Blacksoul - In den Armen des Piraten
flimmerten in der Hitze des Tages. Es war schwül, und der Schweiß lief Adam den Rücken hinunter.
Er trat über die schmale Planke an Bord. Die meisten seiner Männer lagen faul an Deck, versuchten, sich so wenig wie möglich zu bewegen, oder schliefen ihren Rausch vom Vorabend aus. Wie immer, wenn sie irgendwo im Hafen lagen, lockten billiger Rum und willige Weiber die Kerle ins Verderben.
In seiner Kabine setzte er sich sogleich an den Schreibtisch und entrollte die Seekarte vor sich. Sein Finger lag auf Havanna und fuhr über den Golf von Mexico in nordwestlicher Richtung. Wie oft sein Blick in den letzten Wochen schon auf diesem Punkt der Karte verweilt hatte? Die schwarzen Buchstaben New Orleans hatten sich schon in seine Netzhaut eingebrannt. Wenn es stimmte, was er erfahren hatte, dann war der Höllenhund vor gerade mal zwei Tagen in Richtung New Orleans aufgebrochen, nachdem er die Hälfte seiner Sklaven bereits hier verkauft hatte. Es juckte ihn in den Fingern, sofort die Segel zu setzen und sein Ziel anzusteuern. Es verwirrte ihn nur, dass es nicht Hawkins war, den er dabei im Sinn hatte.
Seit Smithe die Französin abgeliefert hatte, zeigte er sich ihm gegenüber sehr verschlossen und hatte schon mehrfach ein verächtliches Schnauben hören lassen, wenn Adam ihm den Rücken zukehrte. Auch der Spanier schien verstimmt. Ob dies an der Tatsache lag, dass er sich strikt geweigert hatte, für Josie ein Lösegeld zu erpressen, oder an etwas anderem, wusste Adam nicht. Zufällig hatte er mit angehört, wie Felipe den Männern von der Französin vorgeschwärmt hatte. Noch heute mochte er ihn am liebsten fordern, wenn er sich an dessen Worte erinnerte.
„Diese kleine Chica ist leicht wie eine Feder, und ich schwöre, ihr Haar hat nach Jasmin geduftet, als sie in meinen Armen lag.“
Auch ohne einen Namen wusste er, von wem die Rede war, und Eifersucht, heiß wie ein glühendes Eisen, hatte ihn gepackt. Nur seiner Selbstbeherrschung war es zu verdanken, dass Felipe noch am Leben war. Jeden Tag fragte er sich, wann sie in seinen Armen gelegen haben mochte, und noch viel schlimmer, was sie dort getan hatte. Wie von Geisterhand gelenkt, wanderte sein Blick zu Boden, wo der blaue, eingetrocknete Tintenfleck im Holz – der einzige sichtbare Beweis für ihre Anwesenheit in seinem Leben –, zu finden war.
Josephine Legrand würde ihn wiedersehen, dafür würde er sorgen.
Die Ballnacht war rauschend und alle Fenster und Türen des Untergeschosses standen weit geöffnet, um für einen angenehmen Durchzug zu sorgen. Trotzdem fächelte sich Josie mit einem rostroten Fächer, welcher hervorragend zu ihrem Kleid passte, Luft zu. Ihr war etwas schwindelig, was entweder den vielen Drehungen beim Tanz oder dem eng geschnürten Korsett zuzuschreiben war. Etliche der geladenen Herren hatten bereits das Vergnügen eines Tanzes mit der Tochter des Gastgebers genossen. Und nur wenige davon waren so geschickte Tänzer wie Jonathan Ramsey – was sie nun deutlich in jeder Zehe spürte. Daher hatte sie sich nach dem letzten Tanz von Ramsey von der Tanzfläche führen lassen.
„Oh, s‘il vous plaît, bringt mich in Sicherheit. Ich kann unter keinen Umständen auch nur einen weiteren Tritt mehr auf meine armen Füße verkraften“, flüsterte Josephine gespielt übertrieben.
Ramsey brach in schallendes Gelächter aus und führte sie in den Nebenraum. Hier war es deutlich ruhiger, denn an den aufgestellten Kartentischen waren die Herren in konzentriertes Schweigen vertieft, während an den Tischen vor ihnen kleine Vermögen den Besitzer wechselten.
„Hier sollten wir zumindest kurzzeitig in Sicherheit sein, aber ich muss zugeben, meine Teuerste, dass ich es den Herren nicht verübeln kann. Ihr seht so atemberaubend aus in diesem Kleid, dass ich Mühe habe, Euch nicht wie ein Dummkopf anzustarren.“
Kokett schlug Josie ihm mit dem Fächer auf den Arm, aber sein amüsierter Blick brachte sie zum Lachen.
„Sir, Ihr solltet so etwas nicht in der Öffentlichkeit sagen“, schimpfte sie.
„Aber meine Liebe, dann sollten wir dringend einen Ort aufsuchen, an dem die Öffentlichkeit unserem Gespräch nicht folgen kann“, schlug er verschwörerisch blinzelnd vor.
Die Idee war eigentlich nicht dumm. Vielleicht würde sich ihr dabei sogar die Möglichkeit bieten, zu überprüfen, ob er sie als zukünftiger Ehemann entflammen konnte. Allerdings fürchtete sie, schon jetzt die Antwort darauf zu kennen. Sie mochte
Weitere Kostenlose Bücher