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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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unseren Täter.«
    »Im Ernst«, beharrte Ally King. »Ich meine, wenn Sie einen Grund haben …«
    »Habe ich nicht«, erwiderte Helen.
    King wusste, wann ein Thema beendet war. »War es ein nettes Mittagessen?«
    »Nicht besonders.«
    King gab auf und machte sich wieder an die Arbeit, während Helen an ihren Schreibtisch ging. Das Essen mit ihrer Schwester 208
    war nervenaufreibend gewesen, weil Laura über nichts anderes geredet hatte als über das neue Haus, das Gary und sie kaufen wollten, und wie gut es den Kindern gefiel und was für ein großartiger Ehemann Gary sei und wie viel Helen sich entgehen ließe.
    »Ehrlich, du hast ja keine Ahnung«, hatte Laura gesagt ■ und nicht zum ersten Mal.
    »Ich weiß«, antwortete Helen und versuchte, sich auf ihre Spaghetti zu konzentrieren.
    »Wenn du dir nicht bald über die wirklich wichtigen Seiten des Lebens Gedanken machst, Helen, dann …«
    »Ist es zu spät.«
    »Genau«, sagte Laura.
    Helen fragte sich, was Laura wohl denken würde, wenn sie Lynne Bolsovers Leiche in dem Schrebergarten gesehen hätte, den schrecklichen Zustand, in dem die Tote gewesen war und das grausige Missverhältnis zwischen ihrem verwesten Körper und dem Pullover und den Jeans, in die er noch gekleidet war.
    Das war definitiv nicht Lauras Vorstellung von den »wichtigen«
    Seiten des Lebens – aber verdammt wichtig für Lynnes Familie.
    Und für sie.
    Sie hatten jeden Stein umgedreht. Und dann hatte die kleine Kylie Bolsover den blutverschmierten, in Stoff eingewickelten Stein gefunden, und das Gesetz rief Juhu! und legte sich auf die sprichwörtliche faule Haut.
    Nein, natürlich verdächtigte sie Novak nicht, Lynne Bolsover ermordet zu haben. Und auch Allbeury nicht. Zumindest glaubte Helen nicht, dass sie es waren. Aber ob dieses seltsame Paar nun etwas mit dem Mord zu tun hatte oder nicht – Helen fand Allbeurys private Aktivitäten nach wie vor beunruhigend.
    Irgendetwas erinnerte sie an die Anwälte, die in der Hoffnung auf eine profitable Schadenersatz-Klage jedem Krankenwagen 209
    hinterherlaufen.
    Private und unbezahlte Arbeit, rief sie sich zum wiederholten Mal in Erinnerung. Was das Ganze entweder noch lobenswerter oder noch seltsamer erscheinen ließ, je nachdem, wie zynisch man es betrachtete. Und ihre eigene Betrachtungsweise war sehr zynisch.
    Dass Novak sie angerufen hatte, bedeutete gar nichts.
    Nur dass es eine vielfach bewiesene Tatsache war, dass manche Mörder sich gezwungen fühlten, so dicht wie möglich an den Ermittlungen in ihrem Fall zu bleiben.
    Du übertreibst, Helen.
    Sie sah sich die Notiz an, die King geschrieben hatte, nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Novak Investigations.
    Novak war nicht da, nur seine Frau, und die wusste von keinem besonderen Grund, aus dem er sich gemeldet haben könnte.
    »Soll ich Mike bitten, Sie noch einmal anzurufen?«, fragte Clare.
    »Wenn er will«, sagte Helen. »Allerdings habe ich nichts Neues für ihn – nur, was er schon weiß.«
    »Dass John Bolsover angeklagt wurde«, sagte Clare.
    »Richtig«, sagte Helen. »Und die Familie versucht, damit zurechtzukommen.«
    210
    38.
    ch habe mich doch schon entschuldigt«, sagte Christopher I am Sonntagnachmittag in der Küche ihrer Holland-Park-Wohnung zu Lizzie, während sie frisch gekochte Hühnerbrühe durchseihte und versuchte, ihren Zorn im Zaum zu halten.
    »Normalerweise hast du doch gern Leute zum Essen da.
    Deshalb dachte ich, es würde dir nichts ausmachen. Und du hattest ja schon gesagt, ich könne ihn fragen …«
    »Aber ich habe ein bisschen mehr als achtundvierzig Stunden Vorwarnung erwartet.«
    »Ich weiß. Tut mir Leid.«
    »Ich mag es nicht, an den Wochenenden von den Kindern weg zu sein.«
    Christopher schob das Kinn vor, und seine Augen wurden schmal; dann schüttelte er ganz leicht den Kopf und atmete ein.
    »Was kann ich tun, um dir zu helfen?«
    »Nichts«, sagte Lizzie, immer noch kurz angebunden.
    »Außer Gilly anrufen und dich entschuldigen.«
    »Ich dachte, das hättest du bereits getan.«
    »Es wäre nett, wenn es von dir käme«, sagte sie.
    »Weil alles meine Schuld ist.«
    »So ziemlich«, sagte Lizzie.
    Sie war schon den ganzen Tag mehr als gereizt gewesen, vor allem, weil Christopher schon am Freitag – kaum zwölf Stunden, nachdem er das Thema angeschnitten hatte – Robin Allbeury zum Abendessen eingeladen hatte; als der Anwalt erwähnte, dass seine Wochenendpläne geplatzt seien, hatte Christopher die Einladung kurzerhand auf

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