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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Aufgabe für dich. Keine, die dir gefallen wird.«
    »Ich stehe ganz zu deiner Verfügung.«
    Sigismund nickte. »Es ist jetzt drei Jahre her …«
    Der Kaiser hielt inne. Sein Sohn blickte zu Boden.
    Vor drei Jahren waren Fredericks Frau und sein Kind der Pest erlegen. Seither hatte er versucht, seine Trauer zu überwinden und schließlich Frieden und sogar Freude in dem Wolfsrudel gefunden. Er war sich darüber im Klaren, dass er nur der Zweitgeborene und nicht der Liebling des Vaters war wie Leopold. Er sah mit siebzehn noch aus wie ein Jüngling, während sein älterer Bruder im selben Alter schon ein richtiger Mann gewesen war.
    Im Unterschied zu Leopold hatte Frederick jedoch bereits mit dreizehn Jahren geheiratet und einen Nachkommen gezeugt. Er war damals von schmaler Statur gewesen, das Haar noch hellblonder, und kaum ein Barthaar war auf seinem glatten Kinn gewachsen. Nichtsdestotrotz hatte er seine Frau geliebt und mit ihr das Bett geteilt. Sie war älter gewesen als er, willensstärker und klüger, doch sie hatte seine Liebe erwidert, auch wenn er nicht wusste, warum. Ein Jahr lang waren sie sehr glücklich miteinander gewesen.
    »Wie gesagt, ich stehe ganz zu deiner Verfügung.«
    Sigismund seufzte leise. »Du wirst Prinzessin Giulietta di Millioni heiraten und mir Venedig bringen.«
    »Leopolds Witwe?«
    »Verzeih mir. Aber wenn du sie nicht heiratest, wird ein byzantinischer Prinz sie zur Frau nehmen, und der Basileus schafft sich damit einen Stützpunkt in Italien. Das müssen wir um jeden Preis verhindern.«

5
    G räfin Desdaio hatte Tycho im vergangen Jahr Lesen und Schreiben beigebracht, und seine Wissbegierde und sein Fleiß hatten sie beeindruckt. Das hatte sie jedenfalls gesagt. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass er nur aus einem einzigen Grund lesen lernen wollte.
    Er wollte endlich das Manuskript entziffern, das er damals, am Tag seiner Ankunft, einem venezianischen Buchbinder gestohlen hatte. Inzwischen hatte er es so oft gelesen, dass er es beinahe auswendig konnte. Und doch verstand er nicht, wie die Worte, die dort standen, wahr sein konnten.
    Tycho hielt das Manuskript unter dem Dielenboden seines Kellers in der Ca‘ il Mauros, dem Haus von Graf Atilo, versteckt. Er hatte darauf bestanden, dort zu bleiben, bis er in sein neues Haus in San Aponal einziehen konnte, das auf Geheiß der Dogaressa geräumt wurde.
    Mitunter hatte Tycho das Gefühl, die Geschichte teilweise als seine eigene wiederzuerkennen. Dann wieder hielt er das, was er verstanden zu haben glaubte, für derart abwegig, dass es sich zwangsläufig um die Geschichte eines anderen handeln musste.
    Langsam – noch immer ging es nicht so rasch voran mit dem Lesen, auch wenn er inzwischen den Finger nicht mehr benutzte – las er die Worte laut vor und lauschte, wie ihr Echo von den Wänden seiner einstigen Sklavenbehausung widerhallte.
     
    In einem Jahr
, als Kälte die Welt durchdrang und die Kanäle in Venedig zu Eis gefroren, wüteten Schneestürme in einer weit entfernten Stadt auf der anderen Seite eines gewaltigen Meeres. Mehr als hundert Jahre waren vergangen, seit das letzte Langschiff dieses Meer überquert hatte. Fast hätte der Schneesturm die Frau, die sich den Toren der Wikingersiedlung in Vinland näherte, unter sich begraben. Sie war auf einer eisigen Landbrücke aus Asien bis hierher gekommen. Nicht in diesem Winter. Auch nicht in dem davor.
    Sie stand vor dem Schutzwall Bjornvins, als der Torsklave sie sah. Die Fremde mit dem Engelsgesicht und dem dunklen Haar berührte ihn auf seltsame Weise. Sogar aus der Entfernung konnte er einen bernsteinfarbenen Schimmer in ihren Augen sehen.
    Er hatte strengen Befehl, niemanden einzulassen. Und dennoch kletterte er die Leiter hinab, hob den Riegel zur Seite und öffnete das Tor …
     
    Bei dem Berichterstatter handelte es sich um den Knappen Sir John Mandelvilles, der mit seinem Herrn die gesamte damals bekannte Welt bereist hatte.
    Die Geschichte vom Untergang der Stadt Bjornvin stammte ursprünglich von einer alten, verbitterten Hexe mit welkem Arm, die weit hinter Moskau lebte. Sie hatte sie einem Franziskanermönch erzählt, einem Abgesandten des Khans, der sie von seinem eigenen Schreiber aufzeichnen ließ. Später erzählte der Franziskaner die Geschichte einem Benediktinermönch, und dieser wiederum gab sie an Sir John weiter, der sie seinem Knappen in die Feder diktierte. Seit sich die Ereignisse in dem Manuskript zugetragen hatten, waren hundert Jahre

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