseys Hand, die sie berührte, sondern die des Piraten.
„Jonathan, ich hoffe, ich enttäusche Euch nicht zu sehr, aber ich fühle mich etwas schwach und würde mich vor dem Essen gerne noch etwas zurückziehen. Wenn Ihr möchtet, werde ich Euch eine Erfrischung bringen lassen, dann könnt Ihr den Herren Gesellschaft leisten“, schlug sie vor.
„Das ist sehr freundlich, aber wenn Ihr mich nun wahrlich schon verlassen wollt, muss
Weitere Kostenlose Bücher