Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
Vom Netzwerk:
unternommen, um sich von seinem Umfeld auf der Erde zu lösen, und es war ihm gelungen; er wollte nichts mehr davon hören.
    Und doch bestand noch die Verbindung zu seinem Vater, und der erste Ausflug seines Vaters von der Erde würde sie bald wieder aufleben lassen; er hatte schon immer einen anderen Planeten besuchen wollen, ehe es zu spät war – also vor seinem Tod. Leo war fest dazu entschlossen. Aber trotz Verbesserungen auf den großen Interplanetarschiffen war das Reisen ein Wagnis. Es störte ihn nicht. Nichts konnte ihn beirren; er hatte sogar schon gebucht.
    Â»Meine Güte, Dad«, sagte Jack, »es ist wirklich großartig, dass du meinst, so eine anstrengende Reise unternehmen zu können. Ich hoffe nur, du bist ihr auch gewachsen.« Er ergab sich in sein Schicksal.

    Ihm gegenüber saß sein Arbeitgeber, Mr. Yee, der ihn ansah und einen gelben Zettel hochhielt, auf dem ein Kundendienstauftrag notiert war. Der große, spindeldürre Mr. Yee in seinem Einreiher mit Fliege … die chinesische Art, sich zu kleiden, hatte sich hier auf fremdem Boden bis ins Detail durchgesetzt, so authentisch, als betriebe Mr. Yee seine Firma im Geschäftsviertel von Kanton.
    Mr. Yee zeigte auf den Zettel und stellte dann mit ernster Miene dar, worum es ging: Er fröstelte, goss etwas von der linken Hand in die rechte, fuhr sich anschließend über die Stirn und zupfte an seinem Kragen. Dann sah er auf die Armbanduhr an seinem knochigen Handgelenk. Auf einer Milchfarm war eine Kühleinheit ausgefallen, begriff Jack Bohlen, und es war dringend; die Milch würde verderben, wenn es im Laufe des Tages wärmer wurde.
    Â»Okay, Dad«, sagte er, »wir erwarten also dein Telegramm.« Er verabschiedete sich und legte auf. »Tut mir leid, dass ich so lange telefoniert habe«, sagte er zu Mr. Yee. Er griff nach dem Zettel.
    Â»Ein älterer Mensch sollte nicht hierher reisen«, sagte Mr. Yee mit seiner ruhigen, unbeugsamen Stimme.
    Â»Er hat sich eben in den Kopf gesetzt, bei uns nach dem Rechten zu sehen«, sagte Jack.
    Â»Und wenn Sie nicht so gut dastehen, wie er das gern hätte, kann er Ihnen dann helfen?« Mr. Yee lächelte verächtlich. »Erwartet er, dass Sie einen Treffer gelandet haben? Sagen Sie ihm, es gibt keine Diamanten mehr. Die UN hat alle. Und was den Auftrag angeht, den ich Ihnen gegeben habe: Den Unterlagen nach haben wir vor zwei Monaten schon mal wegen der gleichen Beschwerde an der Kühleinheit gearbeitet. Es liegt an der Stromquelle oder am Schaltkreis. Der Motor wird ständig langsamer, bis die Sicherung rausfliegt und verhindert, dass er durchbrennt.«

    Â»Ich seh mir mal an, was so alles am Generator dranhängt«, sagte Jack.
    Für Mr. Yee zu arbeiten war nicht leicht, dachte er, als er die Treppe zum Dach, auf dem die Firmenhubschrauber parkten, hinaufstieg. Alles wurde auf streng rationaler Grundlage entschieden. Mr. Yee sah aus und handelte wie etwas, das zum Rechnen erschaffen war. Vor sechs Jahren, mit zweiundzwanzig, hatte er sich ausgerechnet, dass er auf dem Mars ein profitableres Unternehmen aufziehen könnte als auf der Erde. Da die Kosten für das Verschiffen neuer Anlagen von der Erde so hoch waren, herrschte auf dem Mars brennende Nachfrage nach Kundendienst für alle Arten von Maschinen, für alles, was bewegliche Teile hatte. Ein alter Toaster, den man auf der Erde achtlos verschrottet hätte, musste auf dem Mars funktionsfähig erhalten werden. Mr. Yee gefiel der Gedanke, Altmaterial zu verwerten. Da er in der einfachen, puritanischen Atmosphäre der Volksrepublik China aufgewachsen war, billigte er keine Verschwendung. Und als Elektroingenieur aus der Provinz Honan verfügte er über eine gute Ausbildung. Also war er auf seine ruhige und gewissenhafte Art zu einem Entschluss gekommen, der für die meisten Menschen eine verheerende emotionale Zerreißprobe dargestellt hätte; er bereitete sich darauf vor, von der Erde auszuwandern, so wie er sich auf einen Besuch beim Zahnarzt vorbereitet hätte, um sich ein neues Gebiss aus rostfreiem Stahl anpassen zu lassen. Als er seinen Laden auf dem Mars einmal aufgemacht hatte, wusste er bis auf den letzten UN-Dollar genau, wie niedrig er seine laufenden Geschäftskosten halten konnte. Das Unternehmen warf zwar wenig Gewinn ab, wurde aber äußerst professionell geführt. In den sechs Jahren seit 1988 war er unablässig

Weitere Kostenlose Bücher