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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Dengler
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dorthin über unzählige Themen. Über das Waschen, die Gradzahlen und die anschließende Sauberkeit der Wäsche; über ihre Berufe und Berufswünsche. Er zeigte sich schockiert, als sie ihm erzählte, dass sie sich mit ihrer Mutter seit einem halben Jahr wieder trifft – zweimal bis jetzt – und sie viel miteinander sprechen. Sie hatte sich bei ihr entschuldigt, für die Qualen, die sie ihr zugefügt hatte. Jeden Tag entschuldigte sie sich aufs Neue. Donna hatte nachgegeben. Ihre Mutter lebte nun in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Washington, D.C.
    Tom freute sich, als sie das Thema Film aufgriffen. Endlich konnte er ihr sein Filmwissen aufzeigen, das er sich in Washington, D.C. angeeignet hatte. Er ging gerne ins Kino. Doch nun staunte er nur noch. Wenn er Dialoge aus Filmen sagen wollte, die beide begeisterten, egal, ob das nun Tom Cruise in Interview mit einem Vampir war; Jack Lemmon und Tony Curtis in Manche mögen’s heiß oder auch einer von Donnas Lieblingsstreifen, der Neuverfilmung von Dracula mit Keanu Reeves. Sie kannte praktisch alle Drehbücher auswendig. Keine Passage war ihr unbekannt.
    Er atmete hastig und konnte nicht glauben, was er sah und hörte. Aber jetzt, dachte er sich. Mit seinem Film, Pulp Fiction , würde sie ihm nichts entgegensetzen können. Er stellte gerade recht gekonnt den Dialog zwischen John Travolta und Samuel L. Jackson nach, als diese über das Essen in Frankreich sprachen. Er verhaspelte sich kurz und sie ergänzte sofort den Satz. Er lief rot an. Das – darf – nicht – wahr – sein!
    »Donna, du solltest zum Film gehen. Bei deinem unglaublichen Gedächtnis, besonders für Dialoge, wärst du auch dort richtig aufgehoben.«
    Donna lächelte nur, gab aber keine Antwort. Tom ahnte, was sie gesagt hätte. Julia .
    Das Haus von Cooper war in Sichtweite.
    »Ich glaube, das Schicksal hat zwei suchende Seelen zueinander geführt«, sagte er, ohne sie dabei anzusehen.
    »Ja!«
     
    »Hallo Coop. Wie versprochen besuche ich dich heute mit einem Gast von mir. Ein ganz besonderer Gast. Donna.«
    Cooper Cheetwood saß – wie immer – auf seiner Veranda und sah auf den Mackville Pond hinab. Die Sonne zeichnete gerade wieder ihr täglich wechselndes Muster auf die Oberfläche des Sees.
    »Ich grüße dich, mein schönes Kind. Solch exotische Schönheiten sieht man hier in unserer Gegend sehr selten.« Coop untersuchte mit den Blicken eines weisen Mannes Donnas Erscheinung.
    »Danke, Sir. Sie sind sehr lieb.«
    »Setzt euch doch.«
    Donna und Tom setzten sich auf eine alte Holzbank, auf der Cooper einige alte Bücher abgelegt hatte. Diadoras Tagebücher.
    »Wie gefällt dir denn der Tom so?«, fragte Cooper unschuldig.
    Donna antworte nicht sofort. Sie drehte den Kopf zu Tom und sah ihn an, als ob er ihr fremd war.
    »Er ist ein herzensguter Mensch mit mehr Gefühl als es seine Briefe bereits ausgedrückt haben.«
    Tom war erstaunt. Welch schöne Worte. War es das Bekenntnis zu ihm, auf das er hoffte?
    Er fuhr Donna über ihre straffen Schenkel. Sie nahm seine Hand und hielt sie ganz fest.
    Donna erzählte einen kleinen Auszug aus ihren gemeinsamen und erlebnisreichen Stunden.
    Tom fühlte sich mit jedem Satz mehr geschmeichelt.
    Cooper sah seine Gäste an. Sie waren zu beneiden, dachte er zuerst. »Dann habe ich vor mir wohl ein zukünftiges Liebespaar, das die Aufgaben, die ihm das Leben stellt, ab sofort gemeinsam meistern wird.«
    »Das wird sich noch herausstellen«, sagte Donna, »aber es sieht gut aus.«
    Eines von Diadoras Tagebüchern fiel zu Boden.
    »Entschuldigen Sie, das wollte ich nicht«, sagte sie.
    »Bitte reiche es mir, Donna.«
    Donna gab Cooper das Buch, dessen Seiten schon vergilbt waren.
    »Was ist das für ein besonderes Buch, Sir?«, fragte sie neugierig.
    »Ein Teil von mir. Ein kleiner Teil, der mir noch geblieben ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es sind die Niederschriften meiner verstorbenen Frau«, sagte Cooper, die Augen auf den Mackville Pond gerichtet.
    »Oh, das wusste ich nicht. Verzeihen Sie meine unberechtigte Neugier.«
    »Das macht doch nichts, Donna. Ich bin doch froh, dass ihr mich besuchen kommt. Da macht es nichts aus, wenn ein Buch zu Boden fällt und ihr Fragen darüber stellt.«
    Tom stand von der Bank auf und stellte sich hinter seinen Cooper. Er umarmte ihn – wie einen Vater. Cooper konnte eine Träne nicht länger verbergen. Tom war für ihn mittlerweile wie ein lange verlorener – zweiter – Sohn. Warum war er ihm nur so spät

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