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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Lynne John überprüfen lassen.«
    »Aber Sie sagten doch, Sie hielten es für unwahrscheinlich, dass sie John in dieser Hinsicht misstraut hat?«
    »Falls doch, hat sie es mir nie erzählt.« Pam Wakefield hielt inne. »Andererseits hat sie mir auch nie richtig erzählt, dass John sie schlug, jedenfalls nicht ausdrücklich. Ich wusste es einfach.«
    »Ja«, sagte Helen und wartete.
    »Vielleicht hat ihr auch einfach jemand diese Karte gegeben.
    Vielleicht hat sie nie dort angerufen.«
    »Vielleicht«, sagte Helen. »Ich werde auf jeden Fall versuchen, es herauszufinden.«
    63
    »Also könnte die Karte Ihnen weiterhelfen?«
    Helen sah das Flehen in den Augen der anderen Frau.
    »Man kann nie wissen«, sagte sie vorsichtig, denn sie wollte keine falschen Hoffnungen wecken. »Manchmal sind es gerade die kleinen Dinge.«
    In einer Gegend, in der ansonsten viele bauliche
    Entwicklungen stattgefunden hatten, wirkte die New Smithfield
    – eine enge, dunkle Sackgasse mit Kopfsteinpflaster, in der ein leer stehendes Lagerhaus neben dem anderen stand – auf Helen vergessen und heruntergekommen.
    Da war es. Nummer neunundzwanzig. Rechts von der
    Eingangstür hing ein verrostetes Messingschild mit sechs Klingelknöpfen, daneben eine kleine Plakette – vergleichsweise gut poliert –, auf der Novak Investigations Ltd. stand.
    Helen betätigte die Klingel, hörte ein Summen und drückte gegen die Tür, die sich jedoch nur schwer und mit lautem Quietschen öffnen ließ. Der Eingang war schlecht beleuchtet und schmuddelig, und es gab einen breiten, altertümlich wirkenden Aufzug, der früher wahrscheinlich Fracht und Passagiere befördert hatte, jetzt aber nur noch ein Außer-Betrieb-Schild und ein großes Schloss vor seinem eisernen Tor trug.
    »Fünfter Stock«, erklang eine Frauenstimme von oben, klar und mit leicht schottischem Einschlag. »Tut mir Leid wegen der Treppe.«
    »Kein Problem.«
    Helen bedauerte – wie häufig, wenn sie einen anstrengenden Treppenaufstieg antrat –, dass sie ihre Mitgliedschaft im Fitnessstudio vor zwei Jahren hatte auslaufen lassen. Nur anderthalb Blocks von ihrer Wohnung in Finsbury Park entfernt, hätte das Studio kaum bequemer liegen können, doch Helen war damals jede Entschuldigung recht gewesen, sich das Training zu ersparen, und so hatte sie sich gesagt, sie bräuchte eigentlich ein Studio in der Nähe ihres Arbeitsplatzes, wo sie den größten Teil 64
    ihres Lebens verbrachte.
    »Geht es?«, rief die Stimme, als sie den dritten Stock erreichte.
    »Ein bisschen dunkel hier«, sagte Helen, leicht außer Atem.
    »Tut mir Leid.« Die Frau klang fröhlich. »Wir haben immer vor, für bessere Beleuchtung zu sorgen.«
    Helen befand sich auf der Schlussetappe. »Ist das nicht Aufgabe des Vermieters?«
    »Pah«, kam die Antwort.
    Schließlich erreichte Helen das oberste Stockwerk, wo sie grelle Helligkeit in Gestalt dreier Glühbirnen und das warme, einladende Lächeln einer Frau mit kinnlangen roten Locken erwarteten.
    »Clare Novak.« Die Frau streckte die Hand aus und schüttelte kräftig Helens Rechte. »Inspector Shipley, nehme ich an?«
    Helen, die sie vor etwas mehr als einer Stunde angerufen hatte, holte ihre Dienstmarke hervor und zeigte sie Clare Novak. Die nahm sich einen Moment, um sich die Marke genau anzusehen, bevor sie zur Seite trat und Helen in ihr Büro bat.
    »Es ist nicht viel, aber uns gefällt es.«
    »Es« war ein Zimmer, das genügend Platz für zwei Schreibtische, eine Wand voller Aktenschränke, einen voll beladenen Bücherschrank, eine beigefarbene Couch und einen billigen Kaffeetisch bot. Einer der Schreibtische verschwand nahezu unter Papieren und Ordnern, die sich auf drei Seiten des Computers und der Tastatur stapelten; irgendwo dazwischen stand ein Telefon, das in dem Durcheinander kaum zu erkennen war. Der zweite Schreibtisch war das genaue Gegenteil des ersten: perfekt organisiert; sämtliche Papiere lagen ordentlich verteilt in Ablagekörben. Insgesamt sah der ganze Raum, einschließlich des unordentlichen Teils, sauber aus und fühlte sich auch so an.
    Clare Novak bat Helen, sich zu setzen, und bot ihr einen 65
    Kaffee an. »Er schmeckt ganz passabel, also sollten Sie vielleicht Ja sagen.«
    »Sie klingen, als hätten Sie unseren probiert.«
    »Ich habe eine Zeit lang in Krankenhäusern gearbeitet.«
    »Noch schlimmer«, sagte Helen. »Ich nehme sehr gern einen.
    Schwarz, ohne Zucker.«
    Die rothaarige Frau öffnete eine Tür direkt hinter den

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