Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
Vom Netzwerk:
gerissen, und war dann aus reiner Lust an der Bewegung weitergestürmt. Menschen mieden ihr Tal. Es hatte schon den Ahnen der Wölfe gehört, lange bevor gegenwärtige Menschengenerationen geboren waren.
    Die Tiere liefen gegen den Wind, der ihren feinen Nasen zutrug, welche Gefahren vor ihnen lauerten. So wussten sie schon lange, bevor sie die Pferde sahen, dass Sigismunds Jäger ihr Rudel erspäht hatten.
    Beim Anblick der Wölfe stieß der oberste kaiserliche Jäger in sein Horn, dass es weithin hallte und der Klang von den umliegenden Felswänden zurückgeworfen wurde. Ohne ihre pfeilförmige Anordnung aufzugeben schnellten die Wölfe heran. Als ein Neuling unter den Jägern die Armbrust heben wollte, schüttelte der Kaiser den Kopf.
    »Wartet«, ordnete er an.
    Trotz seines Alters war der Kaiser immer noch von kräftiger Gestalt, aber die ersten grauen Fäden durchzogen seinen Bart, und seine Sehkraft ließ allmählich nach. Er wollte das Rudel heranpreschen sehen und sich vorstellen, wie es gewesen wäre, selbst eines dieser Tiere zu sein.
    Der Leitwolf hob den Kopf und bleckte grinsend die Fänge.
    »Still«, befahl der Kaiser den Jägern. »Niemand bewegt sich.«
    Sigismund packte die Zügel seines unruhigen Hengstes und zwang das verängstigte Tier, stehen zu bleiben, als sich das Rudel in letzter Sekunde vor den Jägern teilte und wie grauer Rauch um die Reiter glitt. Ein Reiter wurde abgeworfen, das Pferd eines anderen scheute, aber den meisten Jägern gelang es, den Befehl des Kaisers zu befolgen. Die Wölfe hatten ihren Lauf verlangsamt, rannten eine Kurve und nahmen erneut Kurs auf die Reiter.
    »Genug«, rief Sigismund und lachte. Das Wolfsrudel kam keuchend zum Stehen.
    Der Leitwolf war weder besonders groß noch furchterregend. Er neigte vor dem Kaiser den Kopf und unmittelbar darauf setzte eine Verwandlung ein. Der Pelz teilte sich über dem Rückgrat, darunter kamen ein menschlicher Körper und menschliche Haut zum Vorschein. Als wendete sich sein Inneres nach außen.
    Der nackte junge Mann, der schließlich vor dem Kaiser stand, verneigte sich erneut. Der Rest des Rudels hatte inzwischen ebenfalls menschliche Gestalt angenommen.
    »Ist es schmerzhaft?«, fragte Sigismund.
    »Nicht so schmerzhaft, wie Kriegshund zu werden.«
    Das Wolfsrudel konnte sich in drei verschiedenen Gestalten zeigen: als Mensch, als Wolf oder als eine Mischung aus beiden. Die letzte Form verlangte eine besonders brutale Verwandlung. Kriegshunde hatten keinerlei Ähnlichkeit mehr mit einem natürlichen Geschöpf.
    »Majestät.« Ein stattlicher, bärtiger Mann trat neben Prinz Frederick. Auch er war gänzlich nackt, sein Bauch wölbte sich gewaltig und seine Brust war mit Narben übersät. Der Meister der Wölfe und Sigismund waren alte Freunde, obwohl Sigismund durch und durch Mensch war.
    »Ist die Ausbildung meines Sohnes beendet?«
    Der Blick des Wolfmeisters wanderte nachdenklich über den jungen Mann. Er wählte seine Worte mit Bedacht. »Wenn es sein muss, ja, Majestät. Natürlich lernt man nie aus.«
    »Nicht einmal in unserem Alter«, pflichtete Sigismund ihm bei. Er fuhr mit gesenkter Stimme fort: »Ich zum Beispiel habe zu spät begriffen, dass ich Venedig schon früher hätte angreifen sollen.«
    »Der Basileus?«
    »Andronikos stachelt ihn zum Angriff an.«
    »Womit, Majestät?«
    »Indem er ihm einredet, ich würde ihm sonst zuvorkommen.« Der Kaiser zuckte die Achseln. »Damit lässt er mir keine andere Wahl, als den ersten Schritt zu tun.« Sigismund erhob sich aus dem Sattel, und seine Begleiter verstanden das als Erlaubnis, ebenfalls abzusitzen. Sie blieben jedoch ehrerbietig zurück, als er den Arm um die Schultern seines Sohnes legte und mit ihm beiseitetrat.
    »Es heißt, der nächste Winter soll besonders streng werden.«
    Als Sigismund verstummte, blickte Frederick ihn fragend an. Bisweilen sprach der Kaiser in Rätseln oder verlangte, dass man sein Schweigen richtig deutete. Aber jetzt meinte er offenbar einfach, was er sagte.
    »Es tut mir leid«, fügte der Kaiser abschließend hinzu.
    »Für den Winter?«
    Der Kaiser lachte belustigt. »Genau wie deine Mutter.« Es kam höchst selten vor, dass er die Frau erwähnte, die er geliebt, aber nicht geheiratet hatte, da er bereits mit Königin Maria von Ungarn vermählt war. Fredericks Mutter hatte ihre Schönheit und ein ansteckendes Lachen besessen, Königin Maria hatte ein Königreich mit in die Ehe gebracht.
    Frederick verstand.
    »Ich habe eine

Weitere Kostenlose Bücher