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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Frage eins brauche ich den
    Terminkalender in meinem Computer«, sagte Allbeury.
    »Was die zweite Frage betrifft, habe ich Inspector Shipley bereits von meiner einzigen Begegnung mit Lynne Bolsover erzählt.«
    Wieder antwortete Helen nicht.
    »Wenn ich mich recht erinnere«, sagte Keenan, »haben Sie Inspector Shipley erzählt, dass Sie Mrs Bolsover Ihren Rechtsbeistand angeboten hatten – gratis, aber außerhalb der 310
    staatlichen Prozesskostenhilfe.«
    »Korrekt«, sagte Allbeury. »Aber sie wollte meinen Rat nicht.«
    »Wahrscheinlich war die Sache aus ihrer Sicht ein bisschen zu kompliziert«, sagte Keenan. »Wenn sie im Grunde nichts weiter tun musste als ins Bürgerbüro zu gehen oder die Gelben Seiten aufzuschlagen, um eine der Firmen zu finden, bei denen die erste Beratung umsonst ist.«
    »Aber sie hat nichts dergleichen getan«, sagte Allbeury ungerührt. »Und das ist genau der Punkt. Mrs Bolsover hatte zu viel Angst, dass ihr Mann etwas herausfinden könnte, um einen solchen Besuch zu riskieren.«
    »Sie erwähnten einen ›Fluchtweg‹«, sagte Helen.
    Allbeury dachte kurz nach. »Nun, viele unglückliche Frauen erkennen offenbar nicht, dass sie einen Fluchtweg haben.«
    »Weil sie kein Geld besitzen«, fügte Keenan hinzu.
    Allbeury nickte. »Das ist oft der erste Stolperstein.«
    »Also, wie hätten Sie Lynne Bolsover geholfen, zu
    ›fliehen‹?«, fragte Helen. »Wenn sie Ihr Angebot nicht abgelehnt hätte?«
    »Das kann ich nicht beantworten«, sagte Allbeury.
    »Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?«, fragte Helen.
    Er lächelte. »Ich kann nicht, Inspector. Jeder Fall liegt anders, und selbstverständlich wäre jeder Rat oder jede Hilfe, die ich Mrs Bolsover hätte anbieten können, von ihren spezifischen Lebensumständen und Bedürfnissen abhängig gewesen.«
    »Was ist mit Joanne Patstons Bedürfnissen?« Jim Keenan beugte sich ein Stück vor.
    »So Leid es mir tut«, antwortete Allbeury, »auch was das angeht, kann ich Ihnen nicht viel weiterhelfen.« Er hielt inne.
    »Mrs Patston und ich haben uns nur ein einziges Mal getroffen, in ihrer örtlichen Bibliothek.«
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    »In Hall Lane?«, fragte Keenan.
    »Genau.« Allbeury hielt inne. »Sie brachte ihre Tochter Irina mit, und wir unterhielten uns, während die Kleine sich Bücher anschaute – ihre Mutter behielt sie die ganze Zeit im Auge.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«, fragte Keenan.
    »Mrs Patston hatte Angst um Irina«, sagte Allbeury, »weil ihr Mann das Kind schlug. Wir sprachen darüber, und auch über Möglichkeiten, wie ich ihr helfen könnte, einen Weg aus ihrer Ehe zu finden.«
    »Was für einen Weg?«, fragte Keenan. »Scheidung?«
    »Scheidung wäre möglicherweise kein ausreichend sauberer Bruch gewesen«, sagte der Anwalt. »Ein zu langer Prozess – ein zu hohes Risiko, dass Patston bis zur Rechtsgültigkeit der Scheidung wer weiß wie oft die Beherrschung verloren hätte und gewalttätig geworden wäre.«
    »Sie hätte versuchen können, eine richterliche Verfügung zu erwirken«, sagte Helen.
    »Natürlich«, sagte Allbeury. »Ich weiß allerdings nicht, ob sie mit allem hätte umgehen können, was eine solche Verfügung mit sich bringt.« Allbeury schwieg kurz. »Darüber hinaus richten sich gewalttätige Männer, wie Sie wissen, nicht immer nach richterlichen Anweisungen.«
    »Warum hat sie ihn nicht angezeigt?«, fragte Keenan.
    »Angst«, antwortete Allbeury nur.
    »Auf welchem Weg haben Sie von Joanne Patston erfahren?«, fragte Helen. »Wieder ein anonymer Tipp?«
    »Ja«, antwortete Allbeury. »Diesmal allerdings kein Brief.« Er blickte Keenan direkt in die Augen, als er die kleine Lüge aussprach. »Ein Anruf.«
    »Nicht zurückzuverfolgen, nehme ich an«, sagte Helen.
    »Ich habe nicht versucht, die Quelle des Anrufs zu finden«, sagte Allbeury. »Ich war mehr an seinem Inhalt interessiert.«
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    »An Joanne Patston«, sagte Keenan.
    »Und der Gefahr für ihre Tochter«, sagte Allbeury.
    »Warum haben Sie diese Gefahr nicht der Polizei gemeldet?«, fragte Helen.
    »Ich wollte Mrs Patston das Gefühl geben, mir vertrauen zu können«, antwortete er. »Den Sozialdienst oder die Polizei anzurufen hätte ihr Leben und das des Kindes möglicherweise noch schwerer gemacht.«
    »Und, hat sie Ihnen vertraut?«, fragte Keenan.
    »Sie gelangte an den Punkt, an dem sie der Meinung war, sie könnte es.«
    »Trotzdem haben Sie Mrs Patston nie wieder gesehen?«, fragte Helen.
    »Nein.«
    »Haben Sie sie noch

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