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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Aktenschränken und verschwand für ein paar Augenblicke.
    Dann tauchte sie wieder auf, in den Händen zwei blaue Keramikbecher, die sie auf den Tisch stellte, bevor sie sich neben Helen auf die Couch setzte. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, ihre Beine lang und schlank. Helen hatte mehr als ihre Atemlosigkeit dazugewonnen, seit sie nicht mehr ins Fitnessstudio ging: Ihre größtenteils sitzende Arbeit, zu viele Donuts unterwegs und die Biere mit den Kollegen am Ende des Arbeitstages hatten mit gut sieben Kilo zu Buche geschlagen.
    Dennoch war die Polizistin mit dem kurzen blonden Haar ihres Vaters und den hübschen grauen Augen ihrer Mutter alles andere als dick.
    »Tut mir wirklich Leid, dass Mike es nicht geschafft hat, rechtzeitig wieder hier zu sein«, sagte Clare Novak. »Er ist irgendwo bei Bayswater in einer Ehegeschichte unterwegs, aber falls ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, ist er auf dem Handy zu erreichen.«
    Der Kaffee, den Helen trank, als sie Clare dann eine knappe Erklärung für ihren Besuch gab, war so gut, wie sie versprochen hatte. Helen beobachtete, wie Clares braune Augen sich vor Bestürzung weiteten, als sie vom Mord an Lynne Bolsover erfuhr, und wie sie dann wieder klar wurden, als sie zu helfen beschloss.
    »Ich erinnere mich auf jeden Fall an den Namen«, sagte sie, stand auf und ging zu dem Computer auf dem geordneteren der beiden Schreibtische. »Allerdings an nicht viel mehr, fürchte 66
    ich.«
    »Aber Ihr Mann hatte beruflich mit ihr zu tun?«
    »Das werden wir gleich sehen.« Clare setzte sich, tippte den Namen ein und wartete. »Ja, hatte er.« Sie überflog den Eintrag auf ihrem Monitor. »Ganz kurz, letzten Sommer.«
    Helen stand auf. »Darf ich mal sehen?«
    »Natürlich.« Clare stand auf, um ihr Platz zu machen.
    »Möchten Sie, dass ich Ihnen ausdrucke, was wir haben?«
    »Bitte.« Helen setzte sich nicht, sondern beugte sich nur ein wenig vor, um den Eintrag zu lesen. »Nicht gerade viel.«
    Der Drucker brummte bereits und spuckte eine Seite aus. Clare reichte sie Helen. »Möchten Sie, dass ich versuche, Mike zu erreichen?«
    »Ja, bitte«, sagte Helen noch einmal. »So bald wie möglich.«

    Sie trafen sich in einem Café in Queensway, in der Gegend, in die Novaks Auftrag ihn geführt hatte, und bestellten sich Mineralwasser. Helen saß einen Moment lang da und taxierte den Privatdetektiv. Leger gekleidet in Jeans, kragenlosem blauem Hemd und Lederjacke sah er nett aus, trotz der leicht angerempelten Nase.
    »Ich wünschte, ich hätte davon gewusst«, sagte Novak. »Dann hätte ich mich selbstverständlich gemeldet.«
    »Selbstverständlich«, sagte Helen.
    Er bemerkte ihre Trockenheit. »Wurde darüber berichtet?«
    »Nur in der Lokalpresse«, räumte Helen ein. »Und eine kurze Erwähnung in der Nachrichten-Zusammenfassung im Fernsehen, aber das war noch vor der Identifizierung.«
    »Dann fühle ich mich ein bisschen weniger schuldig«, sagte Novak.
    »Weshalb fühlen Sie sich überhaupt schuldig?«
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    »Weil ich weiß, wie wichtig es ist, zu Beginn einer solchen Untersuchung so viele Fakten wie möglich zusammenzutragen.«
    Leise lächelnd schüttelte er den Kopf. »Aus keinem anderen Grund.«
    »Jetzt haben Sie Gelegenheit, es wieder gutzumachen«, sagte Helen.
    »So gut ich nur kann«, sagte Novak.
    Im vergangenen Sommer, erzählte er Helen, hatte ihn einer seiner Stammkunden gebeten, in seinem Auftrag Kontakt zu Lynne Bolsover aufzunehmen und ihr Hilfe anzubieten, falls sie diese wollte.
    »Was für eine Hilfe?«, fragte Helen.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte Novak.
    »Ich ermittle hier in einem Mordfall, Mr Novak.«
    »Ich kann es Ihnen deshalb nicht sagen, weil ich es nicht weiß.« Er hielt inne. »Mein Klient ist Anwalt, aber ich weiß nicht, ob es dabei um einen offiziellen Fall ging. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich die Frau damals kontaktiert und ein Treffen mit ihr vereinbart habe – im Asda in Southgate, einem großen, anonymen Schuppen. Genau das, was sie wollte.«
    »Und?«
    »Und sehr wenig«, sagte Novak. »Ich sagte ihr, ich hätte erfahren, dass sie Probleme hätte, und dass mein Klient glaube, er könne ihr helfen, falls sie das wollte. Sie war sehr nervös, hatte große Angst, dass man uns zusammen sehen könnte – ich erinnere mich, wie sie in alle Richtungen schaute, bevor sie meine Karte nahm. Ein paar Tage später rief sie mich an und sagte, selbst wenn sie Hilfe wolle, habe sie kein Geld für irgendwelche Honorare. Ich

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