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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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funkelte der Sternenhimmel. Ihre Miene war finster, und sie trug ein schwarzes Gewand, das sie sich in Ragusa gekauft hatte. Sowohl die Miene als auch ihre Trauerkleidung waren in den vergangenen Tagen zu einer Art Rüstung geworden.
    Tycho war gerade noch rechtzeitig neben ihr, bevor sie wieder davonging.
    »Was wolltest du mir sagen?«
    »Graf Roderigo ist hier.«
    »Hauptmann Roderigo?«
    Ihr gereizter Blick sprach Bände. »Mein Onkel hat ihn inzwischen sogar zum Baron gemacht. Ich bin überrascht, dass deine kleine Gräfin dir nichts davon erzählt hat. Ihr habt doch so nett miteinander geplaudert.«
    »Aber es ist nicht …«
    »Nicht das, wonach es aussieht? Nein? Was ist es dann?«
    »Wir müssen miteinander reden.«
    »Ich wüsste nicht, worüber. Ich wollte dir nur sagen, dass ich Venedig verlassen werde, sobald ich die Erlaubnis des Rates habe.«
    »Wohin willst du?«
    »Was geht dich das an?«
    »Ich frage ja nur.«
    »Ich kehre auf den Besitz meiner Mutter zurück, nach Alta Mofacon. Leo wird dort glücklich sein, und ich bin fort von dieser Kloake von einer Stadt.«
    Und fort von dir.
Tycho hatte verstanden.
     
    Graf Roderigo trug eine Schärpe mit dem Markuslöwen über der Schulter, die ihn als Hauptmann der venezianischen Zollbehörde auswies.
    »Graf«, sagte Prinzessin Giulietta.
    Roderigo verneigte sich. Als sein Blick den hinter ihr stehenden Tycho streifte, war er sichtlich verblüfft über dessen prächtiges Wams und noch verblüffter über das Halbschwert an Tychos Seite.
    »Man hat ihn zum Ritter geschlagen«, erklärte Atilo missbilligend.
    »Für seine Verdienste in der Schlacht?«
    »Schon vorher.«
    »Er war ein
Sklave

    »Ihr habt vollkommen recht«, sagte Atilo.
    »König Janus hat mich für meine
künftigen
Taten zum Ritter geschlagen.« Tycho lächelte dünn. »Er war davon überzeugt, dass ich nützlich sein könnte.«
    »Und hast du dich nützlich gemacht?«, fragte Roderigo.
    »Seinetwegen haben wir die Schlacht gewonnen«, entgegnete Giulietta kühl.
    »Und wie hat er das fertiggebracht, Prinzessin?«
    »Das weiß ich nicht. Wir wurden unter Deck geschickt.«
    Der Hauptmann blickte skeptisch drein; was er sah, war ein ehemaliger Sklave, der so tat, als wäre er ein Ritter. Tycho war es nur recht. Roderigo war ein Parteigänger des Regenten, und Prinz Alonzo hatte Tycho in die Sklaverei verkauft.
    »Wann gehen wir an Land?«, fragte Giulietta ungeduldig.
    »Davon hat niemand etwas gesagt.«
    »Nun, immerhin seid Ihr an Bord gekommen, und das kann nur bedeuten, dass wir anlegen dürfen.«
    Roderigos Blick war nachdenklich. »Auf San Lazzaro ist alles Nötige für Euch vorbereitet«, räumte er schließlich ein. »Graf Atilos großartiger Sieg hat den Rat der Zehn dazu veranlasst, Eure Quarantäne auf zehn Tage zu verkürzen.«
    Ein eindrucksvolles Zugeständnis.
    »Aber San Lazzaro ist eine Insel für Leprakranke«, protestierte Desdaio.
    »Gräfin, dort war seit fünfzig Jahren kein Leprakranker mehr. Die Weißkreuzler versorgen auf der Insel unsere Kriegsverletzten. Und da es seit zwanzig Jahren keine Schlacht mehr in Venedig gegeben hat, hatten sie reichlich Zeit zum Beten. Prinzessin Giulietta, würdet Ihr als Erste an Bord des Bootes gehen?«, sagte Roderigo.
    Sie lächelte huldvoll.
    »Darf ich Euch bitten, die Prinzessin zu begleiten, Herr Tycho?«
    Giuliettas Lächeln erlosch.
     
    Steintreppen am Ufer waren in Venedig üblich. Meist waren die unteren Stufen mit grünen Algen überwachsen und glitschig. Die Treppe zur
fondamenta
jedoch, dem befestigten Uferweg von San Lazzaro, war auf Anordnung des Abtes so blitzblank geschrubbt worden, dass man sogar die Meißelspuren der Steinmetze erkennen konnte, die sie einst geschlagen hatten.
    »Prinzessin«, sagte der Abt und verneigte sich.
    Giulietta nickte ihm zu.
    Die Ordensritter trugen Kettenhemden unter ihren Kutten und waren mit Schwertern bewaffnet. Die Kettenhemden sahen rostig aus, aber die Klingen waren gut geschliffen und glitzerten im Fackellicht.
    »Eine ungewöhnliche Ehre, Prinzessin.«
    Giulietta verzog spöttisch die Lippen, doch ehe sie etwas Unhöfliches erwidern konnte, trat Tycho neben sie.
    »Ich bin Herr Tycho.«
    Der Abt warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
    »Graf Atilo wird in Kürze eintreffen.« Aus alter Gewohnheit hätte Tycho beinahe
mein Meister
gesagt. Dabei war diese Phase vorüber und hatte für beide einen schlechten Nachgeschmack. »Er lässt seine besten Wünsche überbringen und bedankt

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