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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ist wundervoll, auf diese Weise zu helfen«, sagte Karen Dean.
    Sandra nickte und kämpfte vergeblich gegen die Tränen an.
    Sie presste sich ein bereits durchnässtes Taschentuch auf die Augen. »Joanne hat sehr lange darauf gewartet, Irina zu bekommen«, sagte sie nach einer Weile. Sie wischte sich das Gesicht ab, dann hielt sie das Taschentuch mit der rechten Faust.
    »Sie hat sich sehnlichst ein Baby gewünscht, aber sie und Mike konnten keins bekommen.«
    »Adoption ist eine schwerwiegende Entscheidung für die meisten Paare«, sagte Keenan. »Ich weiß, dass es für manche Väter schwierig ist, das Kind eines anderen Mannes großzuziehen.«
    Karen ging zurück zum Wasserkocher, näher ans Fenster.
    »Ich würde nicht sagen, dass mein …« Sandra stockte.
    »Was würden Sie nicht sagen, Mrs Finch?«, fragte Keenan.
    Sie senkte die Stimme. »Ich wollte sagen, dass mein Schwiegersohn mir nie als besonders väterlicher Mensch 281
    erschienen war, aber bei der Adoption hat er Joanne voll und ganz unterstützt.« Sie schüttelte den Kopf bei der Erinnerung.
    »Die beiden haben einen Fernsehbericht über die Waisen da drüben gesehen, wissen Sie. Danach wollten sie unbedingt ein Kind adoptieren.«
    »Das dürfte nicht ganz einfach gewesen sein.« Dean ließ ein paar Teebeutel in die blauweiße Kanne fallen.
    »War es auch nicht«, sagte Sandra. »Joanne sprach nicht viel darüber – sie war ein bisschen abergläubisch und hatte Angst, dass es schief gehen würde, wenn sie zu viel darüber sprach –, aber sie erzählte mir immer, dass Tony partout nicht aufgeben wollte.« Sie hielt inne.
    »Jetzt sind es viereinhalb Jahre, seit sie Irina nach Hause geholt haben.« Ihre Stimme bebte. »Sie hat Joanne sehr glücklich gemacht … sie war eine wunderbare Mutter.«
    Zum ersten Mal verlor sie die Fassung. Sie schluchzte und verbarg das Gesicht in den Händen. Ihre Schultern bebten.
    Als hätte der Schmerz ihrer Großmutter sie geweckt, war von oben plötzlich Irinas Weinen zu hören.
    Sandra hob den Kopf, stand auf, zog ein paar Papiertücher aus der Schachtel auf dem Tisch und trocknete sich die Augen ab.
    »Ich gehe lieber zu ihr.« Sie putzte sich die Nase. Als sie zum Treteimer ging, um die Tücher hineinzuwerfen, sah sie Tony, der draußen unglücklich und in hilflosem Zorn auf einen Grasstreifen eintrat. »Er regt sich sehr auf, wenn Irina weint.«
    »Wirklich?«, fragte Keenan. »Alle Kinder weinen doch.«
    »Natürlich.« Sandra hielt inne, um zu horchen. Von oben war kein Laut mehr zu hören. »Joanne hat sich nie groß dazu geäußert, aber es war trotzdem offensichtlich, weil sie immer dafür sorgte, dass Irina möglichst wenig weinte. Als sie klein war, gab sie ihr jedes Mal ein Extra-Fläschchen oder nahm sie auf den Arm.«
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    »Wird Tony wütend, wenn Irina weint?«, fragte Keenan beiläufig.
    »Ob er wütend wird, weiß ich nicht«, sagte Sandra, die sich plötzlich unbehaglich zu fühlen schien. »Ich sollte jetzt raufgehen.«
    »Sie müssen keine Angst haben, dass Sie etwas Falsches sagen«, sagte Keenan.
    »Habe ich nicht«, sagte Sandra, der das Gespräch dennoch unangenehm war.
    »Jetzt zählt erst mal nur eins«, beharrte Keenan. »Dass Sie uns alles erzählen, was uns helfen könnte, damit wir herausfinden, was Joanne zugestoßen ist, und warum.«
    Sandras Gesicht veränderte sich plötzlich. Sie wurde noch bleicher, und ihre Augen weiteten sich in neuerlichem Entsetzen. »Sie wollen doch nicht andeuten, dass Tony …«
    »Niemand deutet etwas an, Mrs Finch. Das sind nur Routinefragen, die uns helfen sollen …«
    »Wie können Sie nur solche Worte benutzen?«, rief Sandra aus. »Meine Tochter … die Mutter dieses kleinen Mädchens«, sie blickte zur Decke, »ist gerade ermordet worden. Wie können Sie da von Routine sprechen?«
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    60.
    ls Novak um kurz nach sieben durch die Wohnungstür A kam und Clares Gesicht sah, erkannte er sofort, dass sie es wusste.
    »Robin hat es mir gesagt«, bestätigte sie. »Er hat angerufen, um mir deine Nachricht zu übermitteln. Ich habe an seiner Stimme gehört, dass etwas nicht stimmt.«
    »Ich wollte es dir gern selbst erzählen«, sagte Novak.
    »Er hat versucht, mir nichts zu sagen, aber ich habe es aus ihm herausbekommen.«
    »Darauf verstehst du dich.« Novak ging zu ihr und schloss sie in die Arme.
    »Die arme Frau.« Clare brach in Tränen aus. »Und das arme kleine Mädchen …«
    »Sie wird darüber hinwegkommen«, sagte Novak und wusste, dass er

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