Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blamage

Blamage

Titel: Blamage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Saehrendt
Vom Netzwerk:
schmerzhaft bemerkbar: schiefe Bilder, falsche Metaphern und Zitate, fehlerhafter Gebrauch von Fremd- und Fachwörtern u. v. m. Legendär ist das Interview mit Fußballer Bruno Labbadia, der einmal versuchte, ihm unangenehme Gerüchte möglichst eloquent zu dementieren und verlauten ließ: »Das wird alles von den Medien hochsterilisiert!« (Fußballer-Interview-Bullshit ist legendär, eigentlich ist’s aber etwas unfair, schließlich sind die Herren zum Fussballspielen und nicht zum Reden vor Ort). Doch gilt für alle: Zu hochtrabende oder altbackene Redewendungen wirken stets lächerlich, ebenso der massive Einsatz von Zitaten aus Antike und Weltliteratur, sofern hier nicht ein emeritierter Altphilologe spricht.
    Den Fachidioten geben
    In einer guten Konversation sollte es darum gehen, den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, also Themen, zu denen möglichst alle etwas beisteuern können. Nichts ist peinlicher, als in Gesellschaft auftrumpfende Besserwisser, monologisierende Fachidioten und Leute, die sich in hitzigen Fachsimpeleien verlieren und nicht merken, dass sie die anderen ausschließen und langweilen. Peinlich auch, wenn man in der Begeisterung über gerade Erlerntes oder berauscht davon, nun endlich einmal das eigene Spezialwissen anbringen zu können, ins Dozieren kommt, seinen Gegenüber dann regelrecht totredet, und am Ende in erschöpfte, abwesende Gesichter blickt.
    Den Proleten spielen
    Bisweilen macht sich lächerlich, wer Umgangssprache, Jugendjargon oder Dialekt verwendet, um sich anzubiedern. Politiker demonstrieren gerne Volkstümlichkeit, indem sie ihre Reden mit Lokalkolorit färben, man denke nur an das Honoratiorenschwäbisch oder das absichtsvoll mit schwerem Akzent verunstaltete Schweizer »Hochdeutsch«. Ebenso peinlich ist es, wenn Mittelschichtsjugendliche aus Suburbia sich bemühen, US -Inner-City-Slang zu sprechen oder ein türkisch-arabisch imprägniertes Kiezdeutsch von sich geben. Ältere Semester, die sich durch den Gebrauch eines Jugendjargons zu verjüngen trachten, unterschätzen oft die Tatsache, dass sich dieser Jargon rasch ändern kann, und schließlich: Wie peinlich sind Leute, die auch im gesetzten Alter bei der Jugendsprache hängen geblieben sind, die damals angesagt war? Die mit Ende vierzig immer noch alles Mögliche »geil« oder Ȋtzend« finden? Nun denn, es wird todsicher die Zeit kommen, in der man in den Altersheimen und Pflegestationen des Landes Ausdrücke wie »voll porno«, »krass« und »endgeil« hören wird. Irgendwie ätzend, oder?
    Pseudovornehm tun
    Wie gesagt: Die Fallhöhe steigt mit den Ambitionen. Wer durch Kleidung, Stil und Ausdrucksweise versucht, ihm eigentlich fremde soziale Codes zu imitieren und dann aufgrund einer fatalen Halbbildung patzt, verstärkt die Blamage ins Unermessliche. So geriet auch die bürgerliche Familie von Prinz Williams Braut Kate Middleton ins Visier der Kritik: Mutter Middleton hatte sich offenbar durch die Benutzung der scheinbar vornehm-französischen Ausdrücke toilet und pardon blamiert. Tatsächlich gilt dies als grässlich proletenhaft. Stattdessen sagt man in der britischen Oberschicht loo bzw. lavatory und fragt einfach mit what? nach, wenn man etwas nicht verstanden hat. 55
    Auf Amerikaner machen
    Der Autor lernte einmal einen Studienkollegen kennen, den er zunächst für einen Amerikaner hielt, da dieser Deutsch mit typischer englischer Färbung sprach und zudem erzählte, er käme frisch aus San Francisco. Es stellte sich aber heraus, dass Tim Deutscher war und gerade mal ein halbes Jahr in den USA gelebt hatte. In Hamburg angekommen, kultivierte er seinen Akzent, um als US -Boy durchzugehen.
    Jemanden wiedertreffen, den man gerade erst verabschiedet hat
    Eigentlich nur ein kleiner Zufall, der einem nicht peinlich sein muss, aber es ist immer ein wenig merkwürdig, jemanden wiederzutreffen, den man gerade verabschiedet hat. Nun fragt man sich: Soll ich jetzt noch mal grüßen oder noch mal Tschüss sagen? Meistens nickt man sich nur verlegen zu. Doch damit nicht genug, in einigen Fällen, beispielsweise bei einem Fest, Markt oder in einer Ausstellung, sieht man sich ein drittes, gar ein viertes Mal! Entweder beginnt man sich nun zu ignorieren – oder man setzt den Bummel gleich gemeinsam fort.
    Technische Pannen
    Wir alle wissen, wie schnell man sich vertippt

Weitere Kostenlose Bücher