Blamage!
Leuten unverhofft nackt zu begegnen, denen man sonst nur im »zivilisierten« bekleideten Zustand, als Kollege, Vorgesetzter oder Amtsperson, gegenübertritt. Nackt sein bedeutet aber nicht unbedingt, schamlos zu sein. Denn auch dort, wo Nacktbaden üblich ist oder war, in Japan, in der russischen, finnischen Sauna oder bei einigen Naturvölkern auf Papua-Neuguinea, wo gar das ganze Sozialleben in völliger Nacktheit stattfindet, gilt der deutliche Blick auf die Geschlechtsorgane als peinlich oder gar als Annäherungsversuch, der bisweilen geahndet wird.
Generell peinlich ist auch die plötzliche körperliche Nähe zu Fremden (sofern dies nicht durch kulturelle Prägungen und bestimmte Rituale beim Arzt, Friseur usw. geregelt wird). Als unangenehm gelten zudem zufällige körperliche Berührungen, Verwechslungen von Fremden und Freunden bei Berührungen (aufgepasst beim FuÃpetting unter dem Tisch!) oder das Ãberschreiten der Intimsphäre, beispielsweise wenn Kollegen, entfernte Verwandte, Bekannte ungehemmt den Bauch einer Hochschwangeren betatschen müssen.
Heftig schwitzen
Sie sind schweiÃüberströmt bei einem gesellschaftlichen Anlass â glauben, ungut zu riechen; vermuten das schweiÃnasse Gesicht falle auf; denken, feuchte Flecken zeichneten sich bereits auf der Kleidung ab, können aber die Oberbekleidung nun nicht mehr ausziehen, denn das würde alles nur noch viel, viel schlimmer machen. Schlimm auch, andere mit schweiÃnassen Händen begrüÃen zu müssen, peinlich der Versuch, die Hände rasch noch an der eigenen Kleidung zu trocknen, bevor es zum Handschlag kommt.
Beim Toilettengang beobachtet werden
Ein Alptraum: Die Tür geht plötzlich auf und man wird in höchst unwürdiger Haltung mit herabgelassener Unterhose gesehen. Jede Autorität, jede Grazie ist dahin. Bis in die frühen 1990er-Jahre hinein gab es übrigens noch Wohngemeinschaften und Kommunen, die den 68er-Schlachtruf »Das Private ist politisch« bitter ernst nahmen und die Klotüren ausgehängt hatten. Nun konnte man beim Frühstück aus der WG -Küche heraus beobachten, wie sich die Mitbewohner auf der Toilette lautstark entleerten. Guten Appetit.
Eine feuchte Aussprache haben
Eine feuchte Aussprache ist immer unangenehm, doch wie grässlich ist es, bei der angeregten, gehobenen Tischunterhaltung jemanden mit Speichel oder mit Speisebröckchen einzudecken! Zwar schreit kaum jemand dann angeekelt auf, doch beide Seiten versuchen peinlich berührt, den Vorfall zu ignorieren. Auf der Bühne ist es manchmal fast unvermeidlich, jemanden mit Speicheltropfen zu treffen, besonders beim lauten Deklamieren oder Singen. Manche Theaterbesucher wissen schon, warum sie sich nie in die ersten drei Reihen setzen. Glücklich für alle Beteiligten, wenn das Malheur nahezu unbemerkt bleibt, wie beispielsweise bei jener Feier im Restaurant Planet Hollywood im Mai 1997, von der Madonnas Bruder Christopher Ciccone in seiner Autobiografie berichtete: »Iggy Pop singt, und während seines Songs spuckt er aus Versehen auf Kate Moss. Ich gehe in Deckung.« Glücklicherweise bemerkte das Supermodel die Spuckattacke überhaupt nicht, weil es gerade damit beschäftigt war, Champagner direkt aus der Flasche zu trinken. 22
Furzen im Aufzug
Sind mehrere Personen im Aufzug, kann man ein Pokerface aufsetzen oder sich nach der Devise »Haltet den Dieb« entrüstet umblicken. Mit nur einem weiteren Passagier ist man als Täter entlarvt. Dann folgt meist betretenes Schweigen â sofern keiner lacht oder Witze macht.
Sich in die Kleidung entleeren
In-die-Hose-Machen ist für Erwachsene eine sehr peinliche Begebenheit (von Durchfallerkrankungen und Situationen der Todesangst abgesehen), da hier ein Rückfall in vorzivilisatorische Zustände, quasi ins Babyalter oder gar Tierreich angedeutet wird. In manchen Fällen ist das Einpullern sogar gestattet und gilt nicht als ehrenrührig â etwa bei bestimmten Trinkritualen oder beim Ironman-Wettbewerb, wo sich manche Teilnehmer aus Zeitgründen die Toilettenpause sparen und den Urin beim Laufen einfach an den Beinen herunterrinnen lassen. Ein Kontrollverlust über die eigenen Körperöffnungen findet in der Regel aber nur im volltrunkenen Zustand statt, wo es durchaus vorkommt, dass Alkoholisierte sich im Bett (bzw. im Suff) einkoten und morgens in einer Art Fangopackung
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