Blanche - Die Versuchung
die Ohren volljaulen und um Vergebung bitten. Ihm blieb keine Wahl, denn er war ja schließlich Gott. Fast konnte er einem leidtun.
„Zwanzig Jahre zogen ins Land. Nachdem Tchort im Osten eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte, glaubte Saetan , ihn wieder kontrollieren zu können. Er war so dumm , zu glauben, dass der Schwarze Gott sowohl Ithuriel als auch dich vergessen hatte, doch da lag er falsch.“
Langsam ahnte sie, worauf das Ganze hinauslief. Tchort hatte sie all die Jahre beobachtet und irgendwann kapiert, dass Saetan ein Auge auf sie g e worfen hatte. Der Teufel wollte das Kind des Engels, sie, die wie kein and e res Wesen die Kräfte des Lichts und des Feuers in sich vereinte.
Tchort musste irgendwann beschlossen haben, sie vor Saetans Zugriff zu schützen. Das musste kurz vor Waynes Tod gewesen sein, als ihr Vater Wayne bat, bei Miceal für ihn einzutreten. Zarkyel, diesem verlogenen Drecksack, traute er nicht mehr. Wobei es an ein Wunder grenzte, dass es überhaupt noch einen Engel gab, dem er vertraute. Anscheinend hatte M i ceal einen guten Ruf – selbst unter den Dämonen.
Der Erzengel nickte, als wäre er ihren Gedanken gefolgt. „Er wandte sich an mich, und ich versprach ihm , zu helfen.“
Was er auch getan hatte. Tchort verriet den Teufel, um seine Tochter vor ihm zu beschützen, das einzige, das ihm von Ithuriel geblieben war. Plötzlich fiel ihr Tchorts schräger Auftritt in Chartres wieder ein.
Bevor sie die Frage formuliert hatte, sprach Miceal . „Tchort hat seit seiner Umkehr für mich gearbeitet, Leonie. Auch in Chartres.“
„Aber …“
„Seine Aufgabe bestand darin , Saetans Pläne für mich auszukundschaften. Deswegen musste es so aussehen, als würde er das Waisenhaus angreifen. “
„Und die Kids?“
„Es geht ihnen gut. Nach dem Kampf auf der eisernen Lady habe ich Chasseure beauftragt , sie zurückzuholen.“
Na toll. Camille und ihre Meute peitschenschwingender Möchtegern-Indianer Jones es .
„Sechs von ihnen befinden sich bereits an einem sicheren Ort, bei den a n deren Kindern.“
Sie ging davon aus, dass er damit nicht Enzos Hauptquartier meinte, was bedeutete, dass sie umgezogen waren.
Moment mal. „Sechs?“
Er nickte.
Ihre Gedanken wanderten zu dem Gespräch mit Cam. „Sag jetzt nicht, dass Tchort Andrej behalten hat.“
„Es tut mir l eid, Leonie.“
Sie stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen.
Miceal setzte sich neben sie ins Gras. „Ich glaube , dein Vater möchte dich sehen.“
Darauf wäre sie nie gekommen.
„Er sucht schon seit Längerem Kontakt zu dir, und ich denke …“ Er b e endete den Satz nicht, darum sah sie auf. Als sich ihre Blicke trafen , ergriff er ihre eisigen Hände . „Nach allem , was er für dich zurückgelassen hat , solltest du ihm eine Chance geben.“
Verwirrt schüttelte sie den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Wo steht Tchort? Arbeitet er immer noch für dich, oder was läuft da zwischen euch?“
„Spätestens , nachdem er Beliar auf dem Eiffelturm zu Hilfe gekommen ist, gab es für ihn kein Z urück mehr. Er ließ die Kinder frei und versteckt sich seitdem.“
Mann, Saetan musste echt angepisst sein. Schon wieder. „Was ist aus den drei Großfürsten geworden?“
„Marbueel ist zurück in der Unterwelt, die anderen beiden wurden von der Lichtenergie geschluckt.“ Miceals Mundwinkel verzog sich zu einem spött i schen Lächeln. „Da Saetan sie zu diesem Zeitpunkt mit ungewöhnlich gr o ßer Macht ausgestattet hatte, ist er seit ihrem Verschwinden enorm g e schwächt.“
Zusammengefasst bedeutete dies, dass Saetans Soll - Seite immer länger wurde. Erst Wayne, dann Tchort, Beliar und jetzt auch noch zwei Großfür s ten. Ganz zu schweigen von den zahllosen Familiares, die sich nicht mehr an die Pakte der desertierten Dämone gebunden fühlten. Und wer weiß, wie viele Familiares Arziel auf dem Ker b holz hatte – auch die waren jetzt futsch.
Apropos. „Wollte Zoey Arziel deswegen mit der schwarzen Materie ve r puffen lassen?“
„Die Vermutung liegt nahe. Wenn Arziel verschwindet, bindet Zoey nichts mehr an Saetan, dann wäre er frei.“
Deshalb wusste er so gut über Beliar Bescheid.
Die drei da oben haben diesen Trip schon hinter sich. Wenn ich sie dem noch einmal aussetze, lösen sie sich auf, und das war’s dann. Keiner von denen wird jemals zurüc k kommen.
„Wenn sich die Großfürsten aufgelöst haben, warum bist du dann so s i cher, dass es Beliar nicht auch
Weitere Kostenlose Bücher