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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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genannt. Er konnte die Gegenwart des Erzdämons fühlen wie eine Gewitterfront , die aufzog und den Sternenhimmel verdunkelte. Er wusste , was er tat, darum lockte er ihn raus aus Paris. Womöglich wollte er aber auch nur sehen, ob er allein war, oder ob sich weitere Dämonenfürsten in seinem Kielwasser befanden.
    In jedem Fall würden sie sich in dieser Nacht nicht mehr treffen können, weil Tchort sich in der Nähe der Allée Audin einen Schlafplatz gesucht hatte. Beliar zog sich in eine n schimmeligen Keller in einer Seitenstraße zurück, und wartete auf die Dämmerung. Wenn er jetzt ging, bestand die Gefahr, dass Tchort die veränderte Energie wahrnahm und weiterzog. Dieses Risiko würde er nicht eingehen.
    Was hast du vor, Bruder , und vor wem versteckst du dich?
     

     
    Als Nella auf die Uhr sah , war es bereits früh am Morgen. Sie blickte auf die leere Seite des Bettes und ihr Herz sank. Enzo hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, zumindest nicht bei ihr. Sie machte sich keine Illusionen, dass es eine Frage der Zeit war, bis er ihrer überdrüssig wurde. Allerdings hatte sie gehofft, dass es nicht so bald sein würde. Es war ein Fehler gewesen , ihm den Madonnenanhänger zu schenken, ein kindischer Impuls. Und dann hatte sie auch noch gesagt, er würde ihn beschützen. Warum konnte sie nicht ei n fach den Mund halten? Was musste er von ihr denken? Zugegeben, statt sie auszulachen , hatte er ihre Stirn geküsst, ihr gedankt und ihn eingesteckt. Doch seitdem war er nicht mehr in ihr gemeinsames Bett gekommen. Er arbeitete die Nächte durch, schlief ein paar Stunden auf der Couch in der Bibliothek. Als sie ihn fragte, ob sie etwas falsch gemacht hätte, hatte er g e lacht und gesagt, dass er sie nicht wecken wollte, wenn er so spät in der Nacht zu ihr kommen würde. Das war vor drei Tagen gewesen.
    Sie hatte Angst. Schreckliche, fürchterliche Angst. Wenn Enzo sie nicht mehr wollte, gab es nichts und niemand, zu dem sie zurückkehren konnte. Sie hatte weder Bleibe noch Freunde. Sie besaß nicht mal ein L e ben. Im Moment versuchte sie , sich etwas Neues aufzubauen, doch dazu brauchte sie Zeit. Möglicherweise könnte sie ihren Job bei Enzo behalten, wenn er sie nicht mehr in seinem Bett wollte. Sie erledigte Botengänge, und hielt den Kontakt zu Mittelsmännern wie Louis und Leo. War es Zufall, dass er sie aus dem Drogen- und Prostit ut ionsgeschäft heraushielt? Hielt er sie nicht für vertrauenswürdig oder wollte er ihr eine Begegnung mit Pierre, ihrem ehem a ligen Zuhälter, ersparen? Wie wahrscheinlich war das? Er hatte keine Pro b leme, wenn sie seine Killer traf. Blanche, um präzise zu sein. Aber die gehö r te zu ihren Freunden, oder?
    Nella seufzte und zog sich das Kissen über den Kopf. Blanche , ihre Freundin, schön wär’s. Warum musste ihr Leben so kompliziert sein?

4
     
     
    D
    ass man ihn den Schwarzen Gott nannte , hatte einen Grund.
    Doch obschon der Titel metaphorisch gemeint war , strömte Tchort eine Dunkelheit aus, die die Vorstellungskraft eines Menschen sprengte. Tiefschwarze Finsternis quoll aus jeder Pore seiner ble i chen Gestalt und umgab ihn wie eine unhei l volle Aura. Das einzig nicht D unkle an ihm waren silbrige Fäden, die sich durch das schwarze Haar se i ner Schläfen z o gen, sowie ein silberner Gehstock , auf den er sich schwer stützte. Sein Waffenbruder von damals war in die Jahre g e kommen , stellte Beliar überrascht fest. Oder war das Saetans Werk, der seinem abtrünnigen Dämon ohne Unterlass zusetzte? Auch Beliar spürte die Angriffe des Ober s ten Dunklen Fürsten, doch als Erzdämon kannte er Mittel und Wege , sich zu schü t zen. Zumindest meistens.
    Bei ihrer letzten Begegnung trug Tchort eine rußfarbene Rüstung aus K o rinthischem Erz und saß auf einem riesigen Wallach, den er Luzifer getauft hatte. Heute begnügte er sich mit einem schwarzen Gehrock, der vor hu n dertfünfzig Jahren modern war, einer Hose in der gleichen Farbe, Gam a schen, sowie polierte n Lederstiefel n .
    Wäre er nicht wie Beliar vollständig vernarbt, hätte er attraktiv sein kö n nen. In seinem Antlitz vereinten sich die klassischen , slawischen Züge, wie die hohen Wangenknochen, das kantige Kinn sowie die typische helle Haut. Doch damit endete die osteuropäische Ähnlichkeit auch schon. Seine tief liegenden Augen hatten die Farbe von Zartbitterschokolade, die zweite Ü berraschung. Würde er unter Saetans Fuchtel stehen, wären sie so schwarz wie polierter Obsidian. Dann

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