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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Dengler
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schminken bevor sie das Haus verließ, aber Tom wehrte ab. Das könne sie machen, wenn sie wieder zurückkämen. Sie ließ sich überreden, und zog sich im Bad schnell eine Jeans und ein enges schwarzes Shirt mit einem Bildnis der Heiligen Madonna darauf an. Er griff zu der Jeans von gestern und zu einem weißen Sweatshirt mit einem roten Ahornblatt darauf.
    Zum Glück hatten beide Laufschuhe angezogen, da der Waldboden vom Regen der Nacht noch sehr glitschig und auch zu weilen tief war. Der feuchte Boden ließ eine besondere Vielzahl an Pflanzen wachsen. Tom ging mit Donna zum Nichols Brook. Sie sahen die zarten Schönheiten, die Jack-in-the-Pulpit und die Lady’s Slipper . Der Jack-in-der-Kanzel erhielt seinen Namen, weil die Blume aussah, als stünde ein kleiner Prediger in einer überdachten Kirchenkanzel. Die Lady’s-Slipper-Orchidee sah tatsächlich aus wie der zarte, von Bändern umgebene Schuh einer zierlichen Dame. Donna, die Stadtfrau, war angetan von so ungewöhnlicher Pflanzenpracht.
    Der Fluss sprach an diesem Morgen eine besondere Sprache. Ihm war die Leichtigkeit anzusehen. Das Wasser sprudelte unaufhörlich in eine Richtung. Nichts konnte es aufhalten. Trotz der Kraft war es so klar und ohne Lüge. Donna hatte in einem ihrer Briefe das Wasser beschrieben. Sie schätzte es genauso wie er, ansonsten wäre die andächtige Stille der beiden nicht zu erklären gewesen, als sie den Fluss erreichten. Sie schwiegen lange und nahmen die Farbenpracht des Indian Summer, besonders das leuchtende Rot des Ahorn in sich auf. Der Fluss untermalte das Naturschauspiel in unvergleichlicher Art und Form.
    Donna ging ans Ufer und ließ eine Hand durchs Wasser gleiten. Sie musste an den Aufenthalt im Havasu Creek denken. Diese einmalig geschaffenen Bildnisse der Natur sind eines der größten Geschenke an den Menschen.
    »Es ist kalt ... aber schön.«
    Er ging zu ihr hin. »Hier werden wir bleiben. Das ist die Stelle, die ich dir zeigen wollte.«
    Hinter ihnen war tiefer Wald. Auf der anderen Uferseite waren auch nur wenige lichte Stellen auszumachen. Sie waren inmitten der ehrlichen Natur. Die Stelle, an der Tom seine Picknickdecke ausbreitete, war die einzig mit Gras bewachsene, an der keine Bäume standen. Ein einsames Idyll.
    »So muss es doch im Paradies sein, oder?«, fragte Donna.
    »Ich glaube, wir sind nahe dran, am Paradies.«
    Tom setzte sich auf die Decke, ringsherum war Gras von dessen Halmen die Regentropfen nach unten rannen. Sie setzte sich. Er atmete, am Flussufer stehend, noch eine Minute die saubere und reinigende Luft ein.
    »Komm Schatz, setz dich zu mir«, sagte sie. »Du öffnest den Picknickkorb.«
    Er dachte sich verhört zu haben, doch sie hatte tatsächlich Schatz zu ihm gesagt. In seinen wachen und freudig dreinblickenden Gesichtszügen stand pures Glück geschrieben. So glücklich wie in den schönsten Momenten, die er mit der Debbi erleben durfte, als er sich in sie verliebt hatte.
    Er setzte sich neben sie auf die Decke und öffnete einen der beiden Deckel des Weidenkorbs.
    »Was haben wir denn da? Einige knallrote Tomaten. Einige Scheiben vorzüglichen Käse. Vier Scheiben Brot. Zwei Bananen. Eine Flasche Wasser und ... und eine Kokosschokolade.« Tom hatte an Donnas Faible gedacht.
    »Ach, Tom, du bist so lieb. Du hast extra für mich eine Kokosschokolade mitgebracht. Lass dir einen Kuss geben.«
    Der Kuss war zur facettenreichen Natur passend. Er enthielt viele Elemente, die einen Kuss erst zum Kuss werden ließen.
    »Ich esse aber nur zwei oder drei Stücke, da ich so früh am Morgen davon Magenschmerzen bekomme.«
    »Wichtig ist, dass du dich freust.«
    »Natürlich. Wie habe ich das nur alles verdient.«
    »Wie sagtest du es gestern so schön, weil du du bist.«
    Während des Frühstücks und dem Blick auf den plätschernden Nichols Brook erzählte Donna die Geschichte um ihre Essstörung zu Ende und welche Spätfolgen sie jetzt, nach so vielen Jahren, noch tragen musste.
    Tom dachte an den Moment zurück, kurz bevor sie das Haus verließen um hierher zu gehen. Donna musste sich an einem antiquarischen Schrank in der Küche – den er in Washington, D.C., kurz vor seiner Abreise, gekauft hatte – festhalten. Ihr Körper war schwach; jeden Tag wurde er ein Stücken schwächer, wegen der Opfer, die sie erbrachte. Tom zuckte die Gewalt eines Stromschlags durch den Körper, als er sie so leiden sah. Beinahe wären ihm Tränen entkommen. Er wollte zu ihr rennen und sie halten, sie in

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