Blätter treiben im Wind (German Edition)
bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er sah schemenhaft, wie durch eine getönte Sonnenbrille blickend, die Umrisse ihres Körpers, nachdem er sich ihr wieder zugewandt hatte. Zwanzig Minuten vergingen.
»Schläfst du schon?«, flüsterte er.
Er bekam keine Antwort.
»Schläfst du schon?«, wiederholte er seine Frage.
»Nein!«, sagte sie zornig.
Sie drehte sich wieder zu ihm, kam ihm näher, hob die Decke etwas und schlug ein Bein um seinen Unterleib. Seine innere Ruhe war auf einen Schlag weg. Ihre Gesichter kamen sich näher. Sie küsste ihn zart, beißend und liebevoll. Er küsste mehrere Stellen ihres Gesichts. Die Nase, die Augen, die Stirn. Das erste Mal fuhr er mit seinen Händen durch ihre Rastalocken. Ein unbeschreibliches Tastvergnügen. Seine Hände suchten automatisch ihren Körper. Sie war warm und weich. Er streichelte die Arme, den Bauch und Rücken. Sie atmete schneller.
Donna konnte sich nicht weiter bändigen und streichelte jede Stelle seines Oberkörpers. Sie fühlte sich bei ihm so aufgehoben, so lieb behandelt, so verstanden.
Tom zog sein Shirt aus. Alles geschah einfach ohne weitere Gedanken. Als sein Oberkörper nackt war, umschlang ihn Donna mit ihrem ganzen Körper. Sie stieß ihre Bettdecke weg. Er sah ihre Umrisse. Die nachtblaue Dunkelheit raubte ihm weitere, detaillierte Ansichten. Seine Decke hatte sich irgendwo verhakt. Er versuchte sie mit den Beinen wegzuziehen. Der Moment setzte alle Sinne außer Gefecht. Er glitt mit den Händen über ihre Brüste. Sie öffnete den Mund und versuchte zu sprechen, konnte aber nicht. In Windeseile streifte sie ihr seidenes Nachhemd über den Kopf.
»Bitte Tom, ich möchte mit dir schlafen«, haucht sie zart.
Er begriff erst einige Sekunden später was sie gesagt hatte. Sie bat ihn, mit ihr zu schlafen! Soweit wollte er es doch nicht kommen lassen. Nicht am ersten Tag. Nicht in der ersten Nacht. Es durfte nicht passieren. Nein. Nein. Nein!
»Ja, Donna, aber ...«
Er kam im ersten Atemzug nicht dazu seinen Satz auszusprechen.
»Was?« Sie atmete schnell.
» Ich habe keinen Schutz, das wäre doch unklug von uns.«
» Was soll das heißen?«, stach sie ihn an, und sah auf ihn herab.
Ich will mit ihm schlafen, und er, er denkt an Schutz.
Er wollte kein böses Blut. »Ja, Donna. Ich will auch!«
Sie fuhr mit den Händen über seinen Oberkörper entlang bis hinunter zum Po. Sie streifte ihm die Short vom Körper. Gleichzeitig küsste sie ihn und knetete mit der anderen Hand seine Brustmuskulatur. Sie verstand es, ihre Waffen gleichzeitig einzusetzen.
Er war nackt, und wusste nicht, wie es geschehen war. Durch eine kurze Drehung von ihr auf ihm, um ihren Slip abzustreifen, erkannte er eine acht Zentimeter lange Narbe unter ihrer rechten Brust. Er konnte in diesen Sekunden nicht mehr denken als: Misshandlung! Donna, du gepeinigte und verletzte Seele.
Sie streichelte ihn dort, wo es ihn am meisten stimulierte. Das Feuer der Nacht war kurz vor ihrem Höhepunkt.
» Bitte ... Tom ... komm ... komm in mich!«
Ihre nackten Körper rieben sich aneinander. Schweiß floss aus ihren Poren. Er vermischte sich zu einer einmaligen Essenz. Die Essenz dieser Nacht.
J. F. K. und Nixon lagen neben dem Himmelbett und schnurrten. Sie vernahmen vom Bett über ihnen nur noch leises Stöhnen.
Tom strömte in den fünf Sekunden, seit er und Donna sich verbunden hatten, viele Gedanken durch den Kopf. Vielleicht zu viele.
Ich kenne sie doch erst seit heute Nachmittag. Genau genommen weiß ich in dieser intimen Sache von ihr noch überhaupt nichts. Sie sprach immer so angeregt von ihrer Tochter. Was, wenn sie sich nur ein zweites Kind wünscht? Und ich, ich soll der Vater sein. Ja, aber doch nicht jetzt. In der ersten Nacht. Lass uns doch erst noch besser kennen lernen, Donna, und uns noch mehr ineinander verlieben.
Oder, war es ein Test? Wollte sie mich nur testen, ob ich auch nur das eine von ihr wollte. Nur Sex. Sie hatte bereits viele Bettgesellen, und stieß sie alle weg. Was, wenn sie das mit mir nun auch machte, nur weil ich ihr in der ersten Nacht verfallen bin. Ich bin doch nicht so. Sie hatte die zehnfache Anzahl an männlichen Sexualpartner als ich an weiblichen.
Oder, was das Ende bedeuten könnte, sie hat AIDS. War alles nur Show am heutigen Tage, um mir den Tod weiterzureichen, weil ihr so viel Leid im Leben zugefügt wurde. Alle sollten nun mit in den Tod gerissen werden, die in sie kamen. Dann wäre es jetzt schon sehr spät.
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