Blätter treiben im Wind (German Edition)
meinen Gedanken freien Lauf, verzeih.
Es ist zu früh, trotzdem, ich würde Dich gerne zu mir nach Mackville einladen, vorausgesetzt Du willst. Wir könnten einen tollen Tag oder auch ein schönes Wochenende miteinander verbringen, und uns näher kennen lernen. Ein gemütliches Abendessen, ein Besuch im Tanzlokal, oder wir gehen die lange Nacht nur in den Wäldern spazieren und sehen uns und die Sterne an. Was Du willst, liebe Donna.
Deinen Zeilen, wenn sie von Herzen kommen, sehne ich entgegen, wie dem Regen nach der Trockenzeit,
Tom
Tom konnte es sich nicht erklären, was in ihn gefahren war. Vor einigen Stunden musste Shawn ihn noch überreden, dass er Donna schreiben sollte, und jetzt lud er sie zu sich ein. Bist du denn von Sinnen, Tom, dachte er. Doch die andauernden Blicke, unter dem Schreiben des Briefes, auf Donnas Bild ließen ihn keinen anderen Abschluss für diesen Brief finden. Sie hatte das in den Augen, was Debbi lange Jahre zu einer besonderen Frau werden ließ.
Es war nur ein Bild. Wie würde sie in Wirklichkeit sein?
Kapitel 9
»Er hat dir tatsächlich geschrieben? «
»Ja « , sagte Donna in einem singenden Ton.
Michelle besuchte ihre Freundin in der Mittagspause im Copley Plaza Hotel. Sie hatte die SMS auf dem Handy erhalten und war sofort zu ihr geeilt.
»Das ist doch nicht möglich. « Michelle spürte Eifersucht aufkommen.
»Was soll das heißen? «
»Nichts. Sag‘ schon, was hat er dir geschrieben? «
Donna und Michelle saßen in der Hotelbar und bestellten sich einen Cocktail. Das war ein Grund um anzustoßen.
»Er ist ein unglaublich lieber und gefühlvoller Mensch, Michelle. Das kannst du dir nicht vorstellen. «
»Ja. «
»Seine Worte streicheln mich wie eine sanfte Brise. Und er ist so ehrlich und offen. Er erzählt mir so vieles, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Als ob wir uns schon Jahre kennen würden. Keine Floskeln, Michelle. Es ist tatsächlich so. Ich glaube ich bin verliebt. Verliebt, Michelle! «
»Du bist schnell und oft verliebt , liebe Donna. Das ist bei dir schon zu so einer Art Sport geworden. Du treibst diesen oft, innig, hast dabei aber einen großen Verschleiß an Mitspielern . «
»Schön hast du das gesagt, du ...« Donna sah ihre Freundin harsch an. » Nur weil du nicht den Richtigen findest, nimmst du mir immer die Freude, wenn ich verliebt bin. «
»Ja, rede du nur. Ich bin die Böse. Ist schon klar. Ich kann gerne gehen. Von dir degradiert zu werden, hab‘ ich nicht nötig. «
Michelle zog den Strohhalm aus ihren Cocktail und warf ihn hinter die Theke.
»Beruhige dich wieder, Michelle. Ich habe das doch nicht so gemeint. Ich bin einfach nur glücklich. Lass mich dieses Gefühl doch leben. «
Michelle sah Donna einige Zeit stumm an und überraschte sie dann mit einer unerwarteten Geste.
»Ich freue mich doch auch für dich.« Sie legte ihren Arm auf Donnas Schulter und drückte sie zu sich heran. »Wenn ich den Richtigen finde, dann wirst du dich sicherlich auch mit mir freuen ... auch wenn ich diesen Gedanken nach vierunddreißig Jahren aufgegeben habe.«
Donna erzählte Michelle wichtige Passagen aus Toms Brief und sie tauschten ihre Meinungen aus.
»Das Copley Plaza bezahlt Sie nicht für einen Plausch mit ihrer Freundin, Ms. Parrish«, sagte der Hotelmanager mit einem Lächeln.
Donna drehte sich um und sah, dass er lächelte.
»Ist schon gut, Ms. Parrish. War nur ein Scherz. Kommen Sie dann bitte in mein Büro, wegen der Einteilung in der Küche für diese Woche«, sagte er freundlich.
»Danke. Ich bin sofort da«, sagte sie mit einem lieblich, verträumten Gesichtsausdruck.
Donna hatte sich extra eine Stunde früher frei genommen, um Julia einen lange versprochenen Wunsch zu erfüllen. Sie durfte sich in einem Kaufhaus mit einer großen Modeabteilung ein Kleid aussuchen. Das musst du von mir geerbt haben, Kleines, sagte ihr Donna. Julia war eine schwierige Kundin. Der Geschmack wie die Mutter, sagte die Verkäuferin.
Nach der Shoppingtour gingen sie noch zu McDonalds und Julia war rundum glücklich. Ich habe die beste Mom auf der Welt, flüsterte sie ihr ins Ohr. Danach gab sie ihrer Mutter noch einen dicken Kuss auf die Wange.
Auf dem Nachhauseweg wollte Julia mehr über das Liebesglück ihrer Mutter wissen.
»Denkst du, Mom, dass er sich in dich verliebt hat?«
»Na, übertreiben wollen wir es nicht, aber dieser Brief ist so ... ich finde schon keine Worte mehr. Es passt einfach so
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