Blätter treiben im Wind (German Edition)
vieles, Kleines.«
»Kommt der uns auch mal besuchen?«
»Nicht so schnell. Aber er hat mich eingeladen, bei ihm ein Wochenende zu verbringen.«
»Machst du das, Mom?«, fragte Julia. Sie sah ihrer Mutter an, dass sie sehr glücklich war.
»Ich werde ihm jetzt erst mal auf seinen Brief antworten, dann sehen wir weiter.«
Der anstrengende Tag neigte sich dem Ende entgegen. Julia schlief tief und fest. Donna hatte endlich die zweite Stunde am Tag nur für sich, nach der Mittagspause, in der sie sich fit hielt immer Sport machte. Sie hatte sich dieses Leben nicht ausgesucht. Sie wurde hineingestoßen. Sollte das so bis an ihr Lebensende weitergehen?
Donna saß an ihren Schreibtisch und nahm ein erstes Stück Papier zur Hand. Die Zeit für Tom war gekommen. Sie sah, bevor sie den ersten Buchstaben schrieb, Tom Avellones Foto an. Er sah gut aus. So schön hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Er schrieb, dass er nur noch in Jeans und Pullover durch die Wälder zieht, auch das konnte seine natürliche Schönheit nicht schmälern. Er hatte kurze dunkelbraune Haare und eine gute Figur. Der körpernahe Anzug saß wie für ihn geschneidert. Sein Gesicht erzählte etwas und seine Augen riefen tiefe Verwirrung bei Donna hervor. Sie waren so unergründlich tief und schön. Die Augenfarbe konnte sie nicht erkennen, aber vielleicht hatte sie dazu ja später noch Gelegenheit. Sie nahm den Stift zur Hand.
Tom!
Was soll ich Dir nur schreiben? Oh weh, in meinem Kopf geht es ziemlich chaotisch zu. Was bist Du nur für ein interessanter, schöner und anziehender Mensch. Ich glaube, mit Dir könnte ich Gespräche führen bis zur Bewusstlosigkeit, lachen bis ich explodiere, schreiben bis mir die Finger bluten. Ohne Dich je leibhaftig gesehen zu haben, breitet sich so ein seltsames Glücksgefühl in mir aus. Ich kann nur sagen: „Wahnsinn!“
Ich wusste, es gibt Dich. Wie könnte ich es sonst denken? Kennst Du Freuds Psychoanalyse? Man geht davon aus, dass jeder Trieb im Menschen die Rückkehr in seinen alten Zustand anstrebt. Demnach müsste dies beim Liebestrieb bedeuten, dass eine lebende Substanz, die mal eine Einheit war, aber zerrissen wurde, die Wiedervereinigung anstrebt. Ich finde das sehr interessant.
Denn alles ist Energie, wir, um uns und in uns. Bist Du ein Teil „unserer“ Substanz?
Durch Zufall las ich Deinen Brief. War es wirklich ein Zufall? Zwei Menschen mit großem Lebenshunger, die ihre Seele bewusster und intensiver entdecken wollen. Wir streben, wie es scheint, nach parallelen Dingen, und das Schicksal hat uns wohl zusammengebracht.
Ein Satz (na ja, eigentlich fast alles) in deinem Brief hat mir besonders gut gefallen. „Das Gefühl zu spüren, wir sind ein Team, im Leben und fürs Leben.“
Ja, zur Zweisamkeit gehört auch Freiheit, aber auch Toleranz und Vertrauen. Es ist schön sich sehr nahe zu sein. Dennoch ist jeder sein eigenes „Ich“. Ein eigenes Bewusstsein, ein Individuum eben. Ich verabscheue die Männer, die nicht mehr los lassen. Dann fühle ich mich bedrängt, und ich werde wütend. Zwar finden es viele reizend, wenn ich wütend bin, aber dann rette sich wer kann. Solche Menschen geben sich selbst auf, sind nur noch in „Deiner Welt“ glücklich und dann habe ich das Gefühl zu ersticken. So, als wenn man mir jeden Atemzug raubt. Dabei ist doch jeder für sich ein ganz geheimnisvoller Planet und dort sollte man suchen und entdecken.
Ich bin von niemandem der Besitz, aber gerne bereit zu teilen.
Sehr wichtig ist mir auch das Vertrauen. Egal, wie verrückt oder verworren etwas aussehen mag, ich würde geschenktes Vertrauen nicht enttäuschen.
Probleme, Fehler und Eigenarten: Ohne dies wäre kein Salz in der Suppe, nichts zu bewältigen, zu hoffen, zu streben. Es wäre langweilig. Fehler sind zum Lernen da und nun mal dazugehörend. Außerdem können manche Eigenarten so glänzend schön sein wie pures Gold.
Ungeheuer amüsant finde ich auch, wie Du Deinen Gedanken freien Lauf lässt. Das „Kaminfeuer – Decke – Liebe genießen – ...“, einfach wunderschön von Dir!
Ich finde Dich ... ? Hmm, ich glaub‘ für Dich muss ich erst noch ein besonderes originelles Wort finden. Ein sehr, sehr liebes!
Du bist das, wonach mein Herz lechzt. All die Dinge die Du schreibst, würde ich Dir nicht nur bestätigen. Nein, mir fällt auch noch so verdammt viel dazu ein. Du hast auch diese Art an Dir, die ich an mir wieder
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