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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Gedanke gekommen war.
    »Shipley interessiert sich aus mehreren Gründen dafür«, erwiderte er schließlich. »Vor allem, würde ich sagen, wegen meiner Dateien über Lynne Bolsover und Joanne Patston.«
    Novak blieb einen Moment lang stumm; dann loderte seine Wut von neuem auf. »Mach dich nicht lächerlich.«
    Allbeury schwieg. Er dachte nach.
    Über weitere Dateien auf seiner Festplatte. Zum Thema Lizzie und Christopher Wade.
    Da waren auch Einträge im Terminkalender. Das Abendessen in der Wohnung der Wades. Und die Verabredung mit Lizzie in der Bar des Savoy.
    Genau wie Joanne Patston und Lynne Bolsover, war Lizzie Piper Wade Opfer eines gewalttätigen Ehemannes.
    »O Gott«, sagte er.
    »Was ist denn jetzt?«, stieß Novak hervor. »Was kommt als Nächstes, Robin? Was soll Clare denn jetzt wieder getan haben?
    Ist sie der verdammten Mafia beigetreten?«
    Allbeury zog sein Handy aus seiner Jackentasche, rief noch einmal zu Hause an, hörte den Anfang seiner Ansage und 424
    unterbrach die Verbindung.
    »Wir müssen los«, sagte er zu Novak.
    »Ich gehe nirgendwohin.«
    »Du musst mit mir kommen«, sagte Allbeury. »Jetzt gleich.«
    »Im Moment bezahlst du mich nicht, Robin.«
    Allbeury nahm seine Schlüssel. »Liebst du Clare, Mike?«
    »Was für eine idiotische Frage«, sagte Novak.
    Allbeury war bereits an der Tür.
    »Wenn du sie liebst«, sagte er, »solltest du jetzt mitkommen.«
    425
    100.
    izzie kam zu sich. Sie war benommen, und ihr war
    L schwindelig und übel vor Schmerz.
    Es war dunkel.
    Fast dunkel.
    Von oben kam ein klein wenig Licht.
    Und ein seltsames Geräusch.
    Dann kehrte ihre Erinnerung wieder, schnell und
    beängstigend. Diese Frau, diese Verrückte hatte sie in den Fahrstuhlschacht gestoßen. Nicht aus Versehen, sondern vorsätzlich und kaltblütig.
    Wieder hörte sie das Geräusch.
    Lizzie versuchte sich hochzustemmen, in Richtung des Lichts, doch dann verharrte sie, hatte plötzlich Angst, dass die Bewegung noch mehr Schaden anrichten würde, falls sie sich am Hals oder am Rücken verletzt hatte.
    Sie lag auf der Seite, auf einem harten, kalten Untergrund.
    Dicht vor ihrem Gesicht hingen dicke dunkle Kabel.
    Zögernd bewegte sie die Hände und stellte fest, dass sie scheußlich wehtaten und geschwollen waren. Lizzie erinnerte sich – diese Irre hatte ihr die Finger im Eisentor gequetscht.
    Auch ihr linker Arm, der verdreht unter der Seite ihres Brustkorbs lag, schmerzte höllisch; wahrscheinlich war er gebrochen.
    Der Schmerz in ihrem Unterleib jedoch war verschwunden –
    zumindest dafür sind Knochenbrüche gut –, und wenigstens spürte sie ihre Arme und Hände, Beine und Füße. Sie waren geprellt, aufgeschürft und geschwollen, aber nicht gebrochen.
    Und vor allem schien ihr Rücken nicht verletzt zu sein.
    426
    Wieder hörte sie das Geräusch. Ein leises Stöhnen.
    Clare.
    Lizzie bewegte sich leicht, und es gelang ihr, nicht vor Schmerz zu wimmern. Dann aber quietschte der Stahlboden unter ihr und schwankte ein wenig – nicht der Boden des Fahrstuhls, sondern das Dach –, und sie erstarrte und stieß einen panischen Schrei aus.
    »O Gott.«
    Nicht ihre Stimme.
    Clares Stimme, weit über ihr.
    Lizzie wandte ihr Gesicht vorsichtig nach oben.
    Die Wahnsinnige starrte zu ihr herunter, umrahmt von dem Lichtrechteck, das durch die halb offene Fahrstuhltür zwei Stockwerke höher fiel. Sie lag auf den Knien, die Hände in den Bauch gekrallt.
    »Sie weilen also noch unter uns«, sagte Clare. Ihre Stimme klang merkwürdig.
    Lizzie leckte sich die trockenen Lippen.
    »Helfen Sie mir«, stieß sie hervor.
    »Warum sollte ich?«, fragte Clare. Dann schnappte sie vor Schmerzen nach Luft. »O Gott«, sagte sie wieder, und ihre Stimme klang einen Moment lang erstickt. »Das Baby«, sagte sie. »Ich verliere das Baby.«
    Der Kampf, dachte Lizzie. Das Wuchten an der schweren Fahrstuhltür.
    Die Kraftanstrengung, sie in den Schacht zu stoßen.
    »Wenn Sie mir hier raushelfen«, Lizzie konnte kaum fassen, wie ruhig sie klang, »kann ich Ihnen helfen, Clare.«
    Clare stöhnte wieder.
    »Hören Sie mir zu, Clare«, sagte Lizzie. »Rufen Sie einen Krankenwagen.« Schweiß trat ihr auf die Stirn, sie fühlte sich 427
    hundeelend, und ihre Hände und Arme schmerzten.
    »Clare, bitte … hören Sie mir einfach zu. Wenn Sie jetzt anrufen, wenn Sie jetzt Hilfe holen, wird es dem Baby sicher gut gehen.«
    Zwei Stockwerke höher, am Rand des Fahrstuhlschachts, begann Clare Novak zu lachen.
    Das Geräusch

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