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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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was ihr seltsam vorkam. Sollte sie sich nicht langsam mal entscheiden, wovor sie nun Angst hatte ? D ie Kä l te oder die Gefühle – was darf es sein?
    Emotionen waren schlecht fürs Geschäft, die konnte sie sich in ihrem Job nicht erlauben. Jede Ablenkung konnte sie das Leben kosten, gerade jetzt, da Saetan nach ihrem letzten Coup hinter ihnen her war. Beliar und sie hatten den Teufel um Waynes Seele gebracht, und der war nicht für seine Nächste n liebe bekannt.
    Auf der anderen Seite machte ihr die Kälte immer mehr zu schaffen. Sie wollte nicht das Monster sein, das unbewegt mitansieht, wie Freunde vor ihren Augen st e rben. Grausamkeit gehörte nicht zu ihren Eigenschaften, auch wenn sie in ihrem Job brutal sein musste. Man konnte niemanden u m nieten, wenn man es anschließend bedauerte, so funktionierte das nicht. Töten dur f te sie nach Miceals Regeln nicht mehr, es sei denn in Notwehr. Sollte sie das nächste Mal auf Zoey treffen, würde sie versuchen , daran zu denken. Oder auch nicht.
    Also schön, dachte sie, als sie sich zur Metro aufmachte. Vielleicht war sie nicht mehr das skrupellose Miststück, das sie jahrelang beim Zähneputzen angefunkelt hatte. Vielleicht hatte sie sich wirklich verändert.
    Aber wer zur Hölle war sie dann ?
     
    Der Unterschlupf, den Enzo ihr zur Verfügung gestellt hatte, war tatsächlich ein Lager gewesen. Die Rückseite des Warenhauses grenzte an einen Inne n hof , über den man die Horizon Videothek erreichte, Enzos ehemaliger Wett- und Umschlagsplatz für diverse Gebrauchsgüter. Das Hinterzimmer des Ladens war vor Kurzem mit Enzos neuem Club in die Avenue de Clichy 106 umgezogen. Das musste es auch, nachdem die Behörden herausgefunden hatten, dass „Lethal Weapon“ in diesem Schuppen kein Hollywoodstreifen war. Allerdings fragte sich Blanche, ob das pompöse Fitnesscenter für Enzos Wett- und Waffengeschäfte der richtige Ort war – auffälliger ging es kaum. Möglicherweise war gerade dieser Umstand der Clou an der Sache.
    Das Lagerhaus war ein Drecksloch, so viel sah sie auf den ersten Blick. Provisorische Feldbetten reihten sich auf blankem Betonboden aneinander. Jeweils ein Kissen und eine Decke standen den Kids zur Verfügung, mitten im Winter! Außerdem stank es nach Alkohol, Diesel und etwas säuerlichem, über das sie lieber nicht nachdenken wollte. Zwei nackte Glühbirnen tauc h ten den staubigen Raum in ein deprimierendes Licht. Von ein paar vergitte r ten Gucklöchern abgesehen gab es nichts, das den Namen Fenster verdient hätte. Wenigstens war es trocken und relativ warm, aber das war’s auch schon an guten Neuigkeiten.
    Anscheinend war das Enzos Art , ihr zu zeigen, was er von ihrer vorlauten Klappe hielt. Diesem Hurensohn standen zahlreiche Häuser zur Verfügung – ihm gehörten ganze Wohnblocks. Das hier war als Lektion an sie gedacht, und die Botschaft war angekommen.
    Die erste Etage sah genauso heimelig aus wie das Erdgeschoss. Allerdings war es hier etwas heller. Camille saß im Schneidersitz unter zwei schlitzart i gen Fenstern, die Schießscharten ähnelten, und unterhielt sich mit zwei J ä gern, die ungefähr in Blanches Alter sein mussten. Alex, der Betreuer mit dem versengten Haar, befand sich ebenfalls unter ihnen. Als Cam aufsah, nickte Blanche zu einem kleinen , gekachelten Nebenraum, der als Teeküche fungierte. Zögernd erhob sie sich und folgte Blanche. Sie sah bleich aus. Ihr dunkelblonder Pagenkopf war zerzaust und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Offensichtlich war Cams Nacht genauso erholsam gewesen wie ihre.
    „Okay“, begann Blanche, kaum dass sie die Tür hinter sich gesch l ossen hatte. „Vielleicht erzählst du mir mal, was hier läuft. Wie bist du zu deinem Schlägertrupp gekommen und woher habt ihr diesem erbärmlichen Waffen-Ramsch?“
    Sie hatte nicht vorgehabt , sie so anzublaffen, doch mit einem Mal entlud sich die aufgestaute Angespanntheit und verlieh ihren Worten mehr Schärfe als geplant. Camille schien taub für ihren Ausbruch zu sein. Sie bedachte Blanche mit einem spöttischen Lächeln.
    „Du hast dich ganz schön verändert, Leonie.“
    Das Kompliment konnte sie zurückgeben. Camille war verdammt groß für ein Mädchen, und obwohl sie schlank war , schien sie nur aus Muskeln zu bestehen. Die hellbraunen Augen huschten wachsam über Blanches G e s talt   – sie schien jedes Detail in sich aufzunehmen. An d ie Obe r schenkel ihrer schwarzen Lederhose waren allerlei Waffen geschnallt.

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