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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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nicht‹? Es kann doch mal Streit geben.«
    »Ja, aber wir hatten uns an diesem Morgen nicht gestritten.«
    »Aber manchmal hatten Sie Streit?«
    »Natürlich. Wer nicht?«
    »Aber nicht an diesem Morgen? Keine bösen Worte?«
    Keenan wartete nicht auf eine weitere Antwort. »Und Sie wissen nicht, was Joanne bewogen haben könnte, fortzugehen?«
    Dieses Mal versuchte Tony gar nicht erst, die Tränen zurückzuhalten; er weinte hemmungslos, stellte sein Glas auf den Boden neben dem Stuhl und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. »O Gott, Joanne«, schluchzte er.
    »Schon gut«, sagte Keenan.
    »Es ist nicht gut.« Tony nahm die Hände vom Gesicht. Seine Wangen waren gerötet. »Und ich verstehe nicht, warum Sie hier sitzen und mir diese blöden Fragen stellen, statt den Abschaum zu suchen, der ihr das angetan hat.«
    »Es sind eine Menge Leute unterwegs«, versicherte Keenan ihm, »die alle ihr Bestes geben, genau das zu tun, Mr Patston.
    Und es tut mir aufrichtig Leid, dass ich Ihnen Fragen stellen muss, die Ihnen im Augenblick dumm erscheinen, und wahrscheinlich auch grausam.«
    Tony nickte; im Augenblick brachte er kein Wort heraus.
    »Aber meine Fragen«, fuhr Keenan fort, »sind ein
    entscheidender Teil unserer Ermittlungsarbeit. Selbst die winzigsten Details können von ungeheurer Bedeutung sein. Wir 271
    müssen wissen, wie Joanne sich fühlte, als Sie sie zuletzt gesehen haben, in welcher Stimmung sie war. Ihr Zustand könnte der Auslöser dafür gewesen sein, dass sie weggegangen ist und wohin sie ging, mit wem sie sich traf und was sie getan hat.« Keenan schwieg kurz. »Wenn sie, sagen wir mal, Kopfschmerzen hatte und keine Tabletten im Haus waren, könnte sie in die Apotheke gegangen sein. Wenn sie gelangweilt oder genervt war, ist sie vielleicht zu einem Friseur gegangen, oder sich ein neues Kleid kaufen.«
    »Sie wollte sich mit einer Freundin treffen«, sagte Tony müde.
    »Die Freundin, die sie angerufen hat.« Er seufzte, hob sein Glas und trank noch einen Schluck Brandy.
    Die Tür ging auf, und Karen Dean steckte den Kopf ins Zimmer.
    »Verzeihung, Sir«, sagte sie. »Ein Anruf für Sie.«
    Keenan stand auf. »Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Tony nickte, lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen.
    Keenan ging hinaus in den Flur.
    »Mrs Patstons Auto wurde auf dem Hall-Lane-Parkplatz gefunden«, informierte Dean ihn leise. »Das ist der Einkaufsparkplatz neben Sainsbury’s in Chingford.«
    »In der Nähe der Bibliothek?«
    »Praktisch gegenüber«, sagte Dean. »Auf den ersten Blick ist nichts in oder beim Auto, Sir. Und auch die Suche nach Fingerabdrücken und der Tatwaffe hat bisher nichts ergeben.«
    Keenan nickte und wollte sich schon abwenden, hielt dann aber inne. »Ich möchte Sie bitten, in diesem Fall als Verbindungsglied zur Familie zu fungieren, Karen.«
    »Ich würde gern weiterhin an den Ermittlungen teilnehmen, Sir …«
    Keenan nickte wieder. »Wir werden einen uniformierten 272
    Beamten bitten, in der Nähe des Patston-Hauses zu bleiben, solange Sie unterwegs sind, aber ich möchte Sie als Verbindungsbeamtin.«
    Deans Augen – dunkel, leicht schräg und mit scharfem Blick –
    verrieten flüchtige Enttäuschung, gemischt mit Furcht, die Keenan gut nachvollziehen konnte.
    »Natürlich«, sagte sie.
    273
    58.
    m zehn nach fünf rief Clare bei Allbeury an und fragte, ob U er wisse, wo Novak sei.
    »Er hat mich vorhin angerufen«, berichtete sie, »musste dann aber plötzlich auflegen und sagte, er würde sich wieder melden.
    Das hat er aber nicht getan. So was ist normalerweise gar nicht seine Art. Und jetzt hat er auch noch sein Telefon abgestellt.
    Sonst stellt er es nur leise.«
    »Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen, Clare«, sagte Allbeury.
    »Ich warte auch auf einen Anruf von ihm.«
    »Wenn du zuerst von ihm hörst«, sagte sie, »sag ihm bitte, er soll mich anrufen.«
    »Natürlich«, versprach er.

    »Sie sprachen von Mord«, sagte Novak zu Sergeant Reed, als dieser mit zwei Styroporbechern Kaffee ins Verhörzimmer des Dezernats für Schwerverbrechen in Theydon Bois zurückkam.
    »Wer wurde denn ermordet?«
    »Warum haben Sie auf der Straße herumgestanden?«
    Reed stellte Novaks Kaffee vor ihn hin.
    Novak wusste, dass es jetzt keinen Sinn hatte, Ausflüchte zu machen.
    Nicht zu viele jedenfalls.
    »Ist Joanne Patston das Opfer?«, fragte er.
    »Kennen Sie Mrs Patston?«, fragte Reed.
    »Ich bin ihr einmal begegnet«, antwortete Novak. »Kurz.«
    »Warum haben

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