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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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überraschender war.
    »Nun?«, wiederholte Alexa ungeduldig.
    »Es war wie immer. Er summt den Mädchen etwas vor, bietet ihnen Konfekt an, erzählt kleine Geschichten und kämmt ihnen das Haar.«
    Marco hatte sich im Bett aufgesetzt und lächelte. Er hielt ein Buch in den Händen, allerdings verkehrt herum.
    »Was lest Ihr, Hoheit?«
    »W-Wörter.«
    Dr. Crow lächelte.
    Das jüdische Mädchen neben dem Dogen hatte verlegen den Kopf abgewandt. Sie wusste, dass sie versagt hatte, und hatte Angst. Sie konnte nicht ahnen, dass sie keineswegs die Erste war, der es so erging.
    »Das Mädchen soll aufstehen. Fort mit ihr.«
    Marcos Lippen zitterten plötzlich, und er riss die Augen auf. Er klappte den Mund auf und zu und kaute an seiner Lippe. Schließlich umklammerte er die Hand der jungen Frau.
    »Ihr V-Vater ist ein K-Kaninchen.«
    Alexa stöhnte leise.
    »Aber s-sie ist eine Spi-Spinne.«
    »Gebt dem Vater Geld«, befahl Alexa Dr. Crow. »Bis Morgen habe ich für sie eine Arbeit im Palast gefunden.«
    Dr. Crow nickte.
    »Leg dich ein bisschen hin«, sagte Alexa zu Marco. »Nachher kommt Gräfin Desdaio zu Besuch.«
    »D-Desdaio«, stotterte der Doge freudig.
    Früher einmal hatte Alexa auf eine Heirat zwischen ihrem Sohn und Desdaio gehofft. Die Millioni, eine der reichsten Familien Europas, hätten durch diese Verbindung ihr Vermögen noch bedeutend vergrößert. Leider war ihr Sohn ein Narr, und Desdaio hatte sich in Atilo verliebt. Außerdem zeigte ihr Sohn an Desdaio ebenso wenig Interesse wie an anderen jungen Frauen.
    Wenn Marco keine Nachkommen zeugte, wie sollte Alexa dann das Erbe ihres Ehemanns bewahren?
    »Du musst nett zu E-Elizavet sein«, sagte Marco unerwartet.
    »Elizavet?« Alexa konnte sich nicht erinnern, dass er je zuvor eines der Mädchen beim Namen genannt hatte. »Hast du sie gern?«
    Marco nickte verschmitzt. »Schick sie zu T-T-Tycho. Er darf ihr a-aber nicht weh tun. Sie können zu-zusammen Spinnen sein.«
    Hin und wieder fragte sich Alexa, ob ihr Sohn nicht doch verständiger war, als sie annahm.
    Doch dann konnte er sich wieder die zusammengeknüllten Seiten eines Buches in den Mund stopfen, um die Wörter richtig zu schmecken, oder sich nackt in ein Rosenbeet stellen, um zu spüren, wie es war, Dornen zu haben – und trieb ihr solche Gedanken restlos aus. Ihr Sohn war der fünfte Doge aus den Reihen der Millioni. Eine beunruhigende Anzahl von Bürgern dieser Stadt war der Ansicht, er könne auch der letzte sein.

8
    U nsere Spione hören sich um und gehen der Sache nach.«
    »Aber sie erhalten keine Antwort?«
    Dogaressa Alexa lief rot an. »Giulietta …«
    »Dieser Anschlag hätte mich das Leben kosten können. Ist Dir das eigentlich klar?«
    »Viele sind ums Leben gekommen.«
    Lauter Mönche. Und sie konnten mich sowieso nicht ausstehen.
Giulietta unterdrückte die Antwort im letzten Moment. Schlimm genug, überhaupt so etwas zu denken. »Ich weiß«, sagte sie. »Verzeih mir.«
    »Es geht nicht nur darum, dass du in Sicherheit bist. Du gehörst in den Palast. Hier bist du geboren.«
    »Ich bin Leopolds Witwe. Mein Platz ist in der Ca’ Friedland, seinem Haus.« Hoffentlich klang ihre Stimme fest und überzeugend. Sie war sich nicht sicher, ob es sie tatsächlich in Leopolds heruntergekommenen Prunkbau am Canal Grande zog. Eines aber wusste sie ganz genau: Sie wollte nicht länger mit Alexa und Alonzo unter einem Dach leben.
    »Ich spreche mit Alonzo darüber, und wir werden eine Entscheidung treffen.«
    »Ihr habt nichts zu entscheiden. Das ist vorbei.«
    »Wie meinst du das?«
    »D-das, d-d-das, d-das …«
    Der Doge schlug mit den Fersen gegen die Lehne eines Sessels, während er die Möwen beobachtete, die sich auf dem Molo um ein paar Bissen stritten. Er war hingerissen davon, wie sie unbeweglich im Wind über den Steinstufen hingen und nur mit einem gelegentlichen Flügelschlag ihre Position änderten. Es war ein heißer Nachmittag, und die Lagune erwärmte sich allmählich. Der Kanal hinter dem Palazzo Ducale roch bereits brackig und würde in spätestens einem Monat einen bestialischen Gestank verbreiten.
    Giulietta hatte beschlossen, ihren Willen nicht mehr wie früher durch trotziges Quengeln, Türschlagen und unbeherrschte Tränenausbrüche durchzusetzen. Damit hatte sie jedes Mal den Kürzeren gezogen. Nun wollte sie es mit Besonnenheit und erwachsenem Auftreten versuchen.
    Abgesehen davon gab es noch einen kleinen Unterschied.
    Sie war inzwischen sechzehn, verwitwet und

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