Blätter treiben im Wind (German Edition)
erkenne. Aus Dir strömt so ein intensives, strebendes Gefühl voller Romantik und Tiefe. Die Worte mit denen Du Dich mir mitteilst sind so ergreifend. Du wirst sicherlich ein toller Schriftsteller, aber vor allem bist Du wohl ein unglaublich lieber Mensch!
Trotz der Faszination „Dich“ wohl gefunden zu haben, gibt es noch eine sehr wichtige Angelegenheit, die ich Dich unbedingt wissen lassen muss. Vielleicht verliere ich Dich jetzt, bevor sich je etwas entwickelt hat.
Ich habe eine zehn Jahre alte Tochter und sie heißt Julia. Bisher war dies noch nie ein Problem. Doch es soll Männer geben, die damit nicht zu recht kommen.
Ich hoffe, Du gehörst nicht zu diesen Männern. Dann wäre ich natürlich sehr enttäuscht, dennoch müsste ich es akzeptieren.
Es wäre aber auch interessant einen „guten Freund“ gefunden zu haben.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass wir ein sehr schönes, außergewöhnliches, verrücktes und von vielen beneidetes Paar sein könnten. Jeder mit viel Fantasie und Abwechslung im Kopf. Wir würden uns gegenseitig noch viel lebendiger machen.
Jetzt heißt es abwarten. Abwarten, wie Du auf mein Kind reagierst. Wenn die Einladung zu Dir dann immer noch gilt, komme ich gerne. Alleine natürlich.
Ich lebe in Boston, wie Du weißt, und Du im kleinen Mackville in Vermont. Ich habe eine Bekannte in Harvard gefragt, das sind rund dreihundert Meilen. Damit ist die Strecke zwischen uns kein großes Problem.
In Kürze geht der Zeiger meiner Wanduhr auf zwölf vor. Zeit zum Schlafen.
Nun Tom, wie immer Du Dich auch entscheidest, lass es mich wissen. Doch ich denke weiter positiv.
Wenn das Spiegelbild Deiner Seele Dir zulächelt, werden Vorstellung und Realität miteinander verschmelzen.
In diesem Sinne, liebe Grüße,
Donna
Donna fühlte sich während des Schreibens wie eine vierzehnjährige Highschool-Schülerin, die einen Brief an ihre erste Liebe verfasst. So ein glückliches Gefühl machte sich bei jedem Wort breit, dass sie zu Papier brachte. Es war so schön mit Tom zu sprechen .
Kapitel 10
Er ging wie durch einen weißen Schleier. Nicht einmal die Hand vor Augen konnte er bei seinem ersten Schritt aus seinem Haus erkennen. Mittlerweile hatte sich die weiße Blockade etwas geöffnet. Aber er kannte die Strecke zu dem Haus von Cooper Cheetwood bereits so gut, dass er auch mit verbunden Augen dort hingefunden hätte.
Die meisten der glühenden Ahornbäume, die er auf seinem Weg hinter sich ließ, hatten eine prächtige Höhe von bis zu zwölf Metern. Die weiblichen und männlichen Blüten waren schön getrennt.
Da war es wieder, das Getrenntsein. Er war doch hier nach Mackville gekommen, um getrennt zu bleiben, und jetzt das. Er lud eine Frau, der er noch nie begegnet war, zu sich ein. War er denn von Sinnen? Nein, er hatte sich verliebt. Verliebt, in Worte und in ein kleines Bild. Das Gefühl war prickelnd; ob daraus eine echte, vielleicht die große, Liebe werden würde? Dieses Geheimnis ruhte noch in den Wäldern Vermonts. In Washington, D.C. wäre ihm das nicht passiert. Sich in eine Frau zu verlieben, die ihm einen Brief schrieb. Doch die Wochen in diesem strahlenden Paradies hatten seine Seele bereits wieder insoweit von einer schweren Last befreien können, dass sein Herz für Donnas Worte anfällig wurde. Greife die Liebe – greife sie, egal, wann sie dir gegenübersteht, hatte seine Mutter immer gesagt. Doch leider konnte er ihr schon lange keine glücklichen Botschaften mehr erzählen.
Es war noch dunkel. Der Nebel löste sich immer schneller auf. Bald würde es soweit sein. Der Tag würde beginnen. Er hatte es Cooper bereits zwei Tage nach ihrem Kennen lernen versprochen, dass er mit ihm zusammen einmal dieses Ereignis verfolgen würde. Von seiner Veranda aus, mit dem Blick auf den Mackville. Der See würde brennen, wie die Bäume, wenn die Sonne sie mit ihren ersten Strahlen küsste. Bitte lass uns das zumindest einmal zusammen genießen, hatte Cooper Cheetwood zu Tom gesagt. Seit Diadoras Tod konnte ich dieses Ereignis mit niemandem mehr teilen.
Das herabgefallene Laub war durch die Feuchtigkeit des sich auflösenden Nebels sehr rutschig. Der Anstieg zu Coopers Hütte war nicht so einfach wie am Tag, wenn der Untergrund trocken war.
Tom sah ihn bereits. Cooper saß ihn seinem Schaukelstuhl, den er von Diadora geschenkt bekommen hatte. Es ist so, als ob sie mich umarmt, waren seine
Weitere Kostenlose Bücher