Blacksoul - In den Armen des Piraten
ihn wirklich gerne, aber ihr Herz wusste, sich in ihn zu verlieben, war unmöglich. Dennoch würde sie es wohl in Betracht ziehen müssen, ihn zu heiraten. Vorausgesetzt, er würde sie noch wollen, wenn er erst die Wahrheit über ihre nicht mehr vorhandene Jungfräulichkeit kannte. Aber der Ballsaal war nicht der geeignete Ort für so heikle Themen. Am besten wäre es, dies unter vier Augen zu besprechen.
Josie war so in ihre Überlegungen vertieft, dass sie erst bemerkte, dass Ramsey mit ihr sprach, als er sie am Arm berührte.
„… einen Spaziergang durch den Garten unternehmen, um uns etwas abzukühlen?“
Mit zügigen Bewegungen ruderte Adam ungesehen auf das Dock einer Lagerhalle zu. Es war zu gefährlich, mit der Deathwhisper in den Hafen einzulaufen. Er galt als Gesetzloser, und, solange er Hawkins nicht getötet und seinen Ruf wiederhergestellt hatte, konnte er sich den Verlust des Schiffes nicht leisten. Darum setzte er allein mit dem Beiboot über. Nachts waren zwar an den Lagerhallen Wachmänner postiert, aber er würde nur versuchen, ungesehen an Land zu kommen und dann die Docks, so schnell er konnte, hinter sich zu lassen.
Nichts würde ihn diesmal aufhalten. Es gab nur ein Ziel in dieser Nacht. Und nur eine Chance.
Sollte er sich nicht bis zum Morgen wieder an Deck eingefunden haben, würde Smithe das Schiff in der Nähe von St. Malo verstecken und auf weitere Anweisungen warten.
Graue Schatten spiegelten sich im Wasser, ein stinkender Film bedeckte die Oberfläche. Adam ruderte an die Anlegestelle und knotete die Nussschale fest, ehe er leise und geduckt über den Entladeplatz rannte. Er drückte sich an die längsseitige Wand eines der Lagerhäuser und lauschte auf Geräusche. Unbemerkt erreichte er die Straße, welche vom Hafen in die Stadt führte und folgte ihr mit klopfendem Herzen. Er hatte es fast geschafft.
Ungesehen war es Adam gelungen, sich seinem Ziel zu nähern, doch nun fing der Ärger an. Ein bewaffneter Mann war zur Patrouille abgestellt worden. Auch wenn er gelangweilt an einem Laternenpfahl lehnte, war dies ein ernst zu nehmendes Hindernis.
Adam nahm eine gebeugte Körperhaltung ein, fing lautstark an, ein ordinäres Seemannslied zu singen, und tat so, als torkele er auf den Wachposten zu.
„He, du!“, rief der Mann und trat ihm in den Weg.
„Du hast hier nichts verloren – also verpiss dich!“
Unbeeindruckt torkelte Adam weiter.
„Hörst du?“
Der Wachmann schüttelte den Kopf und murmelte einen Fluch, ehe er sich daranmachte, den Trunkenbold aufzuhalten.
„He, Freundchen – du verschwindest jetzt, oder ich …“, er packte Adam am Kragen, als dieser ihm blitzschnell die Pistole aus dem Hosenbund zog und gegen seine Schläfe drückte.
Der Mann erkannte, dass er einem Trick auf den Leim gegangen war, und hob ergeben die Hände.
„Hey, was soll das?“
„Schnauze, sonst knall ich dich ab!“, raunte Adam dem Mann ins Ohr.
„Schon gut, schon gut. Was willst du?“, fragte der überrumpelte Wachposten.
„Ich fürchte, man wird mich hier nicht freundlich empfangen“, erklärte Adam. „Du wirst mir also Zutritt verschaffen müssen.“
„Aber ja, das klingt sehr verlockend. Der Garten ist wirklich fantastisch. Orangenbäume und Palmen – und erst dieser Duft. Gerade blüht der Jasmin und schwängert mit seinem Aroma die Luft. Das dürft Ihr Euch nicht entgehen lassen.“
Josie deutete auf die weit geöffneten Doppeltüren und hakte sich bei Ramsey ein.
„Sehr gerne. Allerdings werde ich auch dort nur Augen für Eure Schönheit haben, und jede noch so herrliche Blüte wird neben Euch verblassen“, schmeichelte Ramsey weiter.
„Jonathan, bitte, Ihr bringt mich in Verlegenheit“, wehrte Josie seine Komplimente ab. Sicher mochte es Damen geben, die verzaubert wären von solch charmanten Worten, aber sie selbst hatte dafür recht wenig übrig. Adams heiseres Aufstöhnen, als er sie im Mondschein an sich gezogen und geküsst hatte – das war ein echtes Kompliment gewesen. Ehrlich und geboren aus reinem Verlangen. Jonathans Worte wirkten dagegen nur, als hätten sie durch Wiederholung bereits ihren Glanz verloren.
Dennoch schlug ihr das Herz laut in der Brust, als sie schließlich hinaus in die Nacht traten. Der Himmel, übersät mit Tausenden funkelnder Sterne, legte sich wie ein diamantener Baldachin über den exotischen Garten.
Ramsey schien ebenfalls von der romantischen Stimmung überwältigt, denn, entgegen jeder
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